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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Oberleutnant ahnte nicht, wie nahe er der Wirklichkeit war.
    „Abu, gib mir das Nachtglas!“ Die Mudschahidin lagen zu viert neben der Piste, starrten gebannt in die aufkommende Nacht, dorthin, wo sie aus der Entfernung den plötzlichen Halt des Konvois beobachtet hatten. Sie sahen noch, wie einige Soldaten ausschwärmten und den Platz sicherten, mußten ihren betagten Lada-Niva jedoch rasch in eine Senke fahren, da die Schützenpanzer unvermittelt wendeten. Erst als die Fuchs etliche Hundert Meter der Provinzialstraße Richtung Kabul hinter sich gebracht hatten, wagten sie sich aus der Deckung.
    Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen, in wenigen Minuten würde es finstere Nacht sein. Sie mußten sich umgehend ein Bild machen, wer dort abgesessen hatte und wie die Reise wohl weitergehen sollte. Sie hatten den Lada stehen lassen und sich, den weiten Bogen der Piste abkürzend, zu Fuß auf den Weg gemacht. Nach gut 300 Metern waren sie direkt neben dem Straßendamm in Deckung gegangen. Sabir ergriff das Nachtglas, schaute in die vorgegebene Richtung. Langsam schwenkte er das Glas. „Ich zähle acht Personen, kann zwischen Zivilisten und Soldaten allerdings nicht unterscheiden. Drei stehen dicht beieinander, werden wohl die Zivilisten sein. Jetzt kommt ein vierter auf sie zu. Sie verteilen sich. Klar, das sind Zivilisten – wie die sich bewegen! Die finden sich im Dunkeln nicht zurecht, haben vermutlich keine Nachtsichtgeräte. Wenn ich auch nicht erkennen kann, ob einer von ihnen eine Kopfverletzung hat, ich bin mir sicher, das sind sie! Männer, wir haben sie …“
    Abu fiel ihm ins Wort. „Sei mal still! ... Hört ihr das?“ Aus der Ferne näherte sich ein Fahrzeug der nächtlichen Szene. Sabir schwenkte das Nachtglas in die Richtung, aus der das Motorgeräusch zu ihnen herüber drang. „Es ist ein Bus! Unbeleuchtet! Nicht zu fassen, die fahren mit dem Bus! KSK im Bus! Habt ihr das schon mal erlebt?“
    Sabirs Stimme vibrierte vor Aufregung. Nicht, daß ihn die Entwicklung beunruhigt hätte, es war das Neue, das Unerwartete, das in ihm gewisse Euphorie auslöste. Unerwartetes hatte das Potential zum Abenteuer! Sabir suchte das Abenteuer, das Risiko, die Nähe zum Märtyrertum! Überstand er solche Abenteuer unbeschadet, dann hatte Allah wieder einmal seine schützende Hand über ihn gehalten. Dies erfüllte ihn jedesmal mit Stolz, mit großer Genugtuung. Würde er eines Tages ein eingegangenes Risiko nicht lebend überstehen, hätte Gott ihn gerufen. Gab es Schöneres, gab es ein edleres Ziel, als in den Kreis der Märtyrer aufgenommen zu werden? Wenn er endlich seinen Brüdern gegenüberstehen würde, die lange vor ihm den Weg ins Paradies antraten, als sie gegen die russischen Okkupanten kämpften? Damals war er zwölf. Wie sehr hatte er seine Kindheit verflucht, weil sie ihn daran hinderte, seinen Brüdern in den Kampf zu folgen.
    Sabir beobachtete das Geschehen im Flußbett. Der Bus hatte gewendet und neben der Gruppe angehalten. „Sie steigen ein.“ Er setzte das Glas ab. „Wir bleiben in Deckung, bis sie abgefahren sind. Auf dieser Straße können sie uns nicht entwischen.“ Bald darauf hörten sie, wie krachend der unsynchronisierte erste Gang eingelegt wurde und sich der Bus in langsamer Fahrt, schwankend wie ein Boot in schwerer See, durch das unwegsame Gelände quälte, bis er endlich wieder die Straße erreicht hatte, dort mühsam beschleunigte. Im ersten Mondlicht erstrahlten samtig die Gipfel der im Osten gelegenen Gebirgskette. Dort oben lag der Khyber-Paß, offensichtliches Ziel der schwankenden Fuhre. „Gehen wir, wir müssen Nowokusnezk informieren! Spätestens vor Torkham haben wir sie. Denkt daran – die Organisation will den Russen lebend! Den Paß kontrollieren des Nachts arabische und usbekische Söldner. Kann sein, daß wir gefordert sind.“
     
     

26. August, 20:40 Uhr Ortszeit; Lobby des Pearl Continental, Peshawar
    „Da kommt er!“ Abdul war aufgesprungen, winkte lebhaft Richtung Eingangstür. Der General hatte sie sofort ausfindig gemacht. Nun erhob sich auch Bassett und ging ihm einige Meter entgegen. „Muhammad Saeed, sei gegrüßt, alter Freund!“ Ihre Begrüßung war kurz, aber herzlich.
    Saeed gab zu verstehen, daß er erst einmal verschnaufen wolle. „Das war ein Wahnsinnstag! In Islamabad läuft einiges aus dem Ruder. ... Habt ihr was zu trinken?“ Abdul signalisierte dem Lobby-Kellner mit der leeren Karaffe, woran es an ihrem Tisch mangele.
    Bassett gab

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