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Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Titel: Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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gibt’s?« Ein Bauer in Gummistiefeln und grüner Filzjacke tauchte hinter dem Traktor auf. Zuerst hielt ich ihn wegen seines schwerfälligen Ganges für alt, doch dann sah ich, dass das rotwangige Gesicht unter dem zerknautschten Hut eher zu einem jungen Menschen passte.
    »Ich suche einen Golf, nicht mehr ganz fabrikneu, hauptsächlich rot, aber auch mit ein paar schwarzen und braunen Teilen.«
    »Warum?« Der Bauer spuckte auf den Boden.
    »Ich habe ihm versehentlich einen Seitenspiegel abgefahren, unten auf dem Parkplatz.« Ich zeigte dahin, wo ich Nottuln vermutete. »Es ist mir sehr peinlich, ich meine, es kann ja jemand gesehen und mein Kennzeichen notiert haben. Deshalb möchte ich dem Fahrer meine Karte geben. Ich bin selbstverständlich bereit, für den Schaden aufzukommen.« Keine gute Geschichte, aber besser als gar keine.
    »Hier gibt’s keinen Golf.«
    »Vielleicht einer Ihrer Nachbarn. Ich habe zuerst gewartet und bin dann nur kurz in einen Laden gegangen. Als ich herauskam, fuhr der Golf gerade ab. Wirklich, die Sache ist mir sehr unangenehm. Also bin ich dem Golf gefolgt. Und hier oben habe ich ihn verloren.«
    »Nö, nich, dass ich wüsste.«
    Aus der Scheune kam ein metallisches Geräusch. Es hörte sich an wie das Zuschlagen einer Autotür. Wir guckten beide zur Scheune.
    »Ja, dann entschuldigen Sie bitte die Störung. Und vielen Dank!«, sagte ich.
    »Nichts zu danken.« Er blieb stehen und sah zu, wie ich über den Schotterweg zur Straße zurückging.
    Als ich außer Sichtweite war, kehrte ich um und schlich mich von hinten an die Scheune heran. Etwa einen halben Meter über meinem Kopf gab es zwei kleine, verdreckte Oberlichter. Ich schaute mich nach etwas Brauchbarem für ein Podest um und entdeckte alte Lkw-Reifen, die eine weiße Plane beschwerten, unter der ein Berg Futtermittel oder was auch immer gärte. Mithilfe von zwei übereinandergeschobenen Reifen gelang es mir, einen Blick in die Scheune zu werfen. Und da stand er, der verrostete Golf.
    Frohen Mutes schritt ich zum Audi zurück. Falls sich die Affen nicht auf dem Bauernhof befanden, waren sie doch garantiert in der Nähe. Und Koslowski würde es schon gelingen, den Bauern zum Reden zu bringen.
    Ich stutzte. Drei Typen, zu jung, um als Waldspaziergänger durchzugehen, lungerten auf dem Parkplatz herum. Und dummerweise lag das Handy immer noch auf dem Beifahrersitz.
    Natürlich hätte ich in den Wald flüchten können. Quer über die Baumberge waren es zu Fuß kaum drei Stunden bis Havixbeck. Aber in letzter Zeit hatte ich das Langlauftraining etwas vernachlässigt. Nüchtern betrachtet, waren meine Chancen, den dreien zu entkommen, geringer als die von Boris Becker, noch einmal Wimbledon zu gewinnen. Also ließ ich es darauf ankommen.
    Sie hatten mich natürlich längst gesehen, taten aber so, als unterhielten sie sich über die nächste Dorfdisco, wobei sie betont desinteressiert den tannenzapfenübersäten Waldboden betrachteten.
    Ich schritt zügig zum Audi, die geringe Chance ergreifend, die mir nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung blieb. Die Tatsache, dass sich der unsympathische Motorradfahrer nicht unter den dreien befand, gab mir Auftrieb.
    Allerdings nur bis zu dem Moment, in dem ich die Autotür aufschloss. Sofort standen die drei hinter mir.
    »Wir wollen mit Ihnen reden«, sagte eine spätpubertierende Stimme.
    Ich drehte mich um. »Ich aber nicht mit euch.«
    Der Wortführer, ein aknegeschädigter Jüngling mit kurzen Haaren und einem schwarzen T-Shirt, auf dem animal peace stand, ließ sich nicht beirren: »Zwingen Sie uns nicht, Gewalt anzuwenden. Gewalt ist uns zuwider, aber wenn Sie uns keine andere Wahl lassen, werden wir davon Gebrauch machen.«
    Ich lächelte bekümmert. »Gewalt ist mir auch zuwider, besonders, wenn sie gegen mich gerichtet ist. Also redet!«
    »Nicht hier.«
    »Wo denn?«
    Er reckte seine pickelige Kinnspitze in Richtung Wald. Die Aussicht auf eine Unterredung im Unterholz schien mir nicht sehr verlockend. Man las so viel über Leichen, die unter Bergen von Laub vermoderten.
    Das schwarze T-Shirt wurde assistiert von einem pummeligen Knaben, dem der Schweiß über das Gesicht lief, und einer magersüchtigen Gestalt mit mindestens sechs Ringen in der Augenbraue, die so aussah, als wäre sie in einem früheren Leben eine Gardinenstange gewesen. Mit jedem von ihnen allein wäre ich leicht fertig geworden, doch zusammen brachten sie wahrscheinlich ein paar Hände und Füße zu viel ins

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