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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verrückten Zeiten. Und ich möchte seine Beweggründe kennenlernen.«
    »Wenn ich jetzt Spekulationen anstelle, würde ich Ihre monströsen Behauptungen bestätigen. Ich weigere mich, das zu tun!«
    »Herrgott, Sie sind ein harter Brocken.«
    »Viel härter, als Sie ahnen.«
    »Können Sie denn nicht begreifen? Es geht nicht weiter! Es endet hier und jetzt! Das heißt, es wird enden, wenn Sie weitere
– Aktivitäten, wie Sie es nennen, verhindern. Wir sind der Ansicht, daß Sie das können. Aber ich hätte gedacht, die Gründe würden Sie interessieren. Da wir beide wissen, daß Ihr Sohn reich ist – was hat ihn auf die schiefe Bahn geführt?«
    Elizabeth starrte ihn nur stumm an, und Reynolds wußte, daß sie nicht antworten würde. Er hatte getan, was er konnte, gesagt, was er hatte sagen müssen. Der Rest lag bei ihr.
    »Guten Tag, Madame Scarlatti. Ich sollte es Ihnen wohl sagen. Ich werde den Scarlatti -Padrone beobachten.«
    »Wen?«
    »Fragen Sie Ihren Sohn.«
    Reynolds verließ niedergeschlagen und müde das Zimmer, mit langsamen Schritten. Menschen wie Elizabeth Scarlatti machten ihn müde. Wahrscheinlich, dachte er, weil sie es nicht wert sind, daß man sich ihretwegen anstrengt. Das sind diese Giganten niemals wert.
    Elizabeth stand immer noch am Fenster. Sie sah dem alten Mann nach, wie er die Tür hinter sich schloß. Sie wartete, bis sie ihn die vordere Treppe hinuntersteigen und nach Westen auf die Fifth Avenue zugehen sah.
    Der alte Mann schaute zu der Gestalt am Fenster auf, und ihre Augen begegneten sich.
    Keiner ließ erkennen, daß er den Blick des anderen bemerkt hatte.

9.
    Chancellor Drew Scarlett ging in seinem Büro (525, Fifth Avenue) auf dem dicken Orientteppich hin und her. Dabei atmete er tief durch und spannte beim Einatmen die Bauchmuskeln an – auf die richtige Art, weil der Masseur in seinem Klub ihm gesagt hatte, daß das beruhige, wenn man unter Druck stand.
    Es funktionierte nicht.
    Er würde sich einen anderen Masseur suchen.
    Er blieb vor der mahagonigetäfelten Wand zwischen den zwei großen Fenstern stehen, die auf die Fifth Avenue hinausgingen.
An der Wand hingen verschiedene gerahmte Zeitungsartikel, die sich alle mit der Scarwyck-Stiftung befaßten. In jedem war er besonders hervorgehoben, in einigen erschien sein Name sogar fett gedruckt in den Überschriften.
    Immer, wenn er erregt war, was ziemlich häufig vorkam, sah er sich diese gerahmten Zeugnisse seiner Leistung an. Das hatte stets eine beruhigende Wirkung.
    Chancellor Scarlett hatte die Rolle, die er als Ehemann einer langweiligen Frau spielen mußte, wie eine Selbstverständlichkeit hingenommen. Das Ehebett hatte fünf Kinder produziert. Überraschenderweise-besonders für Elizabethhatte er auch Interesse an den Familiengeschäften gewonnen. Als wollte er einen Gegenpol zu seinem gefeierten Bruder bilden, zog sich Chancellor in die sichere Welt des begabten Geschäftsmannes zurück. Und er hatte gute Ideen.
    Weil das jährliche Einkommen der Scarlatti-Besitzungen weit die Bedürfnisse einer kleinen Nation überstieg, überzeugte Chancellor seine Mutter, daß es steuerlich klug wäre, eine philanthropische Stiftung zu gründen. Indem er Elizabeth mit unwiderlegbaren Daten beeindruckte und auf die Möglichkeit von Kartellklagen hinwies, erwirkte er ihre Erlaubnis, die Scarwyck-Stiftung zu gründen. Chancellor wurde Präsident und seine Mutter Vorsitzende des Aufsichtsrates. Möglicherweise würde Chancellor nie ein Kriegsheld werden, aber dafür würden seine Kinder einmal den Beitrag anerkennen, den er für Wirtschaft und Kultur geleistet hatte.
    Die Scarwyck-Stiftung lenkte Geldströme in Kriegsgedenkstätten, unterstützte Indianerreservate, finanzierte ein >Lexikon der großen Patrioten<, das an ausgewählten Schulen verteilt wurde, sowie die Roland-Scarlett-Pfadfinderklubs, eine Kette episkopalkirchlicher Jugendlager, die dem Leben im Freien und hohen christlichen Prinzipien ihres demokratischen – aber episkopischen – Schutzherrn gewidmet waren. Außerdem förderte die Stiftung ein Dutzend ähnlicher Unternehmungen. Man konnte keine Zeitung in die Hand nehmen, ohne auf irgendein neues Projekt zu stoßen, das von Scarwyck finanziert wurde.
    Der Anblick der Artikel stärkte Chancellors etwas angeschlagenes
Selbstvertrauen. Aber die Wirkung war nur sehr kurzlebig. Durch die Bürotür konnte er das Klingeln des Telefons auf dem Schreibtisch seiner Sekretärin hören, und das erinnerte ihn an den zornigen

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