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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einzige leitende Angestellte der Waterman Trust, der Ulster Scarlett nicht schon auf den ersten Blick reizte. Im großen und ganzen war dies Cartwrights unorthodoxer Arbeitsweise zuzuschreiben, die ganz und gar nicht nach Bankerart war.
    Jefferson Cartwright, ein blonder, großer, alternder Mann, war nämlich ein Produkt der Sportplätze von der Virginia-Universität, und er hatte schon früh in seiner Laufbahn gelernt, daß die Qualitäten, die ihn auf dem Sportplatz berühmt gemacht hatten – und damit in der ganzen Universität -, ihm in seinem erwählten Beruf hochgradig nützlich waren.
    Kurz ausgedrückt, diese Qualitäten bestanden darin, die Formationen und Aufstellungen so gründlich zu erfassen, daß man stets zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz war und seinen Vorteil somit optimal ausnutzen konnte, unter dem Einsatz schierer Kraft.
    Außerhalb des Sportplatzes ließen sich dieselben Prinzipien einsetzen. Man brauchte nur die richtigen Formeln zu lernen, dabei möglichst wenig Zeit an komplizierte Dinge verschwenden, die das Auffassungsvermögen überstiegen, und jeden mit der Größe und Attraktivität seiner physischen Persönlichkeit zu beeindrucken.
    Diese Prinzipien – im Verein mit lockerem Südstaatencharme – garantierten Jefferson Cartwright eine Sinecure. Sie sorgten sogar dafür, daß sein Name auf die Briefbögen seiner Abteilung gedruckt wurde.
    Obwohl Jefferson Cartwrights Kenntnisse im Bankwesen kaum über ein fachmännisches Vokabular hinausgingen, verschaffte er Waterman durch seine Gepflogenheit, mit einigen der wohlhabendsten Frauen in Manhattan, Long Island
und im südlichen Connecticut das Bett zu teilen, so manches lukrative Konto. Trotzdem wußten die Aufsichtsräte der Bank, daß ihr Hauptgesellschaftslöwe nur selten relativ sicheren Ehen gefährlich werden konnte. Er sorgte eher für kurzlebige Abwechslung, für eine charmante, schnelle Affäre, um die Langeweile zu vertreiben.
    Die meisten Bankinstitute führten wenigstens einen Jefferson Cartwright in den Gehaltslisten. Freilich übersah man solche Männer häufig, wenn es um Mitgliedschaften in Klubs und Einladungen zu Dinners ging. Schließlich konnte man nie sicher sein.
    Ulster Scarlett akzeptierte Cartwright, weil dieser in gewissem Sinne ein Ausgestoßener war, weil ihn das amüsierte und weil der Banker – abgesehen von ein paar belanglosen Vorträgen über den Zustand seiner Konten – niemals versuchte, ihm zu sagen, was er mit seinem Geld tun sollte.
    Auch das wußten die Aufsichtsräte der Bank. Es war richtig, daß Ulster Scarlett beraten wurde – und wäre es nur, um Elizabeth zu beeindrucken. Aber da niemand ihn ändern konnte, weshalb dann einen wahrhaft tüchtigen Mann vergeuden?
    Bei der Sitzung, wie Cartwright sie nannte, stellte er fest, daß Ulster Stewart Scarlett nicht einmal den Unterschied zwischen Soll und Haben kannte. Deshalb wurde eine Liste von Fachausdrücken vorbereitet, um ihm zunächst einmal die Grundkenntnisse der Sprache zu vermitteln, mit der er sich würde auseinandersetzen müssen. Danach wurde ein Lexikon des Aktienmarktes für ihn zusammengestellt, und nach einiger Zeit begann er es sogar zu begreifen.
    »Wenn ich das also richtig verstehe, Mr. Cartwright, dann verfüge ich über zwei völlig separate Einkommen. Ist das richtig?«
    »Das ist in der Tat so, Mr. Scarlett. Der erste Treuhandfonds, der aus Aktien besteht – Industrie- und Versorgungswerte – ist für Ihre jährliche Lebenshaltung bestimmt, für Häuser, Kleidung, Auslandsreisen, Einkäufe aller Art. Wenn Sie es wünschen, könnten Sie dieses Geld natürlich auch investieren. Wenn ich mich nicht irre, haben Sie dies in den letzten paar Jahren sogar getan.« Jefferson Cartwright lächelte
nachsichtig, als er sich an einige der etwas extravaganteren Abhebungen Ulsters erinnerte. »Der zweite Fonds hingegen – die Obligationen und Schuldverschreibungen – ist für Expansionszwecke bestimmt. Zur Wiederanlage. Auch zur Spekulation. Das war der Wunsch Ihres Vaters. Es gibt natürlich ein gewisses Maß an Flexibilität.«
    »Was verstehen Sie unter Flexibilität?«
    »Es ist kaum vorstellbar, Mr. Scarlett, aber für den Fall, daß Ihre Lebenshaltungskosten das Einkommen aus dem ersten Fonds übersteigen sollten, könnten wir mit Ihrer Vollmacht Kapital aus dem zweiten Fonds in den ersten übertragen. Aber das ist natürlich kaum vorstellbar.«
    »Natürlich.«
    Jefferson Cartwright lachte und zwinkerte seinem

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