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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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finanziellen Aufgaben von Scarwyck< übernommen hätte.
    Zwei oder drei fanden plötzlich, daß der so tölpelhafte Jefferson Cartwright über Qualitäten verfügte, die sie vorher nicht bemerkt hatten. Wirklich, gar kein so übler Bursche, wenn man es sich einmal richtig überlegte. Er mußte doch etwas an sich haben. Bald waren die schweren Ledersessel rings um den runden Eichentisch, an den Jefferson sich zurückgezogen hatte, besetzt.
    Als die Uhr auf halb drei zeigte, entschuldigten sich die Mitglieder und kehrten zu ihren Büros und ihren Telefonen zurück. Das Informationsnetz wurde in Gang gesetzt, und die überraschende Neuigkeit von Cartwrights Coup bei der Scarwyck-Stiftung verbreitete sich.
    Ein Gentleman freilich ging nicht. Er blieb mit ein paar
Hartnäckigen und schloß sich dem Hofe Jefferson Cartwrights an. Er war vielleicht fünfzig Jahre alt und stellte die Essenz jenes Bildes dar, das älter werdende Gesellschaftslöwen anstrebten, bis hin zum leicht angegrauten, perfekt gestutzten Schnurrbart.
    Das Seltsame war, daß niemand am Tisch seinen Namen kannte, aber das wollte niemand zugeben. Schließlich war dies ein Klub.
    Der Gentleman ließ sich elegant in den Sessel neben Jefferson sinken, als dieser frei wurde. Er plauderte gelockert mit dem Mann aus den Südstaaten und bestand darauf, eine weitere Runde Getränke zu bestellen.
    Als die Martinis serviert wurden, griff der gepflegte Gentleman danach und stellte sie inmitten einer Anekdote vor sich hin. Als seine Geschichte zu Ende war, reichte er eines der Gläser an Jefferson weiter.
    Jefferson nahm es entgegen und trank.
    Der Gentleman entschuldigte sich. Zwei Minuten später fiel Jefferson Cartwright nach vorn auf den Tisch. Seine Augen waren nicht schläfrig oder sogar geschlossen, wie es einem Mann vielleicht zukam, der die Grenzen seiner Alkoholkapazität erreicht hatte. Statt dessen waren sie weit geöffnet und traten aus ihren Höhlen hervor.
    Jefferson Cartwright war tot.
    Und der Gentleman kehrte nie zurück.
     
    In der Innenstadt, in der Setzerei einer New Yorker Boulevardzeitung, tippte ein alter Setzer die einzelnen Lettern der kurzen Nachricht. Sie sollte auf Seite zehn erscheinen. >Bankdirektor stirbt in Herrenklub.< Der Schriftsetzer war völlig desinteressiert.
    Ein paar Maschinen von ihm entfernt betätigte ein anderer Angestellter die Tasten, um eine andere Story zu setzen. Sie sollte zwischen ein paar Einzelhandelsanzeigen auf Seite achtundvierzig eingeschoben werden. >Grand-Central-Schließfach beraubt. <
    Und der Mann fragte sich, ob denn überhaupt nichts mehr einbruchsicher wäre.

18.
    Elizabeth war einigermaßen überrascht, am Kapitänstisch im Speisesaal der Ersten Klasse der Calpurnia einen Mann von höchstens dreißig als ihren Tischherrn vorzufinden. Üblicherweise beschaffte ihr die Schiffahrtslinie, wenn sie allein reiste, einen älteren Diplomaten oder einen Makler im Ruhestand, einen guten Kartenspieler-jemanden, mit dem es Gemeinsamkeiten gab.
    Aber sie konnte niemandem einen Vorwurf machen, weil sie die Liste des Kapitäns überprüft – darauf bestand sie immer, um peinliche geschäftliche Konflikte zu vermeiden – und dabei nur festgestellt hatte, daß es da einen Matthew Canfield gab, Vorstandsmitglied einer Sportartikelfirma, die in großem Umfang in England einzukaufen pflegte. Jemand mit gesellschaftlichen Verbindungen, hatte sie angenommen.
    Jedenfalls war er sympathisch. Ein höflicher junger Mann, ziemlich oberflächlich, dachte sie, und wahrscheinlich ein guter Verkäufer, was er auch mit erfrischender Offenheit zugab.
    Gegen Ende des Dinners trat ein Deckoffizier neben sie. Ein Telegramm für sie war eingetroffen.
    »Sie dürfen es mir an den Tisch bringen. « Elizabeth war etwas verstimmt.
    Der Offizier sagte mit leiser Stimme etwas zu Elizabeth.
    »Also gut.« Sie stand auf.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Madame Scarlatti?« fragte Matthew Canfield, der sich wie die übrigen Herren am Tisch erhoben hatte.
    »Nein, vielen Dank.«
    »Ganz bestimmt nicht?«
    »Ganz bestimmt nicht, vielen Dank.« Sie folgte dem Deckoffizier aus dem Salon.
    In der Radiokabine führte man Elizabeth an einen Tisch hinter der Theke und überreichte ihr die Nachricht. Sie las die Instruktion in der ersten Zeile: >Wichtig – dringend – bitte Empfängerin wegen sofortiger Beantwortung in Radiokabine holen. <

    Sie blickte zu dem Deckoffizier hinüber, der auf der anderen Seite des Tresens darauf wartete, sie wieder

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