Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
kleinere Lizenzgebühren und Aktienanteile sowie Optionen, zusätzliche Aktien zu den Preisen zu kaufen, die jeweils vor Einrichtung seiner neuen Konstruktionen gültig gewesen waren. Über die Lizenzgebühren für sämtliche Konstruktionen sollte jeweils nach fünf Jahren neu verhandelt werden. Eine vernünftige Forderung, auf die man in gutem Glauben eingehen konnte. Eine in höchstem Maße akzeptable Position, insbesondere im Licht der niedrigen Lizenzgebühren.
Inzwischen hatte sich Elizabeths Vater, den die Anspannung des Geschäftslebens und die Hochzeit seiner Tochter >mit diesem Spaghettifresser< aufrieb, dazu entschlossen, in den Ruhestand zu treten. Giovanni und seine Frau erhielten das gesamte stimmberechtigte Aktienpaket an der Wyckham-Firma.
Das war alles, was Giovanni Scarlatti brauchte. Die Màthematik ist eine reine Wissenschaft, und noch nie war dies offenkundiger. Giovanni Scarlatti, der bereits Teilhaber an elf Papierfirmen in Illinois, Ohio sowie im westlichen Pennsylvania war und Patente für siebenunddreißig verschiedene Maschinen besaß, berief eine Konferenz der Firmen seines Interessenkreises ein. In einer Art und Weise, die man
schlichtweg als Schlachtung der Uninformierten bezeichnen kann, schlug Giovanni vor, daß man vernünftigerweise eine Muttergesellschaft gründen sollte, deren Hauptaktionäre er und seine Frau sein sollten.
Für alle würde selbstverständlich gut gesorgt werden, und die einzige Gesellschaft würde unter seiner erfinderisch-genialen Leitung Erfolge erzielen, die ihre kühnsten Träume übersteigen würden.
Sollten sie hingegen ablehnen, so könnten sie seine Maschinen aus ihren Fabriken nehmen. Er war ein armer Einwanderer, der bei seinen ursprünglichen Verhandlungen trügerisch in die Irre geleitet worden war. Die Lizenzen, die man ihm für seine Konstruktionen bezahlt hatte, waren angesichts der Gewinne lächerlich. Außerdem waren in einigen Fällen die einzelnen Aktien in astronomische Höhen geklettert, und die betreffenden Firmen waren gemäß den ursprünglichen Vertragsbedingungen verpflichtet, ihm eine Ausübung der Option zu den ursprünglichen Aktiennotierungen zu ermöglichen. Kurz gesagt, Giovanni Scarlatti war Mehrheitsaktionär in einer Anzahl wohletablierter Papierfirmen.
In allen drei Staaten erhob sich in den Konferenzräumen Geheul. Dem arroganten Italiener wurden hitzige Herausforderungen entgegengeschleudert, die freilich bald von etwas weitsichtigeren juristischen Beratern abgemildert wurden. Besser gemeinsam überleben als isoliert zerstört werden. Vielleicht würde es in der Tat möglich sein, Scarlatti vor Gericht zu besiegen, aber ebenso bestand auch die Möglichkeit, daß es nicht dazu kam. Im letzteren Fall könnten seine Forderungen exzessiv sein, und wenn man sie zurückwies, würden die Kosten neuer Werkzeuge und die Geschäftsunterbrechung viele der Firmen in eine katastrophale finanzielle Lage treiben. Außerdem war Scarlatti ein Genie, und es war durchaus denkbar, daß sie alle Nutzen aus der Zusammenarbeit ziehen würden.
So wurden die mammuthaften Scarlatti-Firmen gebildet, und damit war das Imperium des Giovanni Merighi Scarlatti geboren.
Es glich seinem Herrn und Meister – expansiv, energisch,
unersättlich. Und in dem Maße, wie seine Neugierde sich neue Ziele suchte, wuchsen auch seine Firmen. Vom Papier war der Schritt in die Verpackungsindustrie nur ein kurzer. Aus der Verpackungsindustrie begab er sich ins Frachtgeschäft und vom Transportwesen in den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten. Und bei jedem Kauf kam ihm eine noch bessere Idee.
Im Jahre 1904, nach zwölf Ehejahren, entschied Elizabeth Wyckham Scarlatti, daß es am besten wäre, wenn sie und ihr Mann nach dem Osten gingen. Obwohl das Vermögen ihres Mannes gesichert war und von Tag zu Tag weiter wuchs, war die Popularität, die er genoß, nicht gerade bemerkenswert. Unter den Finanzmächten Chicagos war Giovanni ein lebender Beweis der Monroe-Doktrin. Die Iren waren schon unangenehm genug, aber dies war unerträglich.
Elizabeths Eltern starben. Das wenige an gesellschaftlicher Loyalität, das man ihnen bewahrt hatte, wurde mit ihnen zu Grabe getragen.
Die übereinstimmende Ansicht in den Häusern ihrer langjährigen Freunde wurde am besten von Franklyn Fowler, dem ehemaligen Alleininhaber der Firma Fowler-Papierprodukte formuliert: »Mag sein, daß diesem schwarzhaarigen Spaghetti die Hypothek auf dem Klubgebäude gehört, aber der Teufel soll
Weitere Kostenlose Bücher