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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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den Dreck aus den Augen
pusten können.“ Oder: „Wer sich für sehr zivilisiert hält, sagt sogar der
Ziege, Guten Tag.“
    „Was?
Wie? Wollt ihr uns verarschen?“ fragten wir zurück. Die Antwort erfolgte
dementsprechend: „Der Kluge versteht ein Sprichwort und fragt nicht nach der
Erklärung.“
    Wir
haben die Rädelsführer auf der Stelle entlassen. Um den Diebstahl ganz und gar
zu unterbinden, hätte wir die Einheimischen völlig von der Arbeit fernhalten
müssen, doch wer sollte sich dann noch für uns abrackern? Wir machten aber
trotzdem keine Verluste - im Gegenteil. Zuallererst brachten wir Tiefkühltruhen
und Bier zu unseren durstigen Kunden. Den Strom lieferten uns die Generatoren
der Ashanti Goldlands - mit freundlicher Unterstützung der Direktion, und
kostenlos.
    Die
zukünftigen Gäste saßen draußen vor unserem Schuppen und besoffen sich friedlich,
während wir drinnen mauerten, pinselten und Kabel verlegten. David und ich
konnten es kaum glauben: Stevens Idee erwies sich schon jetzt als Goldgrube in
der Goldgrube. Uns entstanden die ersten positiven Probleme: Wir hatten nicht
berechnet, wie viel Weiße hier überhaupt lebten und arbeiteten. Es stellte sich
heraus, dass wir bis zu achthundert Arbeiter zu versorgen hatten, das hieß,
vierhundert pro Schicht, die schwarzen Beschäftigten gar nicht mit
eingerechnet. Unsere Aufgabe bestand zunächst darin, den Nachschub aus Accra
umzuorganisieren und die Lagerung der Getränke vor Ort zu vergrößern.
    Als
wir unseren Laden, den wir hochtrabend „The Ashanti Gold House“ nannten,
offiziell eröffneten, hatte unser Konto bei der Barclays Bank in Accra bereits
so viel Speck angesetzt, wir hätten uns bedenkenlos einen ausgiebigen Urlaub in
Las Vegas leisten können. Der Traum von Las Vegas blieb jedoch nur ein Traum,
denn es war keine Zeit zum Träumen.
    Anfangs
verkauften wir bloß Bier, Guinness, Whisky und Rum. Am Eröffnungstag boten wir,
zur Verwunderung aller, außer Getränke ebenso englisches Essen und ghanaische
Frauen an. Da ein entsprechendes Etablissement für die körperlichen Freuden
unserer Gäste vorerst noch in der Planungsphase schlummerte, mussten Steven und
ich unsere eigenen kleinen Räumlichkeiten stundenweise zur Verfügung stellen.
Auch in diesem Tätigkeitsbereich entdeckten wir einen unkalkulierbaren Markt,
der sich in unberechenbare Einkünfte umwandeln würde.
    Monate
später, unser geplantes und mittlerweile fertiggestelltes Freudenhaus war kaum
noch imstande seine betuchte Kundschaft aufzunehmen, das Restaurant war zum
zweiten Mal vergrößert worden, Dollar, Pfund und Cedi wechselten die Besitzer
und landeten stets in unseren Kassen, Monate später also, wurde ich ungewollt
Zeuge eines Gespräches zwischen Steven und einem leitenden Mitarbeiter der
Goldfirma, dessen Gesicht ich leider nicht sehen und dessen Stimme ich nicht
identifizieren konnte. Jene Unterhaltung belauschte ich gegen fünf Uhr morgens.
Zu dieser Zeit war unser Laden aus betriebstechnischen Gründen für eine Stunde
geschlossen, denn die Freizeitschicht der Mine musste sich auf die beginnende
Arbeit vorbereiten, während die Arbeitsschicht sich zur Dienstübergabe
bereithalten sollte. Der große Ansturm brach wieder kurz nach sechs Uhr aus.
Ich wurde wach, weil mein Ventilator streikte und mir die schwüle Hitze alle
möglichen Flüssigkeiten aus den Poren trieb. Ich ließ Florence weiterschlafen.
Sie hatte bis tief in die Nacht gekellnert. Ihren Job bei Dr. Webster gab sie
auf, als Steven und ich den Umzug nach Obuasi vorbereiteten. Seitdem lebten wir
zusammen. Damit schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe: um mich hatte sich
Schwester Florence menschlich zu kümmern, um Steven gesundheitlich. Ich war beruhigt,
dass er, ohne es zu wissen, unter ihrer fachkundigen Beobachtung stand. Sie
berichtete mir jede kleine Veränderung an ihm, die sie bemerkte. Mir wies ich
die Aufgabe zu, ihn dann unter freundlichem Druck nach Accra zu einer
Untersuchung in Dr. Websters Klinik zu überreden.
    Nein,
ich weckte Florence nicht. Schweißgebadet ging ich an die frische Luft. Als ich
aus meinem Haus trat, sah ich drüben im Lagerraum unserer Kneipe Licht brennen
und wurde etwas unruhig. Ich schlich vorsichtig hinüber, um nach dem Rechten zu
sehen. Steven war vor mir zu Bett gegangen, ich hatte alles selbst verschlossen
und die Beleutung ausgeschaltet, überlegte ich. Was ging da vor? Ich kauerte
mich unter das erhellte Fenster und versuchte keine Geräusche zu

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