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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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richtigen Worten zu suchen. „Um 18:42 Uhr wurde das Gebiet um Quetta von einem Nachbeben, Stärke 6,8, erschüttert. Sander, ein weiterer Deutscher sowie vier pakistanische Bergleute waren zu diesem Zeitpunkt in der Sulaiman-Mine. Deren Stollen sind infolge des Bebens teilweise eingestürzt; dies gilt sogar für den ausbetonierten Hauptstollen. Bisher ist keiner rausgekommen, und es wird wohl auch keiner rauskommen. Das ist zumindest der letzte Stand der Dinge.“
    „Sind Rettungskräfte vor Ort?“
    „Schon, aber das bringt nicht viel. Die Mine hat insgesamt drei Zugänge, den Hauptstollen sowie zwei Schrägaufzugschächte, wovon einer allerdings so morbide ist, daß er seit etlichen Jahren nur noch zur Bewetterung genutzt wird. Der Hauptstollen ist vierzig Meter hinter dem Eingang eingestürzt. Der war, wie gesagt, mit Beton ausgekleidet und zusätzlich mit Stahlstempeln armiert. Wie werden dann die dahinter liegenden Stollen und Strebe aussehen, roh in den Berg getrieben, nur spärlich mit Tropenholz ausgebaut?“
    Bassett nickte. „Was ist mit dem intakten Aufzugschacht?“
    „Ungefähr zwanzig Meter unterhalb der Windenstation ist dort kein Durchkommen mehr. Vermutlich ist er auf der ganzen Länge eingestürzt. Aussichtslos!“
    „Was ist mit dem dritten Deutschen? Wieso war der nicht drin?“
    „Keine Ahnung.“
    „Ist auch nicht wichtig. Kann er wenigstens die Witwen informieren.“
    Bassett nahm einen ausgiebigen Schluck, unterdrückte nur unvollkommen einen Rülpser. „Damit ist unser Szenario gestorben. Sander im Berg nutzt niemandem, schadet allerdings auch niemandem. Dumm gelaufen, wäre ein guter Köder gewesen.“ Er steckte sich die nächste Zigarette an. „Haben Sie inzwischen herausbekommen, wer Sanders Besucher war? Vielleicht kommen wir von der Seite an die Hinterleute.“
    Cannon zog einen Zettel aus der Jackentasche. „Abdul Nader Schneider, Iraner, 35 Jahre alt, Export-Import, das Übliche, Büro in Schiras, Niederlassung in Kandahar, Logistiker, Nähe zur Al Qaida. Aktivitäten im Rauschgifthandel, als Killer bisher nicht in Erscheinung getreten. Das sagen zumindest unsere Quellen, aber so, wie er die Sache angegangen ist, hat der das nicht zum ersten Mal gemacht.“
    „Abdul Nader Schneider?“
    „Richtig! Ist ein gebürtiger Deutscher. Hatte in Berlin mit seinem Laden pleite gemacht. War mittellos, wurde von muslimischen Freunden aufgefangen. Die haben ihn so gut versorgt, daß er vor drei Jahren zum Islam übertrat und kurz darauf unter Zurücklassung seiner Steuerschulden in den Iran übersiedelte. Er hatte noch einen gültigen deutschen Paß. Das wird der Grund gewesen sein, warum man ihn für den Job genommen hat. Er hatte keine Probleme, ein Zimmer auf dem Executive Floor zu bekommen. By the way, haben Sie Fortschritte bei der Hakennase gemacht?“
    Bassett jagte eine gewaltige Rauchwolke zur Decke. „Sie meinen Ahmad Taheri? Der ISI ist nah an ihm dran. Es gibt da ein konspiratives Netzwerk in Saddar Town, residiert dort in einem Hinterhofbüro. Da soll er regelmäßig aufkreuzen. Ich werde mir den Laden bei Gelegenheit vorknöpfen.“ Bassett zog seine Armbanduhr aus der Tasche – eine seiner Marotten, die Uhr nicht am Handgelenk zu tragen. „Shit! Ich muß los!“
    Ein letzter Schluck, dann zerknautschten sie die Bierdosen, warfen sie zielsicher in den Papierkorb. Bassett hob geschmeidiger, als man dies einem Prothesenträger zutrauen konnte, die Beine vom Schreibtisch und wuchtete sich aus extremer Rückenlage in die Höhe. Er zerrieb die halbgerauchte Zigarette in einem Winkel des mächtigen Aschenbechers, anhand der Aufschrift unschwer als Diebesgut aus einem Londoner Pub erkennbar. Sie gingen zur Tür, Bassett machte das Licht aus.
     
     

Datum und Uhrzeit unbekannt; Sulaiman Coal Mine
    Sander lehnte regungslos an der Felswand. Er war verzweifelt. Wieder öffnete er die Schließe seiner Uhr, streifte sie über die Hand und hielt sich das Zifferblatt dicht vor die Augen. Er mußte sich konzentrieren, das sterbende Leuchten zu erkennen. Wie lange würde dieses phosphoreszierende Glimmen ihm noch erhalten bleiben? Minuten? Eine Stunde? Eine nie gekannte Niedergeschlagenheit überwältigte ihn. Er fühlte nichts als Müdigkeit, ließ sich treiben in der Tiefe grenzenloser Resignation. Doch mit einem Mal waren seine Sinne hellwach! Er kannte inzwischen zur Genüge das alarmierende Gefühl: Plötzlich empfundene Eiseskälte ließ ihn erschaudern, panische Angst

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