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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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leben. Kurz gesagt, es
liegt an meiner charakterlosen Mama, was nun geschieht. Sollte sie mir eine
großherzige Spende oder, sagen wir, mein anteilsmäßiges Erbe in Höhe von DM
5.000.000, - (in Worten fünf Millionen) überweisen, wird nichts passieren. Ich
gebe der alten Margot vier Wochen Zeit für den Geldtransfer. Geht bis dahin
nichts auf meine Konten ein, könnte ich böse werden und müsste gegebenenfalls
Dinge tun, die man dann nicht mehr rückgängig machen kann. Beispielsweise wäre
ich durchaus imstande eine Großrazzia in die Wege zu leiten, um Euer
beschissenes Nest ausheben zu lassen. Was meinst Du dazu? Den bundesweiten Ruhm
für meine aufopferungswürdige Ermittlungstätigkeit würde ich ohnehin
einheimsen. Danach erklärt irgendein psychiatrischer Gutachter meine ehemalige
Mutter und Dich, liebe Tante Elisabeth, für unzurechnungsfähig. Als einziger
Sohn und Neffe und vorbildlicher Polizist werde ich notwendigerweise die Vormundschaft
über Euch beantragen, und sie auf jeden Fall erhalten. Gezwungenermaßen habe
ich dann die zweifelhafte Ehre Euer gesamtes ergaunertes Vermögen verwalten zu
müssen. Du siehst demzufolge, wie einfach es ist, mein gutes Tantchen, durch
einige geistreiche Überlegungen vielen eine Freude zu bereiten. Es liegt daher
ganz bei Dir und Deiner verblödeten Halbschwester, was Euch besser gefällt -
die Klapsmühle oder ein etwas eingeschrumpftes Gesamtvermögen. Ihr habt die
Wahl. Zu erwähnen wäre noch, dass Ihr dieses Schreiben niemals gegen mich
verwenden könnt, weil es keine Unterschrift und keine Fingerabdrücke enthält.
Da meine vermeintliche Mutter mich genauso hasst wie ich sie, hätte auch sie
ein Interesse diesen Brief zu verfassen, nur um mich bloßzustellen und um meine
steile Karriere als Beamter zu behindern. Gebt Euch also keine Mühe mich
hereinlegen zu wollen. Sobald dieser Brief im Kasten ist, läuft der „Count
Down“, Ihr Lieben. Ich werde meinen zu erhoffenden finanziellen Segen als
edelmütiges Präsent einer leiblichen Verwandten ersten Grades für die
erlittenen einsamen und mutterlosen Jahre meiner Kindheit und Jugend
deklarieren.
    Abschließend
wirst Du Dich fragen, Tante Lisa, warum ich diesen Brief ausgerechnet an Dich
adressiert habe. Das hatte drei sehr einfache und plausible Gründe:
    Erstens:
Ich schwor mir vor vielen Jahren, nie wieder in meinem Leben - ich betone: nie
wieder! - in irgendeinen Kontakt, in irgendeine Beziehung zu Margot Sofia
Hansen zu treten. Zu jener Frau, die mich wie ihre Fehlgeburt behandelte.
    Zweitens:
Sollte dieses Erpresserschreiben nicht von mir stammen, sondern von der
obengenannten Dame, ist es am unverfänglichsten, ihn in Dein Postfach zu
schieben. Somit erweckt es den Eindruck des offiziellen Charakters und niemand
wird nachvollziehen können, wer von uns beiden - Mutter oder Sohn - der
eindeutige Verfasser war. Kannst Du mir folgen?
    Drittens:
und das stimmt mich wahrlich ein wenig betrübt. Es kam mir zu Ohren, dass Du,
meine liebe Tante Elisabeth, in einer undefinierbaren Abhängigkeit zu Deiner
Halbschwester stehst. In einem Verhältnis, so wird berichtet, das man
schlechterdings als hörig, knechtisch oder sklavisch bezeichnen könnte. Da ich
davon ausgehe, die eben genannten Eigenschaften treffen auf Dich zu und Du
selbst eine Betroffene unseres Unternehmens bist, bin ich mir hundert-, nein
tausendprozentig sicher, dass Du meinen Bittbrief an die angegebene und
maßgebliche Person weiterleiten wirst.
    Auf
baldige Geldüberweisungen wartend, verbleibe ich mit all meinem Hass und Groll
gegen eine Frau, die mich zwar geboren, aber nicht die Bezeichnung „Mutter“
verdient hat, unfreundlichst Eure misshandelte Halbwaise
    Michael Aichinger
- Hauptkommissar
    PS:
Meine Bankverbindungen stehen auf der Rückseite. Bitte alles auf mehrere Konten
verteilen. Danke!
    Säuberlich
faltete Frau Hansen dieses Blatt Papier zusammen, schob es mit aller
Beherrschtheit in das Kuvert zurück und warf es achtlos auf ihren Schreibtisch.
Erst jetzt ließ sie sich tief ausatmend in ihren schweren Ledersessel zurückfallen.
Mit versteinerten Augen starrte sie ihre Stiefschwester an, die ihr aufrecht
gegenüber saß und nervös an einem halbgefüllten Cognacglas nippte. Schweigend
vergingen einige Sekunden. Während die Hansen den Briefumschlag erneut in die
Hand nahm und damit gedankenverloren auf den Tisch klopfte, begann sie leise
vor sich hin zu reden.
    „Mein
Herr Junior bildet sich also ernsthaft ein sehr schlau zu

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