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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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verharrte eine halbe Sekunde, um den Druckpunkt zu fühlen, dann ein entspanntes Krümmen des Zeigefingers. Die kraftschlüssig eingezogene Schulterstütze hämmerte gegen das Schlüsselbein. Das gedämpfte ‚Plopp‘ des Abschusses war keine zwanzig Meter weit zu hören. Er blickte nicht auf, die Wirkung des Schusses zu kontrollieren. Er wußte auch so, daß er getroffen hatte. Er schwenkte das Rohr ein wenig nach rechts, Ziel Nummer zwei erschien im Visier. Zwei Drittel ausatmen, Druckpunkt, ‚Plopp‘. Erneuter Schwenk nach rechts, diesmal einige Strich weniger, Zielaufnahme, Ausatmen, Druckpunkt, ‚Plopp‘. Erst jetzt hob er den Blick. Er konnte mit bloßem Auge sehen, daß es drei Wirkungstreffer waren. Nichts regte sich mehr auf der gegenüberliegenden Hangseite. Er nahm das Glas, um Masood bei seiner Aktion zu beobachten. Bevor er das Fernglas ansetzte, blickte er kurz in die Richtung der Scharfschützenstellung. Unmittelbar über ihr klebte Masood am Hang. Er würde jeden Moment angreifen. Abdul spürte das Adrenalin in den Adern, als er plötzlich die Gestalt oberhalb Masoods im Mondlicht entdeckte. Während er die drei Mudschahidin bekämpfte, mußte der Bursche über die Kammlinie gekrochen sein. Masood lag ungedeckt in seinem Schußfeld, hatte offensichtlich nichts bemerkt.
    Abdul schaute kurz durch das Glas, registrierte die Entfernung. ‚220 Meter. Das paßt noch.‘ Sein Gehirn reduzierte Wahrnehmung und Handlungsweise auf das absolut Erforderliche. Er ließ das Glas in den Staub fallen und ergriff das Gewehr. Mit einer knappen Drehung verstellte er das Visier, legte an, zielte, bis der Kopf des Gegners mittig im Visier ruhte – ‚Plopp‘. Er blickte über das Rohr hinweg in Schußrichtung. In diesem Moment ertönte die Explosion einer Handgranate. Masoods Werk! Während oberhalb von Masood ein Mudschahidin auf dem Rücken etliche Meter den Hang hinabrutschte, polterte keine zwanzig Meter unterhalb ein Gewehr in die Tiefe – die Waffe des Scharfschützen. Im Tal bellte ein Hund. Ein zweiter fiel ein, nach ein paar Sekunden bellten sie alle. Das Tal hallte wider vom Hundegebell.
    Es knackte in Abduls Ohrhörer. „Den Scharfschützen hat‘s erwischt. Unten rührt sich auch nichts mehr. Ich kann alle drei von hier aus sehen. Final! Es ist vorüber!“ Masood stand aufgerichtet im Steilhang; er schien mit dem Resultat zufrieden. Abdul schraubte den Schalldämpfer ab, legte die Waffe zurück in die Tasche. Er wußte, es würde kein Mudschahidin mehr auftauchen. Sie hätten in dieser Phase mit allen angegriffen, denn natürlich wäre ihnen inzwischen aufgefallen, daß ihre Kampfgefährten die Station nicht erreicht hatten, statt dessen den ersehnten Märtyrertod gestorben waren. Abdul schaute hoch zum Mond, der in der Klarheit der Gebirgsluft in unterschiedlichen Weiß- und Grautönen seine Topographie verriet. ‚Danke, Gevatter! War allerbestes Büchsenlicht! Ich werde noch meinen Enkeln davon berichten!‘ Er räusperte sich leise, bevor er Masood anfunkte. „OK, es ist vorüber. Wo steht dein Jeep?“
    „Hinter deinem. Was machen wir mit den Leichen?“
    „Liegen lassen – sie sollen sie finden. Du hattest übrigens Glück.“
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Erzähl ich dir unten. Ende.“
     
     

Datum und Uhrzeit unbekannt; Sulaiman Coal Mine
    „Trinken! Ja, so ist es gut!“ Der Russe hielt mit der Linken Sanders Kopf, mit der Rechten die Flasche an dessen Lippen gepreßt. „Los! Schlucken!“
    Sander lief das Wasser aus den Mundwinkeln. Er hustete. Was war passiert? Nur zögerlich kehrte das letzte Bild in sein Bewußtsein zurück. Er sah den Russen an. „Ist es wahr?“
    Igor schaute erst ihn an, dann irgendwohin, als könne er in diesem Felsenverlies in die Ferne blicken. „Ja, es ist wahr!“
    Sander brauchte eine Weile, die Bedeutung dieser Worte zu verarbeiten. Er sah den Russen unverwandt an. „Werden wir es schaffen?“
    Igor benötigte einige Sekunden, bevor er sich über sich selbst im Klaren war, lautete aus seiner Sicht doch die Frage, ob er, Igor, es schaffe. „Wir packen das! Du sagtest selbst, es sei deine Pflicht. Also werden wir es schaffen.“
    Sander rappelte sich auf, den Blick nach rechts in die Tiefe der Kaverne gerichtet, dorthin, wo im Dunkel der Schachteingang des Schrägaufzugs den Weg in die Unterwelt wies. Igor hielt die Lampe. Langsam, unendlich langsam drehte sich Sander nach links. „Gib mir die Lampe!“ Die Worte kamen fast unhörbar über

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