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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Gut, Lady Ireen war eine Schönheit, aber gleichzeitig strahlte sie eine Kälte aus, die jeden, der ihr begegnete, schmerzen mußte. Kein Wunder, daß Jonathan Thorburn seine Schw ä gerin nicht gerade schätzte.
    Langsam wurde Laura ruhiger. Wasser hatte schon immer eine wohltuende Wirkung auf sie gehabt. Auf Capri war sie oft noch am späten Abend am Meer spazierengegangen. Sie empfand große Seh n sucht nach den Winslows. Bis auf die Alpträume, die sie gequält ha t ten, war das Leben auf Capri völlig unkompliziert gew e sen.
    Sie hörte hinter sich Schritte und wandte sich um. "Nanu, was m a chen Sie denn hier, Mister Thorburn?" fragte sie, als sie den Verwalter auf sich zukommen sah. "Ich dachte, Sie würden mit Ihrer Schwägerin und Ihrem Neffen Tee trinken."
    "Ich hatte es auch vor, aber..." Er hob die Schultern. "Wie es au s sieht, haben Sie die Audienz lebend übe r standen."
    "Gerade noch", bemerkte Laura, weil sie fühlte, daß er regelrecht nach so einer Antwort lechzte. "Lady Thorburn hat mich ermahnt, besonders streng mit David zu sein. Sie meint, er würde eine feste Hand brauchen."
    "David braucht Liebe, vor allen Dingen Liebe", brauste Jonathan auf. "Diese..." Erneut unterbrach er sich. "Ich sollte nicht mit Ihnen über meine Schwägerin reden, doch Sie müssen schließlich wissen, woran Sie sind, Miß Newman." Er steckte die Hände in die Hosent a schen. "Es gibt nur einen einzigen Menschen, den Lady Ireen liebt, nämlich sich selbst. Das war von Anfang an so. Leider wollte mein Bruder nicht auf mich hören. Er war wie verblendet von ihrer Schö n heit, ihrer sanften Sti m me."
    Laura zögerte einen Augenblick, dann fragte sie: "Hat Ihr Bruder seine Frau geliebt, Mister Tho r burn?"
    "Er bettete bis zuletzt den Boden unter ihren Füßen an", erwiderte Jonathan bitter. "Alles was Ireen betraf, war Samuel blind und taub. Er glaubte fest daran, daß sie eines Tages David lieben würde. Dabei ist ihr das Kind vom ersten Tag an nur lästig gewesen. Als mein Bruder mit ihr und dem Kleinen aus der Schweiz zurückkehrte, war ihre erste Tat, David der Nanny zu übergeben und sich dann tagelang nicht mehr um ihn zu kü m mern."
    "Aus der Schweiz?"
    "Ja, David ist in Davos zur Welt gekommen. Meine Schwägerin wurde dort..." Der Verwalter schüttelte den Kopf. "Es tut mir leid, Miß Newman, ich spreche da mit Ihnen über Dinge, die Sie wirklich nichts angehen. Ich weiß nicht, was in mich gefa h ren ist."
    "Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Mister Thorburn. Nichts von dem, was Sie mir erzählt haben, wird irgendein anderer erfa h ren."
    Er umfaßte spontan ihre Schultern. "Ja, ich weiß, daß ich Ihnen vertrauen kann, Miß Newman", sagte er. "Ich fühlte es schon, als Ihnen David sofort sein Herz schenkte. Kinder haben für so etwas ein ganz besonderes G e spür."
    Aber kann ich auch Ihnen vertrauen, dachte Laura. Obwohl sie sich dagegen zu wehren versuchte, fühlte sie sich heftig zu Jonathan hing e zogen. Was auch immer passierte, sie durfte nicht vergessen, daß er der nächste Lord Thorburn werden würde, falls David etwas zustieß.
    "Er ist ein lieber, kleiner Junge", meinte sie.
    "Ja, das ist er", bestätigte der Verwalter, drehte er sich um und ging davon.
    10.
    Einige Tage später fuhr Jonathan Thorburn mit Laura und David nach Exeter. Der kleine Junge hatte solange gebettelt, bis sein Onkel damit einverstanden gewesen war, mit ihm Nora Eden im Krankenhaus zu besuchen. Ende der Woche war die Gouvernante in eine Spezialkl i nik verlegt worden, da man hoffte, ihre Querschnittslähmung doch noch behandeln zu können.
    "Wenn wir heute erst ganz spät zurückkommen, brauche ich nicht mit meiner Mom Tee trinken", meinte David. Er löste seinen Gurt und stand auf. "Wir könnten in Exeter zu MacDonalds gehen."
    "David, setz dich wieder hin und mach' den Gurt fest", befahl sein Onkel. "Außerdem hätte deine Mutter ganz sicher etwas dagegen, wenn wir dich zu MacD o nalds führen."
    "Mit Daddy habe ich auch schon mal dort gegessen."
    "Was ist schon dabei, Mister Thorburn?" fragte La u ra.
    "Ich werde auch Mom nichts verraten", kam es eifrig aus dem Fond. "Mom interessiert sich sowieso nicht für das, was ich tue."
    "Also, gut", gab Jonathan nach. "Was bleibt mir auch anderes ü b rig, als dem Herrn von Thorburn Hall meinen Gehorsam zu erweisen."
    David kicherte. Er spürte nicht den Ernst, der hinter den Worten seines Onkels steckte, doch Laura empfand ihn sehr wohl. Sie konnte Jonathans Bitterkeit nur

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