Das Salz der Mörder
sein. Und er scheint
wohl noch immer viel von mir zu halten, denn auf den Gedanken, dass ich ihm
seine ‚phänomenale Idee‘ vermasseln könnte, auf diesen Gedanken kommt der
geldgeile Klugscheißer offenbar nicht. Mein Sprössling weiß wahrscheinlich
überhaupt nicht, was er da tut.
Ich
hatte die Kraft ihm das Leben zu geben - und ich habe die Kraft ihm es wieder
zu nehmen.“
52. Angst in der Nacht
„
. . . nein, nein, verfolgt hat mich niemand. Ich habe aufgepasst, deshalb komme
ich ja mitten in der Nacht zu Ihnen. Bitte verzeihen Sie die späte Stunde, und
dass ich Sie in Ihrer Wohnung aufsuche. Anrufen wollte ich nicht. Frau von
Bentheim, ich habe Angst! Mein Sohn und ich sind in größter Gefahr! Bitte,
helfen Sie uns. Ich kenne diesen Mann, der kann gemeingefährlich werden.“
„Aber,
Frau Wegner, bitte beruhigen Sie sich. Legen Sie sich hier auf die Couch,
strecken Sie Ihre Arme in die Höhe und atmen Sie mehrmals tief ein und aus. Mir
hilft das meistens, um mich zu entspannen. Möchten Sie ein Glas Wasser oder
Wein . . .? Also, wenn ich Sie richtig verstanden habe, kam ein ehemaliger
Bekannter – ein gewisser Franz Stottinger -, den Sie seit sechs Jahren nicht
mehr gesehen haben, heute Nachmittag unangemeldet in Ihre Wohnung und teilte
Ihnen, ohne weitere Umschweife zu machen, mit, dass er erstens: wisse, wo sich
Ihr Mann und Ihre Tochter aufhalten. Zweitens: er eine Summe von hunderttausend
Mark als Belohnung für die Freilassung der beiden verlangt. Drittens: er einen
Freund, beziehungsweise Komplizen bei der Polizei habe, der ihn mit
Informationen versorgt, und schließlich viertens: Sollten Sie nicht bereit sein
zu zahlen oder einen Dritten über dieses Gespräch in Kenntnis setzen, werden er
und sein Partner sich an Daniel halten. Das könnte bedeuten, dass die Ihren
Sohn entführen wollen.“
„Verstehen
Sie jetzt, wie mir zu Mute ist? Mein Junge und ich haben uns den ganzen Abend
darüber unterhalten, was geschehen könnte und was zu machen ist. Und wir sind
zu dem Entschluss gekommen, Sie in diese Sache einzuweihen. Ich meine, Sie
darüber in Kenntnis zu setzten.“
„Das
war auch vollkommen richtig von Ihnen, Frau Wegner. Es ist gut, dass Sie mir
vertrauen. Ich werde unseren Sherlock Holmes auf diesen Franz ansetzen. Der
wird uns dann wie von selbst, ohne es zu merken, zu diesem mysteriösen
Polizisten führen, der hier irgendwo in München sitzt und sein eigenes Süppchen
kochen will. Wir nennen solche Leute: Trittbrettfahrer. Übrigens bekam ich den
Bericht und die Fotos von unserem verdeckten Mitarbeiter. Dieses Dorf in der
Nähe von Sankt Peter-Ording, ist in der Hand einer Sekte, die sich ‚Auserwählte
des Erlösers‘ nennt. Einer Sekte mit hinduistischem Hintergrund. Bislang trat
sie nicht sonderlich in Erscheinung. Niemand weiß genau, was die überhaupt
wollen. Anzeigen oder Beschwerden gab es vorerst nicht. Immerhin, diese Leute
haben ein ganzes Dorf okkupiert. Es wirkt beinahe wie eine Enklave und wird
rund um die Uhr bewacht. Alle Zufahrten sind mit falschen
Einbahnstraßen-Schildern gekennzeichnet. Ein normaler Autofahrer fährt dort
erst gar nicht rein. Wenn doch: Innerhalb des Gebietes patrouillieren mehre
Zweierposten das Gelände. Die werden dem ungebetenen Besucher bestimmt den
richtigen Weg weisen. Mir fällt es schwer zu verstehen, warum das Land
Schleswig-Holstein solche Missverhältnisse toleriert. Unser Mann behauptet,
dort ginge es angeblich zu wie im früheren Osten der fünfziger und sechziger
Jahre: alles ist eingezäunt, jeder läuft in den gleichen Sachen umher, wie in
Uniform, keine Autos, keine Fernsehantennen auf den Dächern, keine Kirche –
alles sehr fade. Männer scheinen dort ebenfalls nicht zu existieren. Das ist alles
sehr merkwürdig. Sonst macht das Dorf einen ordentlichen und friedlichen
Eindruck, meint er. Die Sektenführerin ist eine Deutsche. Eine gewisse Frau
Doktor Hansen, die dort das ganze Jahr über Seminare abhält. Übrigens habe ich
von dieser Frau schon gehört. Vor einigen Jahren machte sie großes Furore mit
unorthodoxen Methoden in der Managementführung. Außerdem beschäftigt sie sich
mit spiritueller Heilung. Auf diesem Gebiet soll sie ebenso erfolgreich sein,
wenn man den Pressepublikationen Glauben schenken darf. Ihre Seminare sind die
einzige Einnahmequelle und der einzige Kontakt zur Außenwelt. Sie versorgen
sich durch Gemüseanbau und Tierhaltung. Wie gesagt, diese Leute sind bis jetzt
in keiner Weise negativ
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