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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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eingetroffen.
Mit vier bereiften Rädern, die Sie solange benutzen dürfen, bis man Ihre
repariert hat. Der Neffe sagt, Sie sollen sich keine Sorgen machen. Er wird
Ihnen morgen Vormittag Ihre Räder persönlich nach Sankt Peter-Ording bringen.
Schließlich haben Sie ja Urlaub, und da sollte jegliche Aufregung tunlichst
vermieden werden. Auch Frau Bürgermeister Hansen hat eine Mitteilung für Sie.
Im Namen der Gemeinde Wusterwalde bedauert sie nochmals den morgendlichen
Vorfall auf das Schmerzlichste, doch sollten Sie trotz der ärgerlichen Umstände
unser Dorf in guter Erinnerung behalten. Natürlich ist die Reparatur Ihrer
Räder kostenlos. Weitere Schäden am Fahrzeug werden selbstverständlich auch
behoben. Was sagen Sie nun? Danken Sie den lieben Gott, dass diese
Angelegenheit so einfach und problemlos geregelt werden konnte. Oder was denken
Sie?“
    Ich
dachte erst mal gar nichts, denn an so viele Zufälle glaubt ja kein normaler
Mensch. Gaby dagegen strahlte über das ganze Gesicht. Irgendwie beruhigte mich
das ein wenig.
    „Mein
Wagen“, begann ich ungläubig, „mein Wagen war ja schon am Vormittag
verschwunden, als Ihre Männer aus Itzehoe noch in Itzehoe waren und genüsslich
mit ihren Ehefrauen den obligatorischen Sonntagskaffee tranken. Oder was,
meinen Sie, ist das?“ Ich zeigte ihr die Autoschlüssel, die ich aus meiner
Hosentasche zog und baumelnd zwischen Daumen und Zeigefinger hielt.
    „Das
ist ganz einfach“, versuchte sie meine Zweifel mit einem Lächeln abzuwehren.
„Sie müssen nämlich wissen, unsere Bürgermeisterin, unsere liebe Frau Doktor
Hansen, sieht es nicht gern, wenn an den Wochenenden parkende Autos ihre
Hauptstraße blockieren. Sie hat es wegtragen lassen, in eine Nebenstraße.“
    „Sie
hat es wegtragen lassen? In eine Nebenstraße? Von ihrer Hauptstraße? An den
Wochenenden?“ Ich sah sie verständnislos an. Das war der absolute Höhepunkt.
Ich war sprachlos.
    „Ich
bitte Sie, es ist doch gar nichts passiert. Sie konnten Ihren Wagen demzufolge
überhaupt nicht finden. Wenn die Mechaniker fertig sind, werden wir verständigt
und Ihre Probleme haben sich wie von selbst in Luft aufgelöst. Na?! Möchten Sie
nun eine Flasche Bier? Zur Entspannung? Ich habe ‚Flensburger‘ mit dem
Keramikverschluss. Mögen Sie eins?“
    Außer
Ja zu sagen, fiel mir nichts mehr ein. Daraufhin stand sie auf und verschwand
in die Küche. „Siehst du, Vati, jetzt brauchen wir nicht zu Fuß zum Hotel
laufen“, stellte Gaby fest und wollte ebenfalls in die Küche. Doch Maria stand
mit ihrem Tablett in der Hand bereits wieder vor uns. Sie stellte eine Flasche
Bier, eine große Flasche Limonade und drei Gläser auf den Tisch. Ich öffnete
alles, und Maria schenkte ein.
    Also,
Wusterwalde heißt dieses Dorf . . .
    Du trinkst reichlich am Meere: das
verräth deine versalzte Beredsamkeit! (Friedrich Nietzsche)

7. Veronika Wegner
     
    Seit
fast sechs Jahren arbeitet Frau Veronika Wegner als Krankenschwester in einer
Münchener Privatklinik in der Urologischen Abteilung. Sie kam mit ihrem Sohn
Daniel (17) und ihrer Tochter Gabriele (12) aus einem kleinen Nest in
Oberbayern in die bayrische Metropole, um nach der Trennung von ihrem Ehemann
einen neuen Anfang zu finden.
    Sie
bezogen eine hübsche kleine Wohnung in der Innenstadt, und Frau Wegner bemühte
sich, dass auch ihre Kinder mit der neuen und ungewohnten Situation fertig
werden konnten. Die ersten Monate waren nicht leicht für sie.
    Da
Veronika in ihrem Münchener Umfeld noch niemand kannte, zeigte sie
ausschließlich Interesse an ihrer Arbeit. Den Kollegen gegenüber wirkte sie
anfangs ein bisschen spröde und verschlossen. Die Patienten jedoch, die sie
betreute, lobten ihre freundliche und hingebungsvolle Art.
    Allmählich
taute das Eis und sie baute sich einen kleinen Freundeskreis auf, dem sie
später verriet, dass ihre anfängliche Zurückhaltung einen Grund hatte: Ihr
bayrischer Dialekt war noch nicht „gesellschaftsfähig“. Sie sei in Berlin
geboren und aufgewachsen und wolle das nicht so unbedingt hervorheben. Denn sie
habe schon öfter von der absonderlichen Beziehung zwischen Bayern und Preußen
gehört.
    Auch
die Kinder lebten sich ein. In der Schule gab es kaum Probleme. An den freien
Tagen fuhr Frau Wegner mit ihnen meistens in die nähere Umgebung oder sie
besuchten die Großeltern in Berlin. In den Ferien gönnten sie sich mal zwei,
drei Wochen Spanien oder Italien.
    Frau
Wegner ist jetzt siebenunddreißig Jahre alt und

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