Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Bassett die Ratlosigkeit an. „Shit! Bedeutet das, sie sind an deine Dateien, Codes, Paßwörter und so weiter gekommen? Hatten sie Zugriff auf deine Anordnungen, soweit sie computergestützt sind?“
Saeed nickte. „So ist es. Auch das Stiftungskonzept war abgespeichert.“
Abdul hatte die ganze Zeit konzentriert zugehört. Ihn interessierte diese Thematik nicht allein aufgrund ihrer aktuellen Aufgabenstellung, sondern grundsätzlich als Offizier des ISI. Er hob dezent die Rechte, um auf sich aufmerksam zu machen. Der General erteilte ihm mit einem Kopfnicken das Wort. „Man hat Sie gezielt angegriffen, also ist man vorher auf Sie aufmerksam geworden. Bei welcher Gelegenheit haben Sie Dritte über das Stiftungsvorhaben informiert?“
Saeed überlegte nicht lange. „Nun, als ich es im Ministerium vorgestellt habe.“
Abdul faßte nach. „Außerhalb des Regierungsapparats haben Sie mit niemandem darüber gesprochen? Sind Sie sich da ganz sicher?“
Der General ließ keinen Zweifel aufkommen, die knappe Antwort klang gereizt: „Absolut!“
Abduls Kopfnicken verriet, daß er mit dieser Antwort gerechnet hatte. Unbeirrt fuhr er fort: „Dann haben wir den Kreis eingegrenzt, allerdings nicht allein auf die Regierungsebene. Religiös motivierte Stiftungen werden seit geraumer Zeit prinzipiell vom ISI durchleuchtet. Natürlich auch Ihre Anmeldung!“ Er wandte sich hinüber zu Bassett. „Dick, wir sprachen bereits darüber. Wir vermuten innerhalb der Führungsebene des ISI einen Maulwurf. Vor zwei Wochen wurde unsere Aktion im Khyber-Park verraten. Den Inhalt der versehentlich an den ISI gefaxten Anordnung kannte im Ministerium nur der Staatssekretär! Der kommt für den Verrat definitiv nicht in Betracht, auch nicht die Studentin. Die wußte gar nicht, was sie da faxte. Also muß es innerhalb des ISI jemanden geben, der von dem Inhalt des Faxes erfuhr und nicht unser Freund ist. Nur finde den mal! Das Fax lag, da unüblich und von niemandem erwartet, stundenlang im Eingangskorb des Führungsstabes. Da hatten zig Personen Zugriffsmöglichkeit!“
Bassett erinnerte sich. „Ich weiß, wir mußten alles umdirigieren. Du wolltest doch einen Köder auslegen. Hat das zu irgendwelchen Erkenntnissen geführt?“
Abdul schüttelte den Kopf. „Es bot sich noch keine Gelegenheit der weiteren Einkreisung. Eine solche Aktion kann nur erfolgreich sein, wenn sie vor einem konkreten Hintergrund abläuft; immerhin haben wir es mit einem Insider zu tun, offensichtlich in hoher Position. Es ist das bekannte Problem: Wir wissen zwar, daß unsere Gegner auf höchsten Ebenen agieren, aber wir wissen nicht, wer sie sind. Graben wir irgendwann den Maulwurf aus, handelt es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um eine hochgestellte Persönlichkeit mit direktem Zugriff auf die ISI-Befehlsstruktur! Niemand sonst käme an die Codes! Das wirbelt eine Menge Staub auf, da bleibt kein Stein auf dem anderen! Ich müßte möglicherweise gegen mich selbst ermitteln, das in dieser sensiblen Phase unseres Feldzuges!“ Abdul schüttelte den Kopf angesichts dieser Vorstellung. „Vergessen wir nicht – wir handeln konspirativ, jenseits jeglicher Autorisierung! Wir genießen keinerlei Beistand, nicht den geringsten Schutz. Wird unsere Aktion publik, ist das gleichbedeutend mit ihrem Ende, vermutlich auch mit unserem. Doch die Sache ist noch verrückter, denn gleichzeitig ist dies die Garantie, daß auch der Maulwurf jegliche uns betreffende Information Dritter, zum Beispiel seiner Behörde, unterläßt. Ihm ist klar, daß dies die Organisation gefährden würde, denn sicherlich erführe eine breite Öffentlichkeit von unseren Motiven. Dann hätten sie die ganze Welt, allen voran die Amerikaner, im Genick! Fazit: Der Kampf wird im politischen Niemandsland ausschließlich zwischen uns und der Organisation ausgetragen! Dritte Institutionen sind allenfalls Instrumente, sie werden mißbraucht, so, wie die Koranstudenten, die Mudschahidin, die afghanischen Mohnbauern, die hysterischen Massen, die gerade die sechs Beschuldigten in Rawalpindi massakrierten, und natürlich die willfährigen Opportunisten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie alle handeln längst nicht mehr aus eigenem Ermessen. Es ist ihnen nur nicht bewußt!“
Bassett schien irritiert. „Klingt einleuchtend, aber was tust du, um den Maulwurf zu paralysieren? Du siehst doch, welche Probleme der General hat. Kommen wir nicht in den Berg, wissen wir nicht, ob sie bereits über
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