Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
ihre Kampfmittel verfügen. Dann stehen wir da, wo wir vor dem Erdbeben standen! Also, was tust du konkret, um dieses Mistvieh auszuschalten?“
Abdul wartete einen Moment, schließlich kannte er Bassett nur zu gut. Oft genug schoß der Amerikaner aus der Hüfte noch einen Pfeil ab, wenn man gerade mit der Erwiderung beginnen wollte. Das war Teil seiner Taktik. Üblicherweise mußte der Antwortende in solchen Fällen die angedachte Entgegnung zu Grabe tragen und sich Neues einfallen lassen. Selbst ausgeklügelte Diskussionsstrategien zerbröselten in solchen Fällen wie überlagerter Tabak. Bassett liebte das. Um so erstaunter war Abdul, daß Bassett auf diese Variante diesmal verzichtete, untrügliches Zeichen höchster Anspannung. Bassett hatte ein gravierendes Problem erkannt, nun arbeitete er konzentriert an dessen Lösung. In solchen Fällen verzichtete er auf taktisches Geplänkel. Abdul registrierte dies mit erkennbarer Erleichterung, denn er mußte ihn für seine Sichtweise gewinnen. Nur im Team wären sie aussichtsreich.
„Nun?“ Bassett konnte seine Ungeduld kaum zügeln. „Was gedenkst du zu tun?“
Abdul lehnte sich zurück. Sein Blick glitt von General Saeed zu Bassett. „Gar nichts.“
Bassett setzte das Glas, das er gerade zum Mund führen wollte, unvermittelt ab. „Wie bitte?“ Der Mund stand ihm offen. Mit allem hätte er gerechnet, doch nicht mit diesem desaströsen Statement! Abdul hielt oft die Karten zurück, aber dies war ein Offenbarungseid! „Du tust gar nichts, sagst du?“
Abdul mochte den Ausdruck der Ratlosigkeit in Bassetts Gesicht, schließlich kam das nicht alle Tage vor. „Richtig! Ich tue gar nichts!“
Bassett rang nach Luft. „Da zermartern wir uns das Hirn, wie wir den Verrat in den Griff bekommen, um unsere Aktion nicht zu gefährden, und du erklärst, als sei es das Natürlichste der Welt, du tätest nichts, absolut gar nichts, um diesen Bastard auszuschalten! Ich fass‘ es nicht!“
Abdul ließ sich nicht beirren. „Ich habe doch gerade versucht, es zu erklären. Lösche ich den Maulwurf aus, wird das aufgrund seiner anzunehmenden herausragenden Stellung, seines öffentlichen Ansehens, große Wellen schlagen. Ein politischer Tsunami! Vergessen wir nicht: Nicht wir, sondern unsere Gegner sitzen hoch oben auf dem Trockenen! Uns wird die Welle nicht nur davonschwemmen, wir werden in ihr ersaufen!“ Abdul schaute in die Runde, um sich der Wirkung seiner Metapher zu vergewissern. Der General lächelte; der Vergleich schien ihm zutreffend. Bassett hingegen blickte verkniffen drein. Er war vor dem Hintergrund des aktuellen Standes der Erkenntnisse, insbesondere aber der Schlußfolgerungen Abduls, alles andere als einverstanden.
Abdul schien das nicht zu irritieren. „Die Organisation ist uns gegenüber im Vorteil: Sie weiß inzwischen, wer wir sind, welches Ziel wir haben, wie wir vorgehen. Wie sonst hätten sie von General Saeeds Stiftungsidee erfahren, diese interpretieren können? Sie kennen uns, aber wir kennen sie nicht. Also müssen wir sie zwingen, ihre Deckung aufzugeben. Wir müssen Druck ausüben, sie zu Fehlern provozieren. Das erreichen wir am ehesten über gezielte Fehlinformation. In dieser Hinsicht könnte ein Maulwurf, insbesondere ein so hochrangiger, in unserem Sinne hervorragende Dienste leisten!“
Er schaute zu Bassett hinüber, als wollte er ihn beschwören. „Dein Taheri ist ein möglicher Hebel, aber er hat nicht die Qualität des Maulwurfs! Außerdem können wir ihn nur solange nutzen, wie sie ihre schmutzigen Waffen noch nicht in Stellung gebracht haben, wir ihr Vorhaben noch gefährden können. Zu allem Überfluß ist er ein unsicherer Kandidat: Stört er mit seiner Sprunghaftigkeit, werden sie ihn entsorgen. Was dann? Fangen wir dann wieder von vorn an? Leute, es zählt jeder Tag! Konnten sie die Waffen aus dem Berg schaffen, bestünde aus Sicht der Organisation nur noch ein logistisches Problem! Ausschließlich von der Effizienz ihrer Logistik hinge – salopp gesagt – das Wohl und Wehe dieser Welt ab! Unsere Strategie wird hierdurch maßgeblich bestimmt, denn wir müßten schnellstens ihre Strukturen offenlegen, erforderlichenfalls hierbei erhebliche Risiken in Kauf nehmen. Befänden sich die Waffen noch im Berg, hätten wir alle Zeit dieser Welt, die Hunde zu jagen und schließlich ihrer Bestrafung zuzuführen. Solange wir nicht im Berg waren, müssen wir jedoch vom worst case, vom Schlimmsten ausgehen! Es geht letztendlich einzig
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