Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Unterschlupf seiner Familie konnten wir inzwischen ausfindig machen. Sie sind noch immer in Riga, wissen offensichtlich noch nichts von Ignatijews Rückkehr. Unsere Leute sind bereits vor Ort …“
Erneut meldete sich Cannon zu Wort: „Wieso hat die CIA sie noch nicht in Sicherheit gebracht? Ignatijew sagte doch, daß die Organisation ihren Aufenthaltsort längst ausgekundschaftet und ihn damit zur Mitarbeit erpreßt hatte. Igor hat klipp und klar zu verstehen gegeben, daß er uns nur unterstützt, wenn er seine Familie in Sicherheit weiß!“
Der Oberst schien erstmalig Cannons Beitrag als begründete Einwendung zu akzeptieren. Jedenfalls ließ sein kaum wahrnehmbares Kopfnicken darauf schließen. „Es geht nicht nur um die Familie, sondern um den Russen selbst. Wir müssen ihn finden! Unsere Leute gehen davon aus, daß er dort früher oder später auftaucht. Einen anderen Anhaltspunkt haben wir zur Zeit nicht. Die Adresse in Riga wird rund um die Uhr observiert – natürlich auch von unseren russischen Kollegen. Wir müssen halt flotter sein. Bassett sagte, es gäbe einen Plan.“
„Aber das kann Wochen dauern, bis Igor dort aufkreuzt! Was sollen wir dann jetzt schon in Pakistan? Ohne ihn sind wir im Berg blind! Wir kommen noch nicht einmal hinein!“ Sander beobachtete mit zunehmendem Interesse das Engagement seines Gefährten. Sorgte Cannon sich tatsächlich um den Erfolg ihrer Mission oder stand da – zumindest ein wenig – der Wunsch dahinter, den Kontakt zu Stella noch eine Weile vertiefen zu können?
Bevor Sander zu einem Ergebnis kam, forderte der Oberst dessen Aufmerksamkeit. „Mr. Sander, Dick sagte, der Russe vertraue nur Ihnen. Sie hätten eine Verabredung erwähnt, sich in Nowokusnezk mit ihm zu fixen Zeitpunkten an einem bestimmten Ort treffen zu wollen, sollten Sie je dorthin kommen. Diese Chance will man nutzen, sofern Sie bereit sind, dieses Risiko auf sich zu nehmen. Sind Sie‘s?“
Sein Blick ruhte auf Sander. Der zuckte die Schultern. „Haben wir eine Alternative? Die Verabredung lautet: an geraden Tagen, morgens acht Uhr, vor dem Haupteingang des Lichtspieltheaters, schräg gegenüber dem ehemaligen Gästehaus des Stahlwerks.“
Der Oberst stutzte. „Jeden zweiten Tag? Das könnte demzufolge schon übermorgen geschehen!“ Er sprang auf und öffnete die Verbindungstür zum Vorzimmer. „Stella, stellen Sie bitte eine Verbindung zu Dick Bassett her! Die Mobile-Nummer, er dürfte jetzt beim Lunch sein.“
Cannon hoffte, daß Matthews die Verbindungstür nicht schlösse, aber die Hoffnung war vergebens. Der Oberst nahm wieder am Besuchertisch Platz. „Stella wird euch gleich zu eurer Unterkunft fahren. Umziehen, reisefertig machen, nicht die Unterkunft verlassen, nicht ans Telefon gehen, niemandem die Tür öffnen! Ich kündige mein Kommen über Telefon an, indem ich nur einmal läuten lasse, nach dreißig Sekunden noch einmal. Ihr wartet, bis ich mit dem Hummer vor dem Hausausgang stehe. Erst dann kommt ihr ‘raus! Ist das klar?“
Cannon erhob sich von seinem Sessel, auch Sander wuchtete sich auf seine Krücken. „Wann geht‘s los?“
Der Oberst schaute auf die Uhr. „Sobald ich mit Dick gesprochen habe. Wir haben jetzt viertel nach zehn. Geht davon aus, daß ich euch gegen elf Uhr abhole. Wir müssen den Standort verlassen haben, bevor die DIA euch in die Mangel nehmen will. Darum nochmals: kein Telefon, niemandem öffnen!“
Das Tischtelefon klingelte. „Ihr Gespräch, Sir.“
„Moment, Stella! Bitte, fahren Sie die beiden zu ihrer Unterkunft. Sie werden uns heute noch verlassen. Sobald die Flugdaten festliegen, organisieren Sie die Tickets auf dem speziellen Weg. Sie wissen, was gemeint ist. Und legen Sie mir Mr. Sanders Dokumente heraus. So, jetzt geben Sie mir Bassett bitte.“ Er hielt den Hörer zu, sprach zu Sander: „Nachher sind Sie richtiger US Bürger! Ihren Decknamen behalten Sie bei. Sie sind übrigens für die amerikanische Konkurrenz tätig. Unsere Jungs fanden das offensichtlich gut. Ich hoffe, Sie kommen damit zurecht.“
Ein feixendes Grinsen legte sich über sein Gesicht. Er nahm die Hand vom Hörer. „Hallo Dick! Während du dir den Wanst mästest, habe ich hier alle Hände voll zu tun mit deinen Kollegen ...“
Er blickte auf und komplimentierte die beiden mit einer Geste zur Verbindungstür. Dort wartete Stella bereits auf sie. Der Oberst konzentrierte sich wieder auf das Gespräch. „Sorry, Dick! Wo waren wir stehen geblieben? … ach ja
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