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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Er hatte nur das Kapital geliefert. Den Honig. Und die Bienen hatten ihn umschwärmt.
    Politiker, Bankiers, Anwälte, Ärzte, Architekten, Schriftsteller, Gangster, Büroangestellte, Polizei, Zollinspektoren, Feuerwehrleute, Buchmacher – die Liste der Berufe und Tätigkeiten war schier endlos.
    Die Volstead-Akte war das Rückgrat der Korruption, aber es gab auch andere Unternehmungen – alles profitable Unternehmungen.
    Prostitution, Abtreibung, Öl, Gold, politische Kampagnen, der Aktienmarkt, Flüsterkneipen, Wucherer – auch diese Liste war endlos lang.
    Die kleinen Leute konnten ihre Habgier nie verleugnen. Dies war der letzte Beweis seiner Theorien.
    Der geldgierige Abschaum!
    Alles dokumentiert. Und jeder einzelne identifiziert.
    Nichts blieb der Spekulation überlassen.
    Das ledergebundene Ringbuch enthielt viertausendzweihundertdreiundsechzig Namen. In einundachtzig Städten und vierundzwanzig Staaten – zwölf Senatoren, achtundneunzig Kongreßabgeordnete und drei Männer in Coolidges Kabinett.
    Ein Adressenverzeichnis der Korruption.
    Ulster Stewart hob den Hörer des Telefons ab und wählte eine Nummer.
    »Vitone... Wer anruft, geht Sie gar nichts an! Ich hätte diese Nummer nicht, wenn er nicht wollte, daß ich sie habe!«
    Scarlett drückte seine Zigarette aus. Er kritzelte auf einem Blatt Papier herum, während er auf Genovese wartete. Als er sah, daß die Linien sich im Mittelpunkt trafen, wie Messer, lächelte er. Nein, nicht wie Messer. Wie Blitze.

    »Vitone? Ich bin es... Weiß ich... Es gibt nicht viel, was wir tun können, nicht wahr? ... Wenn man Sie fragt, haben Sie eine Story. Sie waren in Westchester. Sie haben keine Ahnung, wo La Tona war... Aber halten Sie mich heraus, verstanden? Spielen Sie bloß nicht den Schlaumeier ... Ich habe einen Vorschlag für Sie, der wird Ihnen gefallen. Das wird sehr rentabel für Sie... Sie können alles haben. Alles! Ich steige aus.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Ulster Scarlett kritzelte einen Weihnachtsbaum auf den Block.
    »Keine Haken, keine Ösen. Es gehört Ihnen. Ich will nichts. Die Organisation gehört Ihnen... Nein, ich weiß gar nichts. Ich will nur aussteigen. Wenn es Sie nicht interessiert, kann ich woanders hingehen – in die Bronx oder nach Detroit. Ich will keinen Nickel dafür haben. Nur dies eine. Nur eines. Sie haben mich nie gesehen. Sie sind mir nie begegnet. Sie wissen nicht einmal, daß ich existiere. Das ist der Preis.«
    Don Vitone Genovese begann in italienischer Sprache zu schnattern, während Scarlett den Hörer ein paar Zoll von seinem Ohr entfernt hielt. Das einzige Wort, das Scarlett wirklich verstand, war ein wiederholtes »Grazie, grazie, grazie«.
    Er legte den Hörer auf und klappte das ledergebundene Buch zu. Einen Augenblick lang saß er reglos da und zog dann die oberste Schreibtischschublade auf. Er entnahm ihr den letzten Brief, den er von Gregor Strasser erhalten hatte. Er las ihn zum zwanzigsten Mal, oder, war es das hundertzwanzigste?
    »Ein meisterhafter Plan, ein phantastischer Plan... Der Marquis Jacques Louis Bertholde ... London ... Mitte April.«
    War die Zeit wirklich gekommen? Endlich!
    Heinrich Kroeger mußte seine eigenen Pläne für Ulster Scarlett haben. Es war nicht so sehr ein kühner als ein respektabler Plan. Höchst respektabel. In der Tat, so anständig, daß Ulster Scarlett plötzlich lauthals zu lachen anfing.
    Der Sproß von Scarlatti – der charmante, gutaussehende Liebling der Cotillions, der Held der Meuse-Argonne, der begehrteste Junggeselle der New Yorker Gesellschaft würde heiraten.

8.
    »Sie werden anmaßend, Mr. Reynolds.« Elizabeth Scarlatti konnte sich kaum beherrschen. Ihre Wut galt dem alten Mann, der ruhig vor ihr stand und sie über den Rand seiner Brillengläser hinweg anstarrte. »Ich ertrage anmaßende Leute nicht und dulde keine Lügner!«
    »Es tut mir leid. Wirklich, es tut mir leid.«
    »Sie haben sich dieses Gespräch unter falschen Voraussetzungen erschlichen. Senator Brownlee hat mir gesagt, Sie würden die Landbeschaffungsbehörde vertreten und wollten mich wegen der Transaktionen zwischen Scarlatti und dem Innenministerium sprechen.«
    »Das ist es auch, was er annimmt.«
    »Dann ist er ein noch größerer Narr, als ich bisher dachte. Und jetzt bedrohen Sie mich! Sie bedrohen mich mit verlogenem Klatsch aus zweiter Hand über meinen Sohn! Ich nehme an, Sie sind bereit, sich vor Gericht ins Kreuzverhör nehmen zu lassen.«
    »Wollen Sie

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