Das Salz der Mörder
Rücken festschnallen würde, auf die Größe: 220 cm x 120
cm x 60 cm. Noch wusste ich nicht, welches Material ich verwenden würde, und ob
es verfügbar war. Doch später küsste mich die Muse: Ich hatte wiedermal eine
Idee. Mit meinem kleinen Taschenkalender maß ich eine der handelsüblichen 1,5 l
Mineralwasserflaschen ab, die aus Plastik bestehen und, wie ich herausfand, das
meistverkaufte Getränk an die Seminarteilnehmer war. Länge = 8 cm, Breite = 8
cm, Höhe = 30 cm. Nun hatte ich zu errechnen, wie viele von diesen
Plastikflaschen ich benötigte. Zuerst die Länge, 220 cm geteilt durch 8 cm =
27,5. Also, für eine Längsreihe brauchte ich 28 Flaschen. Für die Breite - 4
Flaschen. 28 x 4 = 112. Hundertzwölf Flaschen für eine volle Lage. Sieben Lagen
ergaben somit siebenhundertvierundachtzig Flaschen. Wenn ich mir pro Woche zehn
Mineralwasser bestellen würde, bräuchte ich annähernd neunundsiebzig Wochen,
gute anderthalb Jahre. Das entsprach nicht meinen zeitlichen Vorstellungen. Ich
musste mir eine Ausrede einfallen lassen, um mehr Mineralwasser zu bekommen.
Irgendeine Diät. Vielleicht gewährten sie mir sechs Flaschen am Tag, das sind
zweiundvierzig in der Woche. Ich brauchte bloß siebenhundertvierundachtzig
durch zweiundvierzig zu teilen. Nach 18,6 Wochen wäre mein Nordseefloß
komplett. Das war mein Plan. Wir werden Ende Februar in See stechen - komme,
was da wolle. Doch wer trinkt sechs Flaschen Mineralwasser am Tag? Das sind
neun Liter Flüssigkeit, fast ein ganzer Wassereimer.
„Ich
muss dir wieder Handschellen anlegen und die Kapuze überziehen. Wird ja
hoffentlich zum letzten Mal sein“, meinte Maria beim Eintreten mit strahlenden
Augen. Sie kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Gaby ist
bereits im Haus und wartet auf uns. Jetzt sind wir eine richtige Familie. Frau
Hansen hat mir versprochen zu unserer Einzugsfeier zu kommen. So, lass uns
gehen. Ich habe eine ganze Menge vorzubereiten.“
54. David, der neue Freund
Nachdem
wir durch die aufgebrochene Tür unseres Hotelzimmers auf den Flur traten und
uns zu Dritt gegenüberstanden, stellte uns Steven einander vor. „David, das ist
mein Freund Manfred Wegner aus Berlin, Deutschland. Manfred, das ist mein
Freund David Sharrock aus London, England. Irgendwie kennt ihr euch ja schon -
vom Hörensagen. Infolgedessen, schüttelt euch schön die Hände und werdet
Freunde.“
Ich
glaubte in Davids Gesicht eine Unzahl sich voneinander ausschließender Mimiken
zu erkennen: angefangen von Klage und Verhöhnung über Hoffnungslosigkeit und
Entsetzen - alles mit einem Mal. Ja, alles gleichzeitig. In meiner Verwirrung
fiel mir ein, dass David bei der British High Commission arbeitete, dort ein
hohes Tier war und Steven von Kindesbeinen an kannte. Natürlich wusste ich
nicht, was er nach diesem Vorfall über uns dachte. Weil ich wie ein Sünder mit
verschränkten Armen auf dem Rücken dastand und ungewollt von einem Bein auf das
andere trat, richtete er sich wahrscheinlich zu erst an mich.
„Manfred,
du kommst in ein fremdes Land, dazu in ein afrikanisches und obendrein noch mit
dem da“, er wies verächtlich mit seinem Kopf auf Steven. „Und gleich am ersten
Tag klaut man euch die Papiere, die Flugtickets, das ganze Geld und schließt
euch – als krönender Abschluss sozusagen - in eurem eigenen Zimmer ein. Wie
dämlich seit ihr eigentlich? Was soll ich denn mit euch anfangen?“ fragte er
mit einem ernsten Unterton in der Stimme. „Ihr seid doch jetzt vollkommen
pleite!“
Ich
zuckte unbewusst mit den Schultern und nickte befangen mit meinem zerzausten
Kopf. Dann sah ich zu Steven, der sofort los zeterte: „Halt, halt! Moment mal,
bitte! Das kannst du doch gar nicht wissen. Ich hatte ja bisher noch gar keine
Gelegenheit dir von unserem kleinen Missgeschick zu berichtet.“
„Ja,
meine Lieben, zufällig musste ich vor einer Stunde mit ansehen, wie zwei nette
junge Damen unten in der Hotelhalle in aller Seelenruhe ihre Beute an zwei
nette junge Herren übergaben, die scheinbar auf sie gewartet haben. Von dem
Gelächter, was dabei erschallte, will ich erst gar nicht reden. Die Pässe
erkannte ich an den Farben. Der eine war weinrot, ein deutscher Pass, der
andere sah britisch aus, und Tickets steckten drin. Und wenn die Pässe und
Tickets verschwinden lassen konnten, ist es doch wohl naheliegend, dass sie
euer Geld auch nicht übersehen würden. Schließlich seid ihr zurzeit die
einzigen, ausländischen Gäste im
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