Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
zusammengeschweißt. Nichts würde sie mehr trennen können, dennoch, als diese Bemerkung fiel, fuhr Bassett erkennbar zusammen! General Saeed war dieses Signal nicht entgangen. „Entschuldige, Dick, du weißt genau, wie ich das meine! Und du wirst mich noch viel besser verstehen, wenn du das nachvollzogen hast, auf das ich dich jetzt aufmerksam machen werde. Du willst Fakten? Hier sind sie. Machen wir‘s der Reihe nach! Bist du bereit?“
„Na klar! Ich bin schon ganz gespannt.“ Bassetts Grinsen hatte etwas Gläsernes. Er kannte Saeed, ahnte, daß dies eine harte Nuß würde. Dabei fühlte er sich hundemüde, ihm war nach Urlaub, Entspannung, nicht nach Streitgespräch. Dennoch nickte er Saeed zu. „Nun mach schon!“
Der General ließ sich nicht zweimal bitten. „Seit 2001 führt ihr Krieg gegen radikale Islamisten, Al Qaida und die Taliban. Euer Feldzug hat die USA bisher rund 600 Milliarden Dollar gekostet! Jahr für Jahr erhöht ihr euren jährlichen Verteidigungsetat, der inzwischen – ohne die üblichen Nachtragshaushalte – weit über 400 Milliarden Dollar liegt. Der Krieg in Afghanistan verschlingt hiervon jährlich einen hohen zweistelligen Milliarden-Betrag, zuletzt über sechzig Milliarden Dollar. Gerade wurde wieder ein Nachtragshaushalt von mehr als sechs Milliarden Dollar bewilligt. Ein Ende ist nicht absehbar, schon gar kein positives. Das ist die Komponente, die eure Waffenlobby frohlocken läßt. Nun zur Drogenlobby. Du wunderst dich, daß ich Drogenlobby und nicht Drogenmafia sage? Ich will damit zum Ausdruck bringen, daß beide Fraktionen, die Drogen- wie die Waffenlobby, ein gleichermaßen unlauteres Spiel treiben, das bewußt den Tod Tausender in Kauf nimmt, um die eigenen Pfründe zu sichern. Die einen benutzen Waffen, die anderen Gift, wo ist da – moralisch gesehen – der Unterschied? Ich sage das als General! Doch kommen wir zu den Fakten! Es war erklärtes Ziel des Enduring Freedom-Feldzuges, die Opiumproduktion in Afghanistan zum Erliegen zu bringen. Doch was ist die Realität? In Afghanistan wurde noch nie so viel Schlafmohn angebaut wie jetzt! 2006 wurden 6.100 Tonnen Opium hergestellt, 59 Prozent mehr als im Jahr zuvor! 2007 waren es bereits 7.500 Tonnen, 92 Prozent der Weltproduktion! Rund vier Milliarden US Dollar, das sind 50 Prozent des afghanischen Nationaleinkommens, werden durch Schlafmohnanbau und Opiumhandel in Afghanistan generiert! Obwohl der US-Regierung bekannt ist, daß Al Qaida und die Taliban aus der zwanzigprozentigen Zwangsabgabe auf den Erlös des innerafghanischen Opiumhandels ihren Dschihad gegen die US- und NATO-Truppen finanzieren, passiert auf diesem Gebiet nichts, was einer nachhaltigen Bekämpfung des Drogenanbaus gleichkäme. Absolut nichts! Ist das nicht erstaunlich?“
Bassett hob beschwörend die Hand, um seinen Einwand anzukündigen. „Aber Muhammad, du weißt selbst am besten, was passieren würde, wenn wir die Schlafmohnfelder und damit die Pfründe der War Lords zerstörten! Wir hätten sie samt und sonders gegen uns. Der Blutzoll auf unserer Seite würde noch ungleich höher!“
Der General gab Aamir sein geleertes Teeglas. „Aamir, ich mag Ihren Eistee. Können Sie mir noch einen bringen? Bringen Sie dem Oberst auch einen!“ Er wandte sich wieder Bassett zu. „Das ist der stereotype Ansatz eurer Regierung, auch der europäischen Politiker. Wenn ihr nur einen Bruchteil eures Afghanistan-Militärbudgets dafür aufwenden würdet, den War Lords das gesamte afghanische Opium abzukaufen – hierzu reicht beinahe die Hälfte des eben erwähnten Nachtragshaushalts –, um es industriell zu nutzen oder gleich vor Ort zu vernichten, dann hättet ihr nicht nur die Welt von einer Hunderte Milliarden verschlingenden Eiterbeule befreit, sondern gleichzeitig Bin Laden und die Taliban trockengelegt! Ihr würdet keinen höheren Blutzoll zahlen, sondern in absehbarer Zeit gar keinen! Die War Lords würden euch das Geschäft der Niederkämpfung der radikalen Islamisten abnehmen, sie waren stets für den, der sie bezahlte! Kannst du mir verraten, warum man in Washington diese Option nicht nachhaltig verfolgt?“
Als Bassett keine Anstalten machte, die amerikanische Position zu verteidigen, fuhr Saeed fort: „Du weißt selbst, daß es auf Seiten der Taliban keine ethnischen Bindungen gibt, auch keine wirklich religiösen, sieht man von der Minderheit eifernder Koranstudenten ab. Es gibt in Afghanistan kaum Unterstützer ihres Kampfes, nur Dulder!
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