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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Gesichter Sanders und Cannons. „Es mag sein, daß der deutsche BGS großzügig ist, aber glauben Sie bloß nicht, daß Ihre Einreise, so, wie Sie hier antreten, ohne Konsequenzen bleibt! Hinter uns fuhren vom Flughafen bis über den Ob zahllose Taxen. Als ich hinter der Brücke abrupt abbog, haben zwei alles daran gesetzt, uns zu folgen. Das war mit Sicherheit der FPS. Der hat seit eurer Ankunft in Moskau ein Auge auf euch. Darum habe ich vorhin dieses Abbiegemanöver gemacht. Auf der Woksal‘naja Magistral wären wir rascher zum Leninplatz gekommen.“
    Cannon war plötzlich hellwach. „Und? Konnten Sie sie abschütteln?“
    Double H schüttelte den Kopf. „Nur einen. Der andere wird hier irgendwo stehen. Gehen Sie davon aus, daß wir in diesem Moment beobachtet werden. … He, drehen Sie sich nicht um! Locker bleiben! Ich zeige auf die Sehenswürdigkeiten, während ich Ihnen in Stichworten erkläre, wie es weitergeht. Verhalten Sie sich wie Touristen!“
    Sie gingen einige Schritte auf den Gebäudekomplex zu. Double H wies auf die Säulenhalle im Vordergrund. „Hört zu! Gleich fahren wir von hier aus knapp dreißig Kilometer nach Süden. Dort liegt Akademgorodok, Euch vielleicht eher bekannt als ‚Akademikerstädtchen‘. Ich bin dort seit den 70er Jahren am Budkar-Institut für Kernphysik tätig. Die Nacht verbringen Sie bei mir zu Hause, das ist sicherer als eine Hotelunterbringung. Wir Wissenschaftler sind überwiegend entlang des Morskoy Prospekts untergebracht, einer schönen Allee, Sie werden sehen. Innerhalb der Wohnung können wir nicht frei sprechen, vergessen Sie das nie! Wenn es Wichtiges zu besprechen gibt, gehen wir an den Stausee. Das werden wir heute abend ohnehin tun, denn den Sonnenuntergang dort müssen Sie gesehen haben.“ Er schaute kurz hoch zum Himmel. „Hoffentlich gibt‘s kein Gewitter. Morgen fahren wir zum Gorodskoi Airport. Ich habe eine Antonow gechartert, die uns nach Nowokusnezk bringt. So hängen wir die Brüder ab, sollten sie uns immer noch folgen wollen. Davon ist auszugehen.“
    Sander war aufgefallen, daß Double H sich bei seinem Vortrag kontinuierlich um die eigene Achse drehte. Offensichtlich wollte er ein Abhören mit Richtmikrophonen erschweren. Um so größer wurde Sanders Neugier. „Sagen Sie, warum wecken wir derartiges Interesse?“
    Double H drehte sich nun vollends um und wies auf die Leninstatue. „Alles dreht sich um Energie, um Öl, Erdgas in den ehemaligen Südstaaten der Sowjetunion. Die Amerikaner wildern dort, hemdsärmelig, wie sie nun einmal sind, vor Rußlands Haustür! Kommen vor diesem Hintergrund zwei amerikanische Experten, ein Ingenieur und ein Geologe, mit VIP-Visumserteilung ohne präzise, vor allem überprüfbare Angabe der Gründe ihres Aufenthaltes, dann erweckt das grundsätzlich die Neugier hiesiger Geheimdienste! Die wollen zum Beispiel den Grund wissen, warum diese Leute unter Inanspruchnahme spezieller Kanäle kurzfristig ein Business-Visum erteilt bekommen; sie wollen wissen, was die Typen im Gepäck haben, warum sie nach Nowosibirsk fliegen, wen sie dort treffen, wohin die Reise möglicherweise weitergeht. Kommen Sie, gehen wir ein Stück auf den alten Lenin zu!“
    Sie folgten Double H‘s Aufforderung. Sander blieb jedoch nach wenigen Schritten stehen und blickte sich unauffällig um, als würde er die Architektur der umstehenden Gebäude betrachten. Ihm behagte nicht, Gejagter zu sein, ohne zumindest den Jäger identifiziert zu haben. Er checkte das Umfeld sorgfältig, ließ keine Deckungsmöglichkeit aus, doch er stellte keinerlei Auffälligkeit fest. Vielleicht übertrieb Double H und dramatisierte die Lage, um sich interessant zu machen, der Situation etwas Abenteuerhaftes abzugewinnen. Er blickte sich um und sah, daß Double H und Cannon schon etliche Meter Richtung Lenindenkmal gegangen waren. Sander folgte ihnen so rasch, wie dies die lästige Schiene zuließ. Er hatte nicht bemerkt, daß die ganze Zeit ein Teleobjektiv auf sie gerichtet war. Keiner von ihnen hatte es bemerkt.
     
     

23. August, 14:00 Uhr Ortszeit; Büro des Bundeskanzlers, Bundeskanzleramt, Berlin
    „Dr. Hagemeyer ist da.“
    Der Kanzler beugte sich über den Schreibtisch und drückte die Sprechtaste. „Soll reinkommen! Bringen Sie uns das Übliche, Helena!“
    Die schwere Tür öffnete sich. In ihrem Rahmen erschien der Kanzleramtsminister, Mitte fünfzig, hochaufgeschossen, drahtig, kein Gramm überflüssiges Fett, an den Schläfen ergrauter,

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