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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erleichtert mich.«
    »Versteh mich nicht falsch – ich sage nicht, daß es nicht wahr ist – nur geschmacklos von mir, darüber zu sprechen. Ich wollte dich ärgern. Beruhige dich, ich hatte einen guten Grund. Ich mußte dir den Ernst meiner Lage vor Augen führen, um dich für meine Pläne zu gewinnen.«
    »Was hast du vor?«
    »Das ist der Grund, weshalb ich auf die Insel fuhr – um einmal gründlich nachzudenken. Die ziellosen, verrückten Tage gehen zu Ende. Nicht über Nacht, aber sie verblassen langsam. «
    Chancellor sah seinen Bruder eindringlich an. »Ich habe dich noch nie so reden hören.«
    »Man denkt über eine ganze Menge nach, wenn man ganz allein in einer Hütte ist. Keine Telefone, niemand, der plötzlich hereinplatzt... Ich will keine großen Versprechungen abgeben, die ich dann nicht halten kann. Das brauche ich
nicht. Aber ich will es versuchen. Ich glaube, du bist der einzige, an den ich mich wenden kann.«
    Chancellor Scarlett war fast gerührt. »Was kann ich tun?«
    »Ich möchte irgendeine Position haben. Zuerst ganz formlos. Nichts Geregeltes. Ich will sehen, ob ich mich für irgend etwas interessiere.«
    »Natürlich! Ich werde dir hier einen Job besorgen. Es wird einfach großartig sein, mit dir zusammenzuarbeiten.«
    »Nein, nicht hier. Das wäre ja wieder nur ein Geschenk. Nein, ich möchte das tun, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen – das, was du getan hast. Ich will zu Hause anfangen. «
    »Zu Hause? Was für eine Position ist das?«
    »Bildhaft gesprochen, möchte ich alles in Erfahrung bringen, was ich über uns herausfinden kann. Die Familie. Scarlatti. Ihre Interessen, ihre Geschäfte, all die Dinge – das ist es, was du getan hat, und ich habe dich immer dafür bewundert. «
    Chancellor runzelte die Stirn. »Hast du das wirklich?«
    »Ja, doch. Ich habe eine Menge Papiere mit auf die Insel genommen. Berichte und Sachen, die ich aus Mutters Büro geholt habe. Wir arbeiten doch ziemlich eng mit dieser Bank in der Stadt zusammen, nicht wahr? Wie, zum Teufel, hieß sie doch gleich wieder?«
    »Waterman Trust. Die erledigen alle Scarlatti-Verpflichtungen. Das ist schon seit Jahren so.«
    »Vielleicht könnte ich dort anfangen. Informell. Ein paar Stunden pro Tag.«
    »Gar kein Problem. Ich werde das noch heute nachmittag erledigen. «
    »Noch etwas. Meinst du, du könntest Mutter anrufen? Du würdest mir einen großen Gefallen tun. Du könntest vielleicht unser Gespräch erwähnen. Und von Janet kannst du ihr auch erzählen, wenn du magst. « Ulster Scarlett stand auf und stellte sich vor seinen Bruder. Er strahlte etwas bescheiden Heroisches aus, dieser Verirrte, der sich darum bemühte, seine Wurzeln zu finden.
    Diese Pose verfehlte keineswegs ihre Wirkung auf Chancellor. Er erhob sich jetzt ebenfalls und reichte Ulster die
Hand. »Willkommen zu Hause, Ulster. Für dich ist das der Anfang eines neuen Lebens. Merk dir meine Worte.«
    »Ja. Ich glaube, das ist es. Ich werde es nicht über Nacht schaffen, aber es ist ein Anfang.«
    Elizabeth Scarlatti schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch und stand auf.
    »Leid tut es dir? Leid? Keinen Augenblick lang kannst du mich damit täuschen! Du hast Angst, eine Höllenangst, und du hast auch allen Grund dazu! Du verdammter Narr! Du Esel! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Daß das ein Spiel ist? Ein Zeitvertreib für kleine Jungen?«
    Ulster Scarlett packte die Armlehne des Sofas, auf dem er saß, und wiederholte innerlich immer wieder Heinrich Kroeger, Heinrich Kroeger.
    »Ich verlange eine Erklärung, Ulster!«
    »Ich sage dir doch, ich habe mich gelangweilt. Einfach gelangweilt. «
    »Wie tief steckst du drin?«
    »Gar nicht. Ich habe doch nur für eine Lieferung gezahlt. Für eine Sendung. Das ist alles.«
    »Wem hast du das Geld gegeben?«
    »Ein paar Burschen, denen ich in den Klubs begegnet bin. «
    »Sind das Verbrecher?«
    »Ich weiß nicht. Wer ist das heutzutage nicht? Ja, wahrscheinlich sind sie das. Deshalb bin ich ausgestiegen. Ich bin da völlig raus. «
    »Hast du je irgend etwas unterschrieben?«
    »Du lieber Gott, nein! Hältst du mich für verrückt?«
    »Nein. Nur für dumm.«
    Heinrich Kroeger, Heinrich Kroeger. Ulster Scarlett erhob sich von dem Sofa und zündete sich eine Zigarette an. Er ging zum offenen Kamin und warf das Streichholz auf die knisternden Scheite.
    »Ich bin nicht dumm, Mutter«, antwortete Elizabeths Sohn.
    Sie ignorierte seinen Einwand ebenso wie seine gekränkte

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