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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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durch den Spalt der geöffneten Schranktür beobachtet wurde.
     
     

31. Juli, 09:05 Uhr Ortszeit; Kharadar, Saddar Town, Karatschi
    Bassett wußte sofort, daß dies der Makler war, als der hochaufgeschossene Typ in dunklem Anzug, schwarzglänzenden Slippern, greller Krawatte und gegeltem Kraushaar, die Rayban in dieses zurückgeschoben, um die Ecke bog. ‚Fehlt nur noch die Rolex. Irgendwie sehen die alle gleich aus.‘ Gut zehn Meter entfernt fächelte der Fremde bereits mit dem Schlüsseletui. Bassett gab sich mit einem Kopfnicken zu erkennen. Er roch die Parfümwolke, die dem Makler vorauseilte. „Darf ich mich vorstellen? Kamal Khan, Geschäftsführer der Horizon Real Estate. Sie hatten mich eben angerufen?“
    „Ja.“
    „Dann darf ich Sie zu Ihrer Wahl beglückwünschen! Ein außergewöhnliches Objekt, sicherlich eines der rentabelsten in diesem Quartier!“ Er suchte geschäftig in seiner Kollegmappe. „Wo habe ich doch gleich die Zeichnungen und Preislisten? Naja, das können wir auch nach der Besichtigung erledigen. Ich würde vorschlagen, wir fangen gleich hier in dem Ledergeschäft an und arbeiten uns von dort aus nach oben. Abschließend besichtigen wir das Hinterhaus.“
    Bassett sah ihn mißbilligend an, sein Blick unterstrich seine abweichende Meinung mehr als tausend Worte. „Ich ziehe die umgekehrte Reihenfolge vor.“
    Der Makler hob, sichtlich erschrocken über Bassetts bestimmende Art, die Schultern. „Sicherlich ist das möglich. Aber darf ich in Erfahrung bringen, warum Sie diese Reihenfolge vorziehen. Sie sind der Erste!“
    Bassetts Entgegnung beendete schlagartig das rituelle Gefecht: „Vielleicht ist das Hinterhaus in einem Zustand, daß wir uns die restliche Aktion ersparen können.“
    Kamal Khan rang nach Luft. Sichtlich pikiert fügte er sich in sein Schicksal. Sie durchschritten den Torbogen, erreichten wortlos den düsteren Hinterhof. Der Makler wies nach rechts und schloß dort eine schmucklose Stahltür auf. Bassetts Blick fiel in das muffig riechende Treppenhaus.
    „Wieviel Parteien residieren hier?“
    „Aktuell nur eine, sonst acht.“
    „Was macht die eine? Warum sind die nicht ebenfalls ausgezogen?“
    „Ist ein iranisches Import-Export-Unternehmen, sehr seriös. Sie haben bei Vertragsabschluß eine Vorauszahlung für das ganze Jahr geleistet, bis Oktober einschließlich! Das sind Mieter, von denen ein Investor nur träumen kann. Die sind natürlich im Kaufpreis inbegriffen.“ Der Makler lachte schrill über seinen Scherz, verstummte jedoch schlagartig, als Bassett keine Mine verzog.
    Der Amerikaner kramte unbeeindruckt in der rechten Jackentasche nach seiner Uhr. „Gehen wir rein! Ich habe nur wenig Zeit.“ In der zweiten Etage wies ein Schild auf das Büro der Iraner hin: ITS Iranian Trade & Services, Import, Export. Bassett drückte die Klingel. Erwartungsgemäß öffnete niemand. „Schauen wir ‘rein. Ich möchte mir ein Bild machen.“
    Der Makler schien nicht sonderlich glücklich, aber er wußte, daß Widerstand bei diesem Mann wenig brachte. Er suchte aus der Vielzahl der Schlüssel umständlich einen aus und schloß die Tür auf. In der gegenüberliegenden Wand eines fensterlosen Vorraums gestattete eine halb geöffnete Tür den Blick in einen ungepflegten Raum, an den sich ein weiteres, im Halbdunkel liegendes Zimmer anschloß. Bassett machte einen Schritt in den wenig einladenden Vorraum, blickte sich dort um. Rechter Hand führte eine weitere Tür in ein verwahrlostes Badezimmer. Neben der Wanne stand ein WC, dessen Zustand Bassett bewog, sich unverzüglich dem Hauptzimmer zuzuwenden. Er wies auf das ungepflegte Matratzenlager direkt neben der Pritsche. „Hier pennen wohl mehrere. Seriöse Company, sagten Sie. Sind Sie sich da sicher?“ Der Makler hob resigniert die Schultern.
    Bassett blickte in das abgedunkelte Nebenzimmer. Er schaltete das Neonlicht ein. Mit fahler Kälte erleuchtete es nach mehrfachem Aufflackern das spärliche Mobiliar – ein schäbiger Stahlschrank, ein stählerner Schreibtisch mit zwei Tischtelefonen, ein fahrbarer Bürostuhl, rechts des Schreibtischs ein verbeulter Papierkorb, das war's. Der Raum wurde offensichtlich kaum genutzt. Bassett zog aus dem Papierkorb eine Zeitung hervor, eine vergilbte Ausgabe der Jasarat des vergangenen Jahres. Mit spitzen Fingern ließ er sie in den Korb zurückfallen. Er ging zum Schrank und blickte von dort zurück zur Tür. Sein Blick reichte, den Hauptraum durchquerend, bis zur

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