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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Scarlatti,
    Ulsters Geburtstagseinladungen scheinen sich zu einem gewissen Problem entwickelt zu haben. Der liebe Junge kann sich nicht entscheiden, wer seine besten Freunde sind, – er hat so viele – und hat demzufolge eine Anzahl von Einladungen verteilt und sie zugunsten anderer Jungen wieder zurückgenommen. . .
     
    Am Abend fragte Elizabeth ihren jüngsten Sohn danach.
    »Ja. Ich habe einige Einladungen zurückgenommen. Ich habe es mir anders überlegt.«
    »Warum? Das ist sehr unhöflich.«
    »Warum nicht? Ich wollte nicht, daß sie kommen.«
    »Warum hast du ihnen dann vorher die Einladungen gegeben? «
    »Damit sie alle nach Hause rennen und ihren Vätern und Müttern sagen konnten, daß sie kommen dürfen.« Der Junge lachte. »Dann mußten sie noch einmal hingehen und sagen, daß sie nicht dürfen.«
    »Das ist schrecklich. «
    »Finde ich nicht. Die wollen ja gar nicht zu meiner Geburtstagseinladung kommen, die wollen dein Haus sehen!«
     
    Als er dann als Student in die Princeton-Universität eintrat, zeigte Ulster Stewart Scarlett in seinem ersten Semester deutliche Tendenzen von Feindseligkeit gegenüber seinen Brüdern,
seinen Klassenkollegen, seinen Lehrern und den Dienstboten, was Elizabeth am widerwärtigsten fand. Man tolerierte ihn, weil er der Sohn von Elizabeth Scarlatti war, aber aus keinem anderen Grund. Ulster war ein ungeheuer verzogener junger Mann, und Elizabeth wußte, daß sie etwas dagegen unternehmen mußte. Im Juni 1916 befahl sie ihm, auf ein Wochenende nach Hause zu kommen und sagte ihm, daß er für den Sommer eine Arbeit annehmen sollte.
    »Das werde ich nicht!«
    »Das wirst du! Du wirst mir nicht den Gehorsam verweigern! «
    Und das tat er auch nicht. Ulster verbrachte den Sommer in der Hudsonmühle, während seine zwei Brüder in Oyster Bay die Freuden des Long Island Sound genossen.
    Als der Sommer vorüber war, erkundigte sich Elizabeth bei dem betreffenden Fabrikleiter, wie es Ulster ergangen wäre.
    »Wollen Sie die Wahrheit hören, Madame Scarlatti?« fragte der noch ziemlich junge Mann eines Samstagsmorgens in ihrem Arbeitszimmer.
    »Natürlich will ich das.«
    »Wahrscheinlich wird mich das meine Stellung kosten. «
    »Das bezweifle ich.«
    »Also gut, Madame. Ihr Sohn fing in der Packerei an, wie Sie es angeordnet hatten. Das ist eine harte Arbeit, aber er ist kräftig. Ich mußte ihn aus dieser Abteilung entfernen, nachdem er ein paar von den Männern verprügelt hatte.«
    »Du lieber Gott! Warum hat man mir das nicht gesagt?«
    »Ich kannte die näheren Umstände nicht. Ich dachte, die Männer hätten ihn vielleicht herumgeschubst. Ich wußte es nicht.«
    »Was haben Sie denn herausgefunden?«
    »Daß das Herumschubsen von ihm ausging. Dann habe ich ihn in die Pressenabteilung gesteckt, und das war noch schlimmer. Er hat die anderen bedroht, er würde dafür sorgen, daß sie entlassen würden, und hat sie dazu gebracht, seine Arbeit zu tun. Er hat immer wieder betont, wer er ist.«

    »Das hätten Sie mir sagen müssen.«
    »Ich habe es auch erst letzte Woche erfahren. Drei Männer haben gekündigt. Für einen mußten wir die Zahnarztrechnung bezahlen. Ihr Sohn hat ihm die Zähne mit einem Bleistreifen eingeschlagen.«
    »Das ist ja schrecklich. Würden Sie sich dazu äußern? Bitte, seien Sie offen. Es soll nicht zu Ihrem Nachteil sein.«
    »Ihr Sohn ist groß und kräftig. Ein harter junger Bursche ... Aber ich bin nicht sicher, was er sonst noch ist. Ich habe nur so die Idee, daß er ganz oben anfangen möchte, und vielleicht sollte er das. Er ist Ihr Sohn. Sein Vater hat die Mühle gebaut. «
    »Das gibt ihm noch lange nicht das Recht dazu, den Boß zu spielen. Sein Vater hat auch nicht oben angefangen.«
    »Dann sollten Sie ihm das vielleicht erklären. Er scheint nicht viel für unseresgleichen übrig zu haben.«
    »Mit alldem deuten Sie also an, daß mein Sohn ein viel zu stark ausgeprägtes Standesbewußtsein, ein heißblütiges Temperament und eine gewisse animalische Kraft besitzt. Und keine erkennbaren Talente. Habe ich recht?«
    »Wenn mich das meinen Job kostet, werde ich einen anderen finden. Ja. Ich mag Ihren Sohn nicht. Ich mag ihn überhaupt nicht.«
    Elizabeth musterte den Mann nachdenklich. »Ich bin nicht sicher, ob ich ihn mag. Sie bekommen nächste Woche eine Gehaltserhöhung. «
    Elizabeth schickte Ulster im Herbst dieses Jahres nach Princeton zurück und konfrontierte ihn am Tag seiner Abreise mit den Informationen, die sie bekommen

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