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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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schüttelte Hagemeyer den Kopf. „Keine Sorge, solche Informationen erfolgen nicht direkt!“
    „Und wer hat, bitteschön, die Russen informiert?“
    „Die Amerikaner.“
    Der Kanzler wuchtete sich mit einem Ruck aus dem Sessel. Ungläubig starrte er seinen Freund an. „Die Amerikaner?“ Dann grinste er hintersinnig. „Von mir keine weiteren Fragen.“
    Hagemeyer nickte. Man verstand sich. Der Kanzler war ans Fenster getreten und sah nachdenklich, doch sichtlich entspannter hinaus. Hagemeyer wußte in diesem Augenblick, daß es die richtige Entscheidung war, um dieses Gespräch gebeten zu haben.
    „Aber eines mußt du mir versprechen, Walter, wenn’s tatsächlich unser Dr. Sander sein sollte!“
    „Das wäre?“
    „Nach den Wahlen holen wir ihn da raus!“
    „Versprochen, Werner!“
     
     

23. August, 21:00 Uhr Ortszeit; Akademgorodok, Westsibirien
    Die Fahrt nach Akademgorodok verlief ohne Zwischenfall. Cannon, der seitwärts auf der Rückbank hockte, hatte die ganze Fahrt nach hinten geschaut, um eventuelle Verfolger ausfindig zu machen. Sie hatten hierzu extra die Heckscheibe gereinigt und waren überrascht, beinahe enttäuscht, daß es bis zu ihrem Zielort keinerlei Auffälligkeit zu berichten gab.
    Die Residenzen der Wissenschaftler lagen im Morskoy Prospekt, von diesem abgegrenzt durch einen Saum hoch in den Himmel ragender Birken. Double H bewohnte ein Appartement im vierten Stock. Sie mußten in der kommenden Nacht mit dem Wohnzimmer vorlieb nehmen, einer auf der Couch, der andere auf dem Boden. Double H hatte zu diesem Zweck Schlafsäcke besorgt. Er trieb zur Eile, denn er wollte ihnen unbedingt den Sonnenuntergang am Stausee zeigen. Sie legten ihre Reisetaschen ab, ein kurzer Abstecher ins winzige Bad, und schon stürmten sie die Treppe hinunter. Im Haus roch es nach Essen, ihre Mägen meldeten ich. Double H hielt einen Rucksack in die Höhe. „Keine Panik, ist alles vorbereitet!“
    Nun saßen sie am Ufer des Ob-Stausees, besser gesagt, eines Binnenmeeres, doppelt so groß wie der Bodensee. Sie betrachteten im Wasser den sich rötlich spiegelnden Wolkenhimmel und warteten auf den so hochgelobten Sonnenuntergang. Den Lada hatten sie an der Landstraße zurückgelassen. Sie waren auf einem ausgetretenen Pfad durch ein Pinienwäldchen bis zu diesem einsamen Strand gelangt, hockten nun auf freigelegtem Wurzelwerk und schauten gebannt auf Double H, der hektisch in seinem Rucksack wühlte. „Darin sind halbe Hähnchen!“ Er reichte Cannon ein Paket, eingehüllt in fettig-feuchtes Zeitungspapier, gefolgt von einem Laib Brot und drei Gurken. „Sind gut für die Gesundheit!“ Er griff tiefer in den Rucksack, in dem es nunmehr verdächtig klirrte, und holte nacheinander drei Flaschen chinesischen Biers hervor. Den Abschluß machte eine unetikettierte Schnapsflasche. „Wodka aus eigener Produktion, Qualitätssicherung durch das Budkar-Institut, garantiert sauber! Besonders gut für die Gesundheit! Besser als die Gurken!“ Er entkorkte die Flasche mit den Zähnen, nahm einen Schluck und reichte sie Sander mit weithin vernehmlichem ‚Nastrowje‘.
    Es wurde ein kurzweiliger Abend. Sie hatten gegessen, das Bier war, im Rucksack zwischen Zeitungspapier gelagert, angenehm kühl, ja, richtig erfrischend nach diesem heißen Sommertag, und der Wodka wiederum hatte nichts anderes im Sinn, als die aufkommende Abendfrische mit wohliger innerer Wärme zu bekämpfen.
    „Wieso haben die uns nicht mehr verfolgt?“ Cannon schien das dürftige Ergebnis seiner angestrengten Abwehrarbeit noch immer zu beschäftigen.
    „Weil sie alles wußten, was sie in Erfahrung bringen sollten.“ Double H sagte dies in einer Weise, als handele es sich um das Alltäglichste der Welt.
    „Moment, das müssen Sie mir erklären!“ Cannon ließ nicht locker.
    „Nun, sie hatten inzwischen herausbekommen, mit wem ihr euch getroffen habt. Sie wissen, wer ich bin, was ich tue, wo ich wohne. Sie erkannten, daß sie uns in Nowosibirsk nicht abhören konnten. Also reichten sie uns weiter. Als wir im Morskoy Prospekt ankamen, warteten sie bereits vor dem Haus. Jeder in Akademgorodok kennt ihre Fahrzeuge. Früher waren es schwarze Wolga-Limousinen mit braunen Vorhängen an den hinteren Fenstern, heute fahren sie BMW X3 oder X5 mit dunklen Scheiben; man geht schließlich mit der Zeit. Alle mit Navigationsgerät, obwohl es von der Oblast Nowosibirsk noch gar keine Software gibt.“
    Cannon hob die Wodkaflasche. Es war eine Geste der

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