Das Salz der Mörder
Lücken zwischen den gefährlich anmutenden Stahlkolossen
erblicke ich den berühmt gewordenen und rätselhaften Brunnen von Wusterwalde.
In dieser Sekunde öffnet sich die große Eingangstür und eine junge schwangere
Frau kommt mit erhobenen Armen auf uns zu. In ihrer rechten Hand hält sie ein
Sprechfunkgerät. Mit den Worten ‚Wer ist hier zuständig‘, übergibt sie das
Gerät einem unserer Beamten. Meine lieben Zuschauer, ich bitte die schlechte
Bildqualität zu entschuldigen. Leider hat unser Kameramann einen äußert
ungünstigen Standort. Auf Anweisung des Staatsanwaltes dürfen wir das Fahrzeug
nicht verlassen - aus Sicherheitsgründen. Deshalb müssen Sie bedauerlicherweise
mit meinem Kommentar vorliebnehmen. Das Sprechfunkgerät wird uns in den Wagen
gereicht. Ein kurzes Kratzen und Knacken ist vernehmbar, nun betätigt der
Staatsanwalt den markierten Sprechknopf, doch hören Sie selbst.“
„Hallo?
Bitte, mit wem spreche ich?“
„Mein
Name ist Doktor Margot Hansen. Ich leite diesen Betrieb hier. Und dieser
Betrieb ist mein Privatbesitz. Ich verlange hiermit von Ihnen, dass Sie und
Ihre bewaffneten Eindringlinge mein Anwesen auf dem schnellsten Weg verlassen.
Ich werde mir rechtliche Schritte vorbehalten. Wer sind Sie überhaupt? Ende.“
„Mein
Name ist Doktor Andreas Schmid-Mertens. Ich bin leitender Staatsanwalt und
trage die Verantwortung für diesen Einsatz. Ich gebe Ihnen eine Stunde, um Ihre
Angelegenheiten zu regeln, danach fordere ich Sie und alle anderen auf, die
sich mit Ihnen in dem Gebäude aufhalten, mit erhobenen Händen heraus zu kommen.
Sollten Sie sich diesem Ultimatum widersetzen, stürmen meine Männer das Haus.
Ende.“
„Mein
lieber junger Freund, möglicherweise ist es Ihnen und Ihrer Mannschaft
entgangen, dass vor meinem Eingang zwei brave Menschen sitzen, die ich aus
einer gewissen Vorsicht heraus anketten musste. Ich befürchte, Ihre vor Gewalt
strotzenden Panzerwagen nehmen Ihnen die eindeutige Sicht der Dinge. Wenn Sie
bitte etwas genauer hinschauen würden: Der Herr rechts von Ihnen ist Doktor
Felix Scholz aus Düsseldorf. Er ist Aufsichtsratsmitglied bei Mannesmann. An
ihm ist Herr Klaus Neufeld aus dem schönen Wolfsburg gekettet, erster
Produktionsleiter in der Forschungsabteilung beim VW-Konzern.“
„Liebe
Zuschauer, verzeihen Sie, dass ich sehr leise spreche. Wie ich erst jetzt auf
meinem Monitor erkennen kann, sitzen auf einem Podest vor dem Eingang des
Gebäudes zwei Männer mit dem Rücken zu uns. Johnny, fahr mal mit deiner Kamera
näher heran, wenn das irgendwie möglich ist. Ihre Arme sind hinten mit
Handschellen aneinander gekettet.“
„Hören
Sie mich, Herr Staatsanwalt?“
„Ja,
ich höre Sie.“
„Was
sollte dieser Feuerüberfall vorhin? Sie haben mir sämtliche Fensterscheiben
zerschossen. Ich nehme an, das war ein Versehen. Lassen wir das vorerst. Ich
erkenne durch mein Fernglas ganz deutlich, dass sich in Ihrem Auto ein
Kameramann befindet. Ich kann auch seine Armbinde identifizieren. Es steht ARD
drauf. Ist das richtig? Es wäre dringend ratsam, ebenfalls die breite
Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen, was hier vor sich geht. Also,
schicken Sie den ARD-Mann heraus, um das Geschehen aus nächster Nähe zu filmen.
Ich versichere Ihnen, es wird ihm nichts geschehen, denn ich liebe
Öffentlichkeitsarbeit. Ende.“
„Ich
kann das aus Sicherheitsgründen nicht zulassen. Ende.“
„Aber
sicher können Sie das. Auf diese beiden Herren, die ich eben erwähnte, ist
jeweils ein Kleinkalibergewehr gerichtet. Sollten Sie meine Bedingungen nicht
erfüllen, fangen meine Diener an zu schießen. Zuerst auf einen Fuß, dann auf
ein Knie vielleicht oder in den Ellbogen. Es gibt etliche Stellen am Körper
eines Menschen, die man verletzen kann, ohne ihn gleich töten zu müssen,
eventuell verblutet er langsam. Es wäre, bei Gott, allein Ihre Schuld, wenn Sie
aus niederen Motiven zum Zwecke Ihrer lächerlichen Karriereambitionen
Menschenleben aufs Spiel setzen wollen. Ich meinerseits benötige eine objektive
Berichterstattung, den völligen Abzug Ihrer Truppen, einige Hubschrauber, die
mich und meine Gemeindemitglieder nach Hamburg-Fuhlsbüttel transportieren, um
von dort aus in ein bereitstehendes Flugzeug umzusteigen, das uns in ein Land
meiner Wahl fliegen wird. Haben Sie das verstanden? Um das zu organisieren,
gebe ich Ihnen genau achtundvierzig Stunden. Das heißt, wenn Sie bis übermorgen
Früh um zehn Uhr nicht alles Erforderliche in die
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