Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
zusehen, daß du deine vier Plätze behältst! So verdienen die sich etwas nebenher. Sieh dir an, was die alles dabei haben! Angelzeug, Benzinkanister, Eingekochtes, Tüten aus dem Großmarkt. Während die Männer angeln gehen, verkaufen die Frauen ihre Mitbringsel auf den Flohmärkten oder tauschen sie gegen frisches Obst und Gemüse. Vermutlich ist in Nowokusnezk momentan das Benzin billiger als in Nowosibirsk. Ich wüßte nicht, warum sie sonst die Benzinkanister mitgenommen haben. Aus unserer Sicht hat die Sache den Vorteil, daß wir in Nowokusnezk unter all den Leuten nicht auffallen. Kämen wir per Charter zu dritt, hätten wir sofort den FSB im Genick!“
    Cannon gönnte ihm eine kurze Pause, bevor er die nächste Frage stellte. „Sie sagten gestern, daß der FSB Sie kenne. Er wüßte, was Sie täten, wo Sie wohnten, wen Sie träfen. Erschwert das nicht Ihre geheimdienstliche Tätigkeit? Ist das nicht kontraproduktiv, grundsätzlich gefährlich?“
    Double H lächelte milde. „In Nowosibirsk war‘s der FPS, der russische Grenzschutz. Zu ihrer Frage: In der Auffälligkeit liegt die Tarnung!“
    Cannon rollte mit den Augen. „Wie soll ich das verstehen?“
    Double H dachte einen Augenblick nach, wie er dem jungen Mann zu seiner Rechten mit möglichst wenigen, bei diesem Lärm anstrengenden Worten die Grundsätze moderner Aufklärungsarbeit verdeutlichen könnte. „Gib dem Gegner zu verstehen, daß du seine Aktionen durchschaust, und verhalte dich dennoch ungezwungen! Triff dich an allen möglichen Orten zu allen möglichen Zeiten mit allen möglichen Leuten! Jedes Treffen bedeutet einen Report! Der eine Bewacher gibt nach zwei Wochen entnervt auf, der andere nach zwei Monaten. Haben Sie heute jemanden bemerkt, der uns zum Flughafen gefolgt ist?“ Cannon schüttelte den Kopf. „Sehen Sie, die haben aufgegeben! Ich sag‘ Ihnen auch den Grund: Wir haben uns gestern vor dem Universitätsgebäude im Verlaufe des Abends mit mindestens zehn Personen unterhalten. Die Jungs vom FSB recherchieren und schreiben immer noch!“
    Cannon schien beeindruckt. „Das war also kein Zufall, der Schlenker über die Universität!“
    Double H‘s Antwort war knapp, doch umfassend: „Du sagst es.“
    Cannon hatte begriffen, daß Double H das Gespräch für zu anstrengend und insofern für beendet hielt. Aber es gab noch etwas, was er unbedingt in Erfahrung bringen wollte. Er beugte sich erneut zu Double H hinüber. „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie nochmals anspreche. Mir fällt auf, daß wir ausgesprochen niedrig fliegen. Gibt es hierfür einen Grund?“
    Double H nickte. „Die fliegen auf Sicht. Heute Nacht gab es ein Gewitter, deshalb ist es etwas diesig. Sonst fliegen sie höher, aber nur unwesentlich. Die Piloten suchen das Optimum zwischen ausreichender Bodensicht und geringst möglichem Treibstoffverbrauch.“
    Cannon nickte sachverständig, immerhin war er Naturwissenschaftler! „Fliegen wir nachher mit dieser Maschine nach Taschkent?“
    Double H schüttelte den Kopf in einer Art und Weise, die einem ‚Setzen, fünf!‘ in nichts nachstand. „Und womit kommen die Leute zurück nach Nowosibirsk?“
    Cannon merkte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Wieder einmal hatte er sich als Greenhorn erwiesen! Hätte er doch nur einen Augenblick überlegt! Er ärgerte sich über seine Unbedarftheit. Double H war das nicht verborgen geblieben, darum milderte er seine Aussage mit einer Erläuterung zum Weiterflug ab: „Diese Maschinen und ihre Piloten verfügen nicht über die erforderliche internationale Lizenz. Die Piloten kennen aus Sowjetzeiten zwar das Territorium wie ihre Westentasche, aber die Regierungen in Kasachstan und Usbekistan sind eifersüchtig darauf bedacht, daß internationale Standards eingehalten werden.“
    Double H hatte sich nach dieser Erklärung nach links gedreht, unmißverständliches Signal, daß eine Fortsetzung des Gesprächs bei ihm auf äußerst begrenzte Gegenliebe stieße. Cannon fügte sich in sein Schicksal, unterdrückte seine Neugier. Er beugte sich zum Bullauge zu seiner Rechten und erkannte am Horizont die Ausläufer des Sajangebirges, ihnen vorgelagert im Morgendunst die Silhouette der Stadt Nowokusnezk. Darüber zeichneten sich gegen den Himmel die Rauchschwaden der dort angesiedelten Stahlindustrie ab. Sie würden bald da sein. Er war gespannt auf das Wiedersehen mit Igor.
    Cannon schrak auf, als das Motorengeräusch ihm plötzlich lauter und fremder erschien als während

Weitere Kostenlose Bücher