Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Eingangstür. Er trat an den Schreibtisch, hob erst den einen, dann den anderen Hörer der beiden Telefone ab, wartete jeweils auf das Freizeichen und legte sie mit versteinerter Mine in die Gabeln zurück.
Kamal Khan sah seine Felle davonschwimmen, kleine Schweißtröpfchen bildeten im Neonlicht funkelnde Punkte auf seiner Stirn. „Ich sehe das zum ersten Mal! Der Vertrag läuft Ende Oktober aus. Dann steht es Ihnen natürlich frei, sich nach neuen Mietern umzusehen.“
Bassett erkannte den fast schon flehenden Unterton. Der Zeitpunkt seines Überraschungsangriffs war gekommen. „Ich glaube, ich nehme es. Wenn Sie mir die Schlüssel geben, könnte ich morgen früh mit meinem Architekten eine Begehung durchführen, bevor der in die Staaten fliegt.“
Der Makler schien zu grübeln. „In die Staaten? Wann kommt er denn wieder?“
Bassett tat, als müsse er überlegen. „In frühestens vier Wochen.“
Der Makler schaute unglücklich drein. „Und was verstehen Sie unter ‚morgen früh‘?“
Bassett hatte mit dieser Frage gerechnet. Vier Wochen waren für diese provisionsgierigen Typen ein unüberbrückbarer Zeitraum, aber früh aufstehen lag ihnen schon gar nicht. „Sechs Uhr, spätestens halb sieben. Der muß ja bis zum Einchecken fertig sein.“
Der Makler überlegte mit gerunzelter Stirn, für Bassett wesentlich zu lang. ‚Alles Schau, du Affe! Mach‘ voran, wir müssen hier raus!‘ Bassetts Mine verriet nicht seine Gedanken. Ihn schien die Antwort des Maklers nicht sonderlich zu interessieren, egal, wie sie ausfiele. „OK, weil Sie es sind! Aber ich benötige ein Pfand!“
Bassett tat empört: „Was soll ich hier denn klauen, Mann?“
„Nein, nein! Daran denke ich nicht. Nicht bei Ihnen! Als Makler hat man Menschenkenntnis. Es geht um die Schlüssel. Einem anderen würde ich die nicht anvertrauen!“
Bassett nestelte seine abgegriffene Brieftasche aus der Innentasche seines Jacketts. „Hier haben Sie hundert Dollar. Reicht das?“ Das war keine Frage, eher Befehl.
Der Makler wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. „Natürlich! Sie können die Schlüssel anschließend im Ledergeschäft abgeben. Die haben Rund um die Uhr geöffnet.“ Niemals würde er morgens um sechs Uhr antreten, schon gar nicht an einem Freitag! Er würde den Tag morgen genießen. Schließlich hatte er soeben ein gutes Geschäft eingeleitet. Er übergab die Schüssel. Bassett nickte, drängte zur Eile. Im Erdgeschoß verschloß er – fast schon Besitzer – die Eingangstür zum Hinterhaus. „Wollen Sie wirklich nicht das Haupthaus sehen? Es ist wesentlich eindrucksvoller!“
Der Makler ging Bassett auf die Nerven. „Ich sagte Ihnen doch – morgen mache ich eine Begehung mit meinem Architekten. Das genügt.“ Der Makler nickte unterwürfig und trottete schweigend neben Bassett her, der es plötzlich eilig zu haben schien. Im Dunkel des Durchgangs begegnete Ihnen eine hünenhafte Gestalt. Ohne sich gegenseitig Beachtung zu schenken, gingen sie aneinander vorbei. ‚Wir sehen uns morgen, Monstrum!‘ Bassett mußte bei diesem Gedanken grinsen. Es war ein dünnlippiges, zynisches Grinsen, ganz und gar nichts Gutes verheißend.
Datum und Uhrzeit unbekannt; Sulaiman Coal Mine
„Hallo!“ Jemand rüttelte an seiner Schulter. Sander kannte diese Form des Träumens. Realitätsnahe Szenen vermischten Wirklichkeit und Traumwelt, ständig irrwitzige Zusammenhänge wechselnd. „Mann, wachen Sie auf! Sind Sie OK?“ Sander verspürte nur einen Wunsch – den nach Schlaf. Sollten sie ihn doch in Ruhe lassen! Wieder packte ihn jemand an der Schulter, schüttelte ihn derb. Dieser Jemand hatte bernsteingelbe Augen, sein stechender Blick löste in Sander Panik aus – ein Alptraum! Sander wollte schreien, doch so sehr er sich mühte, nur ein stimmloses Röcheln kam über seine Lippen. Nun schlug die gelbäugige Bestie ihre Krallen in sein brennendes Gesicht – die Tragödie nahm ihren unausweichlichen Lauf! Das drohende Ende vor Augen bäumte Sander sich auf. Mit aufgerissenen Augen starrte er in das unrasierte, staubüberkrustete Gesicht eines Mannes, der sich dicht über ihn beugte. „Hier, trinken Sie!“
Sander griff mechanisch nach der Flasche. Das war kein Traum! Wer war dieser Mann? Sein gutturales Englisch verriet den Osteuropäer. War er Freund oder Feind? „Wer sind Sie?“ Sanders Stimme klang kraftlos.
„Später!" Der Fremde duldete keinen Widerspruch. „Sie haben eine böse
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