Das scharze Decameron
Mann mehr Beute heimbrachte als sonst und fragte: »Woher kommt es, daß du heute so großen Erfolg hast?« Der Bursche sagte: »Unterwegs traf ich einen Agellid, mit dem jagte ich. Ich zeigte ihm alles. Da ließ er mir seinen Anteil an der Beute.« Aini sagte: »Das ist ein guter Verkehr für dich. Diesen Umgang solltest du pflegen.«
Der Bursche traf an einem anderen Tag den Agellid wieder im Wald. Der Agellid sagte: »Wir wollen heute einmal nicht jagen. Komm zu mir in mein Dorf und in mein Haus. Wir wollen zusammen spielen.« Der Bursche war einverstanden. Der Agellid führte den Burschen in seine Kammer und spielte mit dem Burschen Jammut (Dame). Der Bursche paßte gut auf. Der Agellid verlor im Anfang des Spiels. Der Agellid verlor weiterhin noch mehr. Der Agellid verlor alles, was er besaß. Es blieb dem Agellid nichts übrig. Der Bursche ging wieder nach Hause.
Als der Bursche am anderen Tage zur Jagd gegangen war, kam der Agellid durch den Gang unter der Erde zu Aini und sagte: »Ich habe gestern mein ganzes Vermögen an deinen Mann im Jammutspiel verloren.« Aini sagte: »Ich werde es einrichten, daß du alles wiedergewinnst. Lade dir meinen Mann morgen noch einmal zum Spielen ein.« Der Agellid sagte: »So werde ich all das Meine verlieren.« Aini sagte: »Das soll meine Sache sein.«
Am anderen Morgen traf der Agellid wieder den Burschen im Walde. Der Agellid sagte: »Komm noch einmal mit zu mir. Ich habe noch einiges zum Spielen.« Der Bursche sagte: »Warte, ich will nur schnell meine Waffen nach Hause tragen, dann komme ich.« Der Bursche ging nach Hause, schloß das Haus auf, ging hinein, hängte die Waffen an den Haken an der Wand und ging. Er schloß die sieben Türen, kehrte zu dem Platze im Wald zurück, an dem er den Agellid zurückgelassen hatte, und sagte: »Ich bin bereit. Wir können zu dir gehen und wieder Jammut spielen.« Der Agellid und der Bursche machten sich auf den Weg in das Dorf.
Als der Bursche die sieben Türen von draußen abgeschlossen hatte, um den Agellid im Walde wieder zu treffen, ergriff Aini die Waffen, die der Gatte eben an die Wand gehängt hatte, nahm sie herab und rannte mit ihnen fort durch den Gang. Sie kam durch den Gang in die Kammer des Agellid. Sie hängte die Waffen an die Wand, und zwar gerade gegenüber dem Platz, an dem der Gast sitzen mußte, also im Rücken des Platzes des Agellid. Dann lief Aini wieder davon.
Nachdem Aini einige Zeit fort war, kam der Agellid mit dem Burschen vom Walde her in seinem Dorf an. Der Agellid führte den Burschen in seine Kammer und sagte: »Setze dich nieder, ich werde das Jammut holen.« Der Bursche setzte sich. Er sah auf. Er sah zu der Wand, die ihm gegenüber war. Er sagte bei sich: »Das sind doch meine Waffen!« Er sagte bei sich: »Das können ja nicht meine Waffen sein, denn meine Waffen habe ich eben bei mir zu Hause an die Wand gehängt, und dann habe ich die sieben Türen hinter mir verschlossen. Die Schlüssel habe ich aber bei mir in der Tasche. Es können nicht meine Waffen sein!«- - Der Agellid kam zurück.
Der Agellid sagte: »Hier ist das Jammut. Nun wollen wir spielen.« Der Agellid spielte. Der Bursche spielte. Der Bursche dachte aber nicht an das Spiel. Der Bursche dachte: »Das sind doch meine Waffen. Das können nicht meine Sachen sein.« Der Bursche spielte schlecht. Der Bursche sah nach der Wand. Er sah nach den Waffen. Der Bursche verlor mehr und mehr. Er dachte immer: »Das sind meine Waffen! Das können nicht meine Sachen sein.« Der Bursche verlor alles, was er gestern dem Agellid abgewonnen hatte. Der Bursche stand auf und ging. Er machte sich auf den Heimweg durch den Wald.
Als der Bursche weggegangen war, kam Aini durch den Gang, nahm die Waffen von der Wand und trug sie in ihr Haus, das durch sieben Schlösser an sieben Türen geschlossen war. Aini hängte die Waffen zu Hause so an die Wand, wie der Bursche sie hingehängt hatte, ehe er zu dem Agellid zum Spielen ging. – Nach einiger Zeit kam der Bursche zu seinem Haus. Er öffnete die sieben Schlösser an den sieben Türen und trat hinein. Er schaute an die Wand, dahin, wo er heute morgen seine Waffen aufgehängt hatte, und sah, daß sie noch ebenso dort hingen. Der Bursche schlug sich vor die Stirn und sagte: »Ich war ein Narr! Ich war ein Narr!« Aini fragte: »Was hast du, was ist dir? Wo warst du?« Der Bursche sagte: »Ich war bei dem Agellid und spielte mit ihm Jammut. Es hingen da Waffen an der Wand, die sahen aus wie die
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