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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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die ratlosen Gesichter der beiden. „Wird schon nichts kaputt gehen! Wir können in der Stadt keine Sachen im Auto sichtbar hinterlassen. Übrigens: im Wagen nur Belangloses reden! Ist vermutlich verwanzt.“ Double H grinste, als sei dies das Alltäglichste der Welt.
    Sie stiegen ein, passierten die Zahlstelle und fädelten sich nach dem üblichen ‚Durchfahrt-gegen-Cash-Prozedere‘ in den fließenden Verkehr ein. Nach kurzer Wegstrecke hatten sie die Staatsstraße erreicht, die sie schnurgerade nach Osten führte. Nach einer guten Viertelstunde durch eintönige Birken- und Kiefernwälder öffnete sich vor ihnen die Ob-Ebene, rechts und links zeichneten sich am Horizont, durch die verdreckten Fenster kaum wahrnehmbar, die westlichen Stadtbezirke Nowosibirsks ab. Der Verkehr nahm stetig zu und insbesondere auf der Gegenfahrbahn chaotische Ausmaße an. „Rushhour!“ Zu mehr ließ sich Double H nicht hinreißen. Es war ohnehin eine schweigsame Fahrt. Sander und Cannon ließen die fremde Landschaft auf sich einwirken, Double H wiederum schien nicht sonderlich motiviert, an Bord einen unverfänglichen Smalltalk zu führen. Smalltalks waren nicht sein Ding.
    Sie überquerten den träge dahinfließenden Strom auf einer endlos scheinenden Brücke und erreichten, eingekeilt in den quirligen Verkehr der Millionenstadt, im Stop and Go die Innenstadt. Double H hielt es nicht mehr auf der Magistrale, geschickt nutzte er eine Lücke und bog nach Süden ab, um sich wenig später – wieder nach links abbiegend – durch den Gegenverkehr Richtung Stadtzentrum zu mogeln. Er kannte sich aus, nicht nur geographisch, sondern auch in den Gepflogenheiten des sibirischen Straßenverkehrs! Wer die stärkeren Nerven hatte, siegte. Sander beobachtete mit sichtlichem Vergnügen vom Beifahrersitz aus, mit welcher Virtuosität sich Double H durch den Verkehr pflügte. Solcher Fahrweise von Natur aus zugetan, nutzte er die Gelegenheit, das Schweigen zu brechen. „Ist wohl reine Nervensache, sich hier durchzusetzen.“ Er grinste anerkennend zu Double H hinüber.
    Der nickte kurz, um gleich wieder das Steuer herumzureißen, als sich eine Lücke auftat, in die zunächst zwar nur ein halber Lada paßte, die sich aber auf wundersame Weise zu einer ganzen Fahrzeugbreite öffnete. „Funktioniert nur, wenn du ‘nen Prunkschlitten hast, Porsche Cayenne, S-Klasse, Jaguar oder ähnliches, oder du hast ‘ne Rostlaube, eben so ‘nen alten, ungewaschenen Lada. Davor haben sie zwar keinen Respekt, aber Angst, auf ihren Reparaturkosten hängenzubleiben.“ Er gab Gas, um keine zehn Meter weiter mit mahlenden Bremsbelägen wieder zum Stehen zu kommen. „Keine Sorge, es ist nicht mehr weit!“ Sander und Cannon blieb keine Wahl, als Double H zu vertrauen.
    Schließlich erweiterte sich vor Ihnen die Straßenschlucht zu einem weitläufigen Platz, an dessen Ende linker Hand ein alles überragender Kuppelbau sichtbar wurde. „Das ist der Leninplatz. Im Volksmund wird er diesen Namen wohl auf alle Zeit behalten. Links das Opernhaus, Wahrzeichen von Nowosibirsk. Rechts steht – die größte der Statuen – Genosse Lenin. Das tut er hier immer noch. Moskau ist weit!“ Er bog nach rechts ab und fuhr nunmehr – in Seitenlage des Platzes – in südlicher Richtung. „Wir werden einen Parkplatz suchen und zu Fuß auf den Platz gehen. Man muß das getan haben, sonst war man nicht in Nowosibirsk!“ Kaum hatte er das gesagt, bog er nach rechts in eine bewachte Hofeinfahrt ab. Der uniformierte Posten grüßte, Double H erwiderte den Gruß mit jovialem Winken. Man kannte sich. Im Innenhof gab es etliche Parkplätze. „Ist ein öffentliches Gebäude, gehört der Oblast Nowosibirsk. Wir von der Akademie haben hier häufiger zu tun. Die Bürokraten sind längst auf dem Heimweg, und schon haben wir einen Parkplatz.“ Er konnte ein leises Ächzen nicht unterdrücken, als er den Lada, bar jeder Servounterstützung, in die erste sich öffnende Lücke zwängte.
    Wenig später standen sie vor dem gewaltigen Gebäudekomplex des Opernhauses. „Lassen Sie die Architektur auf sich einwirken! Das Gebäude wurde erst 1945 vollendet, unter schwierigsten wirtschaftlichen Voraussetzungen. Hineingehen können wir nicht, da es zur Zeit renoviert wird. Aber auch so vermittelt es einen Eindruck seiner Dimension.“ Double H sah sich um. Er schien zufrieden. „Wir bleiben hier stehen, hier sind wir einigermaßen sicher, nicht abgehört zu werden.“ Er bemerkte die erstaunten

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