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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Krieg gegen Massina beginne. König Daga sagte ihm: »Ich werde dir zehn Heerhaufen geben. Die kannst du mit deinen Leuten zusammen gegen Sira Maga Njoro führen.« Der Bruder Ardos sagte: »Das genügt nicht! Du kennst nicht diesen Sira Maga Njoro. Das ist ein Held, wie noch keiner in Massina von einer Fulbefrau vordem geboren war.« König Daga sagte: »So nimm denn mein ganzes Heer und führe es gegen Sira Maga Njoro nach Massina.« Der Bruder Ardos sagte: »Das genügt nicht. Wenn du nicht dein Heer begleitest, wird nicht genug Glück und Kraft unsere Kriege leiten.« So sagte Daga endlich Ardos Bruder alles zu und sprach: »Also werde ich mit dir ziehen und mit meinem Heer deine Leute begleiten. Wenn wir dann nicht obsiegen, muß unsere Sache in den Augen Gottes eine ungerechte sein.« Sie rüsteten und brachen auf.
    Das Gerücht, daß eine gewaltige Kriegsmacht sich auf den Weg gemacht habe und daß König Daga selbst seine Mannschaften führe, drang auch nach Keke. Sira Maga Njoro rief seinen jüngeren Bruder, Mussa Ardo, und sagte: »Höre, mein Bruder, es gibt hier eine ernste Sache. Reite dem Gerücht entgegen und sieh zu, ob es wahr ist, daß König Daga selbst an der Spitze seines ganzen Heeres gegen mich zu Felde zieht. Sieh zu, daß deine Nachricht eine genaue und vollständige sei.« Mussa Ardo nahm einen Sufa als Pferdeburschen mit sich und ritt dem Heere Dagas entgegen, so schnell die Pferde sie trugen.
    Als sie sechs Tage lang gereist waren, kamen sie an den Busch, in dem die Leute des feindlichen Heeres Holz schlugen zum Lagerbau und an dessen Grenze sie Gras schnitten zur Pferdefütterung. Der Sufa Mussa Ardos hörte kaum das Holzschlagen, als er eilig zu seinem Herrn sagte: »Schnell, kehren wir zurück, denn da sind die Lager. Wir können sagen, daß wir im feindlichen Lager waren.« Mussa Ardo sagte: »Ich habe meinem Bruder genauen und vollständigen Bericht versprochen und den kann ich erst geben, wenn ich die Heerhaufen selbst gesehen habe.« - Sie ritten weiter. Sie kamen an das feindliche Lager. Der Sufa sagte: »So, nun haben wir die feindlichen Truppen gesehen. Das genügt. Komm schnell zurück. Denn was hat dein Bruder davon, wenn wir getötet werden. Dann hört er gar nichts.« Mussa Ardo sagte: »Ich habe meinem Bruder versprochen, mich zu überzeugen, ob Daga selbst das Seguheer führt. Komm also mit mir!« Mussa Ardo ritt in das feindliche Lager und in dessen Mitte, dahin, wo man die Wohnung des Königs aufgeschlagen hatte. Daga stand selbst da. Mussa Ardo stieg von seinem Pferd, ging auf den König zu und sagte den Gruß. Der König antwortete: »Glücklicher Weg! Ich bin König Daga von Segu, der mit seinem Heer auf dem Wege ist, dem Helden Sira Maga Njoro von Massina den Krieg ins Land zu tragen. Wer bist aber du?« Der andere antwortete: »Ich bin Mussa Ardo, der Bruder des Helden Sira Maga Njoro. Ich bin von meinem älteren Bruder ausgesandt, mich zu überzeugen, ob das Heer von Segu nach Massina unterwegs sei und ob König Daga selbst an dessen Spitze einherziehe.« Daga sagte: »So kannst du deinem Bruder berichten, daß ich unterwegs sei und daß er sich rüsten möge.« Mussa Ardo sagte: »Das werde ich ausrichten.« König Daga sagte: »Du mußt ermüdet sein; denn du hast einen weiten Weg zurückgelegt.« Mussa Ardo sagte: »Wahrhaftig, müde bin ich!« König Daga sagte: »So schlafe dich heute in meinem Lager aus. Ich werde dir eine gute Schlafstatt anweisen.« Mussa Ardo sagte: »Das nehme ich an.« Kurze Zeit nachher sandte König Daga dem Helden hundert rote Kolanüsse als Erfrischung. Mussa Ardo nahm sie mit Dank an. Der Sufa des Helden sagte aber: »Iß sie ja nicht. Sie sind sicher vergiftet und man kann das nicht herausschmecken.« Mussa Ardo zuckte die Achseln und steckte sogleich einige in den Mund. Nach einer Weile sandte König Daga Speise und einen schwarzen Ochsen als Lager- und Wegzehrung. Mussa Ardo nahm ihn mit Dank an. Der Sufa sagte: »Iß um Allahs willen nicht von diesem Stier. Die schwarze Farbe sagt doch alles.« Mussa Ardo schnitt dem Stier die Kehle durch, ließ ein tüchtiges Mahl bereiten, aß, legte sich auf die angewiesene Lagerstatt und schlief ausgezeichnet bis zum anderen Morgen.
    Am anderen Morgen ließ König Daga den Helden Mussa Ardo rufen und sagte zu ihm: »Mussa Ardo, sage deinem Bruder, daß ich mich über dein Kommen gefreut habe. Eigentlich war es meine Absicht, heute hier ab und schnell nach Keke zu rücken. Nachdem ich dich

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