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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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>vertraulich< bezeichnet war. Die Schublade eines stählernen Aktenschrankes an der linken Bürowand stand offen. Aus dem kleinen Schloß hing immer noch ein langer, dünner Drahtfaden. Offensichtlich war das Schloß geschickt überlistet worden.
    In diesem Augenblick, als sie in der Tür stand und ihm zusah, lächelte Elizabeth. Dieser große, schwarzhaarige italienische Einfaltspinsel war viel komplizierter, als ihr Vater dachte. Und dabei übersah sie keineswegs, daß er höchst attraktiv war.
    Erschrocken blickte Giovanni auf. Im Bruchteil einer Sekunde veränderte sich seine Haltung, wurde abwehrend.
    »Okay, Miß Lisbeth! Sagen Sie es Ihrem Papa! Ich will hier nicht mehr arbeiten!«
    Und da bat Elizabeth liebevoll: »Holen Sie mir einen Stuhl, Mr. Scarlatti. Ich will Ihnen helfen – dann geht es schneller. «
    Es ging tatsächlich schneller.
    Die nächsten paar Wochen wurden damit verbracht, Giovanni mit den juristischen und sonstigen Gegebenheiten der amerikanischen Industrieorganisation vertraut zu machen. Nur mit den Fakten, ohne jede Theorie, denn Giovanni hatte seine eigene Philosophie. Dieses Land der grenzenlosen Chancen brachte nur den Leuten Glück, die eine Spur schneller waren als die anderen Opportunisten. Die Periode, in der sie lebten, war von einem ungeheuren wirtschaftlichen Wachstum geprägt, und Giovanni begriff, daß seine Position die eines Dieners sein würde, nicht die eines Mannes, dem
man diente, sofern seine Maschinen ihm nicht die Möglichkeit verschafften, an jenem Wachstum teilzuhaben. Und er war ehrgeizig.
    Giovanni ging mit Elizabeths Hilfe an die Arbeit. Er konstruierte ein Gerät, das Albert Wyckham und seine Direktoren für eine revolutionäre Presse hielten, die mit phänomenaler Geschwindigkeit Wellpappteile herstellen konnte, zu Kosten, die vielleicht dreißig Prozent unter denen des alten Verfahrens lagen. Wyckham war entzückt und erhöhte Giovannis Gehalt um zehn Dollar.
    Während alle darauf warteten, daß die neuen Maschinen gebaut und in Betrieb genommen wurden, überzeugte Elizabeth ihren Vater davon, daß es gut wäre, Giovanni zum Abendessen einzuladen. Zuerst dachte Albert Wyckham, seine Tochter wollte sich einen Scherz mit ihm erlauben. Einen ziemlich geschmacklosen Scherz für alle Betroffenen. Wyckham mochte sich über den Italiener lustig machen, aber er empfand Respekt für ihn. Er wollte nicht, daß sein schlauer Spaghettifresser bei einer Dinnerparty irgendwelche Peinlichkeiten erleben mußte. Aber als Elizabeth ihrem Vater sagte, daß sie keineswegs Peinlichkeiten im Sinn hatte, daß sie Giovanni bei einigen Gelegenheiten seit dem fernen Picknick begegnet wäre und ihn recht amüsant fände, erklärte sich Wyckham, der plötzlich ganz andere Bedenken hatte, mit einem kleinen Familienabendessen einverstanden.
    Drei Tage nach dem Abend war Wyckhams neue Maschine für Wellpappteile in Betrieb, und an jenem Morgen erschien Giovanni Scarlatti nicht zur Arbeit. Keiner der Direktoren begriff das. Dies hätte der wichtigste Morgen seines Lebens sein sollen.
    Das war es auch.
    Statt Giovanni traf nämlich ein Brief in Albert Wyckhams Büro ein, ein Brief, den seine Tochter auf der Maschine geschrieben hatte. Der Brief schilderte eine zweite Maschine für Wellpappteile, die Wyckhams neue Anlage völlig veraltet erscheinen ließ.
    Giovanni stellte ganz klare Bedingungen. Entweder würde Wyckham ihm ein größeres Aktienpaket an der Firma sowie eine Option für weitere Aktienkäufe zum augenblicklichen
Wert zuteilen, oder er würde mit seiner zweiten Konstruktion für Wellpappteile zu Wyckhams Konkurrenz gehen. Und wer die zweite Konstruktion besäße, könnte den anderen begraben. Giovanni Scarlatti wäre es eigentlich einerlei, aber seiner Ansicht nach würde es besser sein, die Konstruktion in der Familie zu behalten, da er hiermit ganz formell um die Hand von Alberts Tochter bäte. Auch in diesem Punkt wäre Wyckhams Antwort ohne große Bedeutung, weil Elizabeth und Giovanni binnen eines Monats als Mann und Frau vereint sein würden, gleichgültig, welche Haltung Wyckham einzunehmen gedächte.
    Von diesem Augenblick an war der Aufstieg Scarlattis unaufhaltsam, aber von düsteren Wolken verdunkelt. Die der Öffentlichkeit zugänglichen Fakten lassen erkennen, daß er einige Jahre lang fortfuhr, neuere und bessere Maschinen für eine Anzahl von papierproduzierenden Gesellschaften im Mittleren Westen zu konstruieren. Er tat das immer unter denselben Bedingungen –

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