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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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gebildet.“
    Die
Faxmaschine benötigte 48 Sekunden, um den Bericht Nr. 9OK1050/... nach Kiel zu
übermitteln.
    Während
dieser 48 Sekunden summte die Faxmaschine im Büro des Oberinspektors Petersen
und druckte den Bericht Nr. 9OK1050/... aus. Mit einem kurzen Ratsch fiel der
bedruckte Papierstreifen in die Ablage des Gerätes und hatte dort auf den
Empfänger zu warten.
    Der
Empfänger betrat sein Büro erst am nächsten Morgen, und er griff sogleich in
die besagte Ablage der Maschine.
    „.
. . und ich bitte Sie, das richtig zu verstehen. Das dauert mir alles zu lange.
Ich erwarte daher umgehendst Akteneinsicht. Mit kollegialen Grüßen Dr.
Katharina von Bentheim.“
    „.
. . ist Ihnen der Begriff und die Bedeutung der Einrichtung ‚Interpol‘
geläufig? Wir möchten keine weiteren politischen Konfrontationen bzw.
Belastungen unsrer Beziehungen mit der österreichischen Bundesregierung. Mit
sofortiger Wirkung untersagen wir hiermit ausdrücklich weitere
Ermittlungsaktivitäten auf ausländischem Territorium. Staatssekretär Dr. F. S.
von Minthus, Bundesministerium für Justiz.“
    Das
letzte Faksimile, Bericht Nr. 9OK1050/..., kam von den Kollegen aus Itzehoe.
Oberinspektor Petersen entnahm daraus folgendes: Ein Hubschrauberpilot der
Bundeswehr (der Einsatzbefehl ist für die deutsche Öffentlichkeit nicht
zugänglich) meldete seinem Vorgesetzten, dass in den frühen Morgenstunden des
9. Oktober um 01.27 Uhr in den Koordinaten 8° 51’44’’ / 54° 08’03’’ ein
Menschenauflauf oder eine Art Versammlung auf einem großen freien Gelände
(Marktplatz, Fußballfeld, Festwiese oder ähnliches) statt fand. Der Pilot
beobachtete einen Aufmarsch von Fackelträgern und gab die Zahl der Teilnehmer
mit schätzungsweise fünf- bis sechshundert an. Nebenbei meldete der Mann, dass
seine Flughöhe exakt 102 Meter betrug und er klare Sichtverhältnisse hatte. Die
einzigen Beleuchtungsquellen am Boden wären allerdings nur die brennenden
Fackeln gewesen. Da zivile und militärische Luftbewegungen meldepflichtig sind
und auch ungewöhnliche Aktivitäten zu ebener Erde vom Flugpersonal zur Anzeige
gebracht werden müssen, wie zum Beispiel: Brände, Unfälle, Zusammenrottungen
und dergleichen mehr, gelangte die Meldung zum Bundeswehrhorst in Sch. Der
diensthabende Offizier übermittelte den Bericht des Piloten pflichtgemäß an die
Kripo in Itzehoe, die zuständig für das entsprechende Planquadrat ist.
    Oberinspektor
Petersen schien irritiert. Weshalb sandten die Kollegen aus Itzehoe diese
Nachricht zu ihm nach Kiel? Er konnte in dieser Meldung nicht den geringsten
Zusammenhang mit dem Entführungsfall Wegner erkennen.
    Petersen,
der immer noch mit den drei Faksimiles in der Hand geistesabwesend neben der
Faxmaschine stand, setzte sich endlich hinter seinen Schreibtisch und schob die
tägliche Post beiseite. Er vergaß sogar heute seine Sekretärin aus dem
Vorzimmer zu rufen, um den obligatorischen Morgenkaffee zu bestellen. Ja, er
schien irritiert. Diese drei Fax-Ausdrucke irritierten ihn. Erstens ist da
diese Frau Dr. Katharina von Bentheim, die seit Kurzem alle
Rechtsangelegenheiten der Familie Wegner vertritt und ihm laufend auf die
Nerven geht. Zweitens ist da ein Staatssekretär, der ihm mit barschen Worten
untersagt, seine Ermittlungen in Österreich fortzusetzen. Und drittens ist da
diese Bundeswehrmitteilung über einen Fackelumzug, mit dem er erst recht nichts
anzufangen wusste.
    Als
es schüchtern an seiner Bürotür klopfte, schreckte er kurz auf - seine
Sekretärin, offenbar gleichermaßen irritiert, brachte unaufgefordert den
Kaffee. Nach dem dritten Schluck des schwarzen, koffeinhaltigen Getränks, kam
Oberinspektor Petersen auf die Idee, die Landkarte von Schleswig-Holstein
hinter sich an der Wand zu studieren. Und irgendwie wurde er ruhiger, seine
Nervosität ließ nach, denn auf der Einquadratmeter großen Karte war kein
Berlin, kein Bonn, kein Wiesbaden, kein München, kein Innsbruck und kein
Salzburg zu sehen - nein, diese Karte hing friedvoll an seiner Wand, diese
Karte von Schleswig-Holstein. Warum er seine eigene Landeshauptstadt übersah,
ja, das . . ., das können wir nicht nachvollziehen.
    Indes,
die anfängliche Ruhe schwand augenblicklich aus seinem Gesicht, und sein Herz
begann schneller zu schlagen, als er die Koordinaten des unbekannten
Bundeswehrpiloten mit den Koordinaten auf der Landkarte verglich. Oberinspektor
Petersen kannte die Umgebung, wo sich die vertikale und die horizontale

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