Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
Vom Netzwerk:
Thorburn zu kritisi e ren."
    "Nein, das steht Ihnen auch nicht zu", bemerkte er. "Aber ich muß Ihnen hundertprozentig beipflichten." Er schenkte ihr ein warmes L ä cheln. "Sie sind ein Gewinn für Thorburn Hall, Miß Newman, das merkte ich sofort, als wir uns das erste Mal begegneten." Ohne ein weiteres Wort kehrte er zum Haus zurück.
    Nachdenklich blickte die junge Frau dem Verwalter nach. Sie spürte, daß er sie mochte, dennoch fragte sie sich, ob er ihr gegenüber ehrlich war. Immerhin wäre er der nächste Lord Thorburn gewesen, wenn David ebenfalls bei dem Autounfall ums L e ben gekommen wäre.
    David kehrte zu ihr zurück. Er schob seine kleine Hand in ihre. "Gehen wir zum Spielplatz", schlug er vor. "Ich möchte schaukeln."
    "Eigentlich wäre jetzt Zeit für deine Lesestunde", erinnerte sie ihn. David ging zwar noch nicht zur Schule, aber er erhielt bereits Unte r richt. Er sollte bei seiner Einschulung im nächsten Jahr gut vorbereitet sein. Jonathan hatte ihr erzählt, daß Lady Thorburn plante, ihren Sohn bereits mit Beginn des ersten Schuljahres in ein exklusives Internat zu schi c ken.
    "Nur noch zehn Minuten, Miß Laura", bettelte David. "Manuel möchte auch schaukeln."
    "Nun ja, wenn Manuel auch schaukeln möchte, kann ich wohl nicht so sein", sagte Laura. "Wer zuerst beim Spielplatz ist." Sie ließ Davids Hand los und begann zu rennen.
    "Wir sind es!" schrie David und jagte an ihr vo r bei.
    9 .
    Laura warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Sie trug einen dunklen Faltenrock, eine helle Bluse und halb hohe Schuhe. Nachdem ihr Jonathan Thorburn gesagt hatte, wieviel Wert seine Schwägerin auf korrekte Kleidung legte, war ihr mehr als beklommen zumute. Ho f fentlich konnte sie vor Lady Ireen bestehen. Auch wenn Jonathan das Personal einstellte, er würde wohl kaum etwas unternehmen, falls eine Schwägerin sich entschloß, sie zu entla s sen.
    David kam zu ihr ins Zimmer. "Ich wünschte, ich müßte nicht zum Tee hinunter, Miß Laura", meinte er mißmutig und zupfte an seinem Binder. "Ich hasse dieses blöde Ding." Er warf ihr einen vorsichtigen Blick zu. "Manuel kann diese Dinger auch nicht ausstehen."
    Laura unterdrückte ein Schmunzeln. "Zu einem jungen Herrn g e hört nun einmal eine Krawatte", sagte sie und kn o tete sie neu.
    "Das ist so eng." David fuhr mit zwei Fingern in seinen Kragen. "Warum müssen Frauen keine Krawatten tragen?"
    "Laß das, David, bitte." Laura hielt sein Händchen fest. "Du möc h test doch nicht, daß deine Mutter mir Vorwürfe macht, weil du nac h lässig angezogen bist?" Sie zog ihn an sich. "Gleich nach dem Tee darfst du dich umziehen und dann gehen wir noch ein bißchen zu den Pfe r den. Einverstanden?"
    David nickte. "Können Sie reiten, Miß La u ra?"
    "Nein." Die junge Frau schüttelte den Kopf. "Aber ich habe Pferde sehr gerne."
    "Onkel Jonathan hat mir erzählt, daß man in Italien auf Eseln reitet. Sind Sie schon einmal auf einem Esel geritten?"
    "Als Kind. Es hat mir großen Spaß gemacht."
    "Soll ich Onkel Jonathan fragen, ob er Ihnen das Reiten beibringt? Mir gibt er auch Unterricht." David schmiegte sich an sie. "Er schimpft überhaupt nicht, auch wenn ich Fehler mache."
    "Du hast deinen Onkel Jonathan wohl sehr ge r ne?"
    Der Junge nickte. "Auch wenn er nicht glaubt, daß Manuel bei mir ist. Manchmal tut er so, als würde er Manuel sehen, doch das macht er nur, damit ich nicht traurig bin. Aber Sie wissen, daß es Manuel gibt." Strahlend blickte er zu ihr auf. "Manuel hat mir gesagt, daß er Sie gerufen hätte", fügte er hinzu. "Auße r dem..."
    "Was außerdem, David?"
    Der Fünfjährige nagte an seiner Unterlippe. "Er hat mir gesagt, daß Sie unsere Mommy wären, aber das kann nicht sein, denn meine Mom ist Lady Ireen. Manchmal ist Manuel wirklich dumm."
    Wie gerne hätte ihm Laura verraten, daß ihn Manuel nicht ang e schwindelt hatte, aber das durfte sie nicht. "Wir müssen uns beeilen", meinte sie. "Wir..." Sie unterbrach sich und sah ihn streng an. "David, du mußt mir ganz fest versprechen, daß du mit niemanden darüber sprichst, was dir Manuel alles erzählt."
    "Mit niemanden, großes Ehrenwort, Miß Laura." David hob die Schwurhand. "Fein, jetzt haben wir ein Geheimnis miteinander", e r klärte er zufrieden. "Mit Miß Eden hatte ich auch manchmal Gehei m nisse. Wir haben uns nie verraten."
    Laura ging mit dem kleinen Jungen hinunter. Sie ließ ihn in der Obhut seines Onkels zurück, während sie selbst das Boudoir Lady Ireens aufsuchte, das

Weitere Kostenlose Bücher