Das scharze Decameron
meinigen. Da dachte ich immer an die Waffen und nicht an das Spiel. So kam es, daß ich alles, was ich dem Agellid gestern im Spiel abgewonnen hatte, heute wieder an ihn verloren habe.«
Aini sagte: »Dann mußt du eben morgen noch einmal mit dem Agellid spielen und mußt sehen, ob du das heute Verlorene nicht noch einmal wiedergewinnen kannst. Denke nur morgen nicht an deine Sachen und nicht an mich. Denke immer nur an das Spiel. Dann wirst du schon gewinnen.« Der Bursche sagte: »Du hast recht. Ich werde es versuchen.« Am andern Morgen ging er in den Wald, dahin, wo er den Agellid traf, und sagte: »Wollen wir heute jagen oder spielen?« Der Agellid sagte: »Mir ist es gleich.« Der Bursche sagte: »Dann wollen wir heute noch einmal spielen. Warte, ich trage meine Waffen schnell nach Hause und komme dann wieder hierher.« Der Bursche lief nach Hause, hängte seine Waffen an die Wand, sagte Aini Lebewohl und verschloß, hinausgehend, die Türen eine nach der anderen hinter sich. Dann ging er in den Wald, holte am Treffpunkt seinen Freund, den Agellid, ab und ging mit ihm in sein Dorf und in seine Kammer. Der Agellid sagte: »Setze dich, ich gehe und hole das Jammut.« Der Agellid ging. Der Bursche schaute sich im Zimmer um. Es war nichts da, was ihn störte. Der Bursche sagte: »Heute werde ich an nichts anderes denken als an das Spiel. Ich will heute dem Agellid alles Seine abgewinnen.«
Der Agellid kam mit dem Jammut. Er setzte sich. Sie begannen zu spielen. Der Bursche dachte nur an das Spiel. Der Bursche gewann. Er hatte schon einen Teil des Besitzes des Agellid wiedergewonnen, als Aini durch den Gang aus ihrem Hause kam. Sie trat in die Kammer, in der der Agellid mit ihrem Manne spielte. Sie setzte schweigend den Tee zwischen beide Männer und ging wieder hinaus. Dann eilte sie durch den Gang wieder in ihr eigenes durch sieben Schlösser an sieben Türen verschlossenes Haus. Der Schatten Ainis fiel, als sie den Tee niedersetzte, auf die Hände des Burschen. Er schlug die Augen auf und sah Aini. Er sagte bei sich: »Es ist nicht möglich.« Er sagte bei sich: »Es muß Aini gewesen sein.« Er blickte auf. Aini war wieder gegangen. Der Bursche dachte: »Das muß Aini gewesen sein. Ich habe sie doch aber in dem Hause mit den sieben Schlössern an den sieben Türen eingeschlossen gehalten. Nein, es kann nicht Aini gewesen sein.« Der Bursche dachte nicht mehr an das Spiel. Der Agellid begann mehr und mehr zurückzugewinnen. Der Bursche dachte nur noch: »War das Aini, oder war das nicht Aini?« Er dachte nicht mehr an das Spiel. Der Agellid gewann alles Seine zurück. Er begann dem Burschen das abzugewinnen, was diesem gehörte. Der Bursche dachte aber nicht an das Spiel, er dachte nur: »War das Aini, oder war das nicht Aini?« Der Bursche verlor alles, was ihm gehörte. Es blieb ihm nichts mehr, und der Agellid hatte nun nicht nur das Seine gerettet, sondern das Vermögen des Burschen dazugewonnen. Der Bursche ging. Der Bursche lief aus dem Dorfe nach Hause. Der Bursche besah die Schlösser an den sieben Türen. Sie waren alle gut verschlossen. Der Bursche betrat das Haus. Er sah Aini, die auf ihrem Lager ausgestreckt war. Er schlug sich vor die Stirn und sagte: »Du Narr, du Narr, du Narr!«
Aini fragte: »Was hast du? Hast du das Vermögen des Agellid zurückgewonnen?« Der Bursche sagte: »Nein, ich habe es nicht zurückgewonnen. Ich bildete mir ein, dich im Hause des Agellid zu sehen, und ich dachte nur noch, ob du dort sein könntest oder nicht, und so verlor ich nicht nur das, was ich dem Agellid schon wieder abgenommen hatte, sondern ich verlor noch mein ganzes Vermögen dazu.« Aini sagte: »So besitzt der Agellid nun dein und sein Vermögen?« Der Bursche sagte: »So ist es.« Aini sagte: »Du hast verspielt.«
Am anderen Tage ging der Bursche zur Jagd. Kaum war er fortgegangen und hatte die Türen abgeschlossen, so kam der Agellid durch den Gang zu Aini. Aini sagte: »Du hast nun meinem Mann alles abgewonnen und bist nun wohlhabender als früher?« Der Agellid sagte: »So ist es.« Der Agellid sagte zu Aini: »Komm mit mir. Dein Mann hat nun nichts mehr. Komm als meine Frau mit zu mir.« Aini ging mit dem Agellid. Der Agellid brachte Aini in sein Haus.
Der Bursche kam am Abend von der Jagd zurück. Er öffnete die Türen und rief: »Aini!« Aini antwortete nicht. Er rief nochmals und nochmals. Der Bursche suchte Aini im ganzen Hause. Er fand Aini nicht. Er setzte sich auf Ainis Lager und sagte:
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