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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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wegen dem Geld keine Sorgen. Es wird für uns beide reichen. Außerdem werden
wir in Ghana bestimmt ein ‚Business‘ für uns finden, von dem man sich über
Wasser halten kann.“
    „Es
ist nur - ich war stets mein eigener Herr und von niemandem abhängig. Steven,
versteh mich bitte nicht falsch, du bist mein bester Freund, aber ich will dir
nicht ständig auf der Tasche liegen müssen. Ich versuche eine Arbeit zu finden.
Solange du im Krankenhaus liegst, kann ich ein bisschen Geld verdienen. Ich
werde sämtliche Werkstätten abklappern. Die fahren doch hier in Frankfurt mehr
Autos zu Schrott als in Freilassing. Irgendjemand wird mich garantiert
einstellen, entweder ‚schwarz‘ oder offiziell.“
    „Very
good; that‘s right. Wer arbeitet, rostet nicht - kommt nicht auf dumme
Gedanken. Nebenbei würde ich mich, wenn ich du wäre und an den Abenden
Langeweile hätte, langsam mit der englischen Sprache beschäftigen. Überdies
könntest du dich schon mal um die Visa und die Flugtickets kümmern. Leg dich
wegen dem Abflugsdatum nicht fest. Es reicht, wenn du Ende März, Mitte April
angibst. Über meinen eigentlichen Entlassungstermin entscheiden sowieso die
Ärzte. Also, Freddy, hau jetzt ab. Ich glaube, die Visite wird jeden Moment
aufkreuzen. Mach's gut und viel Glück bei der Arbeitssuche. Kannst mich ja
morgen wieder besuchen kommen. Bye, bye!“
     
    Er hat weder Salz
noch Schmalz - Er ist ohne Gehalt noch Kraft.

43. Begegnung mit der Vergangenheit
     
    Mutti
starb am 24. November 1990 an Unterleibskrebs, vierzehn Tage vor meiner
Entlassung aus der irakischen Geiselhaft. Sie überlebte meinen Vater um
fünfundzwanzig Jahre, und wollte nie wieder einen anderen Mann. Unvorstellbar,
aber so war sie - bis dass der Tod euch scheidet. Ich habe immer meine Freunde
beneidet, die hatten alle einen Vater. Einen Vater mit dem sie an den
Wochenenden ins Fußballstadion gehen konnten, der sie lobt oder tadelt; der sie
ab und zu verprügelt und ihnen anschließend heimlich Zirkuskarten zusteckt. Ich
wollte einen Vater, einfach einen ganz normalen Vater! Ich versuchte sogar
meine Mutter zu überreden noch einmal zu heiraten. Später habe ich freilich
diesen Gedanken hartnäckig bekämpft und mich für meine Kindlichkeit geschämt.
    Jetzt
liegt Mutti am Rande von Berlin auf dem Dorffriedhof in Waldfrieden neben ihrer
Mutti, genau wie sie es damals gesagt hat: „Wenn es soweit ist, Leute, legt
mich zu Omi.“
    Vroni
und meine Schwiegereltern hatten alles erledigt: die Formalitäten, die
Beerdigung, wirklich alles. Die Wohnung in der Friedrichstraße musste aufgelöst
werden. Muttis Hab und Gut wurde nach Waldfrieden in das Häuschen gebracht. Und
dann war da der langjährige Freund und Rechtsanwalt unserer Familie, Dr. Koch.
Ein ehemaliger Schulfreund meines Vaters. Dr. Koch sprach mir sein Beileid aus.
Und unter aufrichtiger Anteilnahme klopfte er mir behutsam auf die Schulter:
„Kopf hoch, Manfred, es wird schon irgendwie weitergehen. Das ist zwar bloß
eine Floskel - wir wissen das beide -, doch du kannst dir denken, was ich
meine. Ich weiß, wie du deinen Vater verloren hast, und ich habe auch mit
ansehen müssen, wie deine Mutter starb. Ich versuchte deinen Aufenthaltsort
ausfindig zu machen, denn ich hatte als euer Rechtsanwalt die Pflicht dich von
dem Tod deiner Mutter zu informieren. Veronika meinte, du hättest sie verlassen
und würdest dich irgendwo mit anderen Weibern amüsieren. Keiner wusste, was du
unterdessen erlitten hattest. Durch Zufall erfuhr ich es aus der Zeitung. Tut
mir alles sehr leid, mein Junge. Denk jetzt an dich und deine Zukunft, das ist
das Wichtigste.“
    Schweigend
öffnete er das Testament. Es stand nicht viel drin, nur, dass mich Mutti zum
„Alleinigen Erben“ eingesetzt hatte. Dadurch erbte ich den materiellen Rest
meiner aussterbenden Familie. Zu guter Letzt überreichte mir Dr. Koch alle
Papiere und die Schlüssel für das Häuschen in Waldfrieden.
    Mit
der S-Bahn fuhr ich zurück in meine Vergangenheit - zurück in meine Kindheit.
Ich fuhr nach Königs Wusterhausen, und wurde automatisch wieder zu Freddy, der
tollen Macker aus Berlin. Und ich konnte es kaum glauben - der Taxifahrer, der
mich vom Bahnhof zum Friedhof fuhr, war mein alter Kumpel Karl-Heinz, genannte
Kalle, mit dem ich so manches Mädchen teilte, zu einer Zeit, in der sich Amis,
Russen, Briten und Franzosen ganz Deutschland teilten.
    „Hast
dich ja lange nicht mehr bei uns blicken lassen, Freddy. Wie ist es dir

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