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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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zu gut verstehen.
    "Ich hörte, daß Sie noch einen Bruder haben, Mister Thorburn", sagte sie, um ihn abzule n ken.
    "Niklas hält sich zur Zeit in Kenia auf", erwiderte Jonathan. "Er ist nur zur Beerdigung unseres Bruders in England gewesen." Sie hatten Exeter erreicht und bogen zum Krankenhaus ab. "Niklas und ich sind sozusagen Nachkömmlinge. Samuel war fast elf Jahre älter als ich." Er hielt auf dem Parkplatz. "Unsere Eltern kamen kurz nach meinem vierzehnten Geburtstag bei einem Schiffsunglück ums Leben. Samuel hat damals alles in die Hand genommen. Er war einfach wunderbar. Niklas und ich konnten mit allem zu ihm kommen. Er behandelte uns nicht wie Kinder, sondern wie gleichwertige Partner."
    Mit dem Aufzug fuhren sie in den dritten Stock des Krankenhauses hinauf. Miß Eden lag in einem Privatzimmer. Die Kosten dafür hatten die Thorburns übe r nommen.
    David umklammerte so fest es ging den Blumenstrauß, den er in den Händen hielt. Er war schrecklich aufgeregt und versuchte, sich damit zu beruhigen, daß er immer wieder davon sprach, wie sich M a nuel freute, Miß Eden wi e derzusehen.
    Nora Eden streckte die Arme nach David aus, kaum, daß sie das Zimmer betreten hatten. Erst nachdem sie einander ausgiebig begrüßt hatten, wandte sie sich Jonathan zu. "Sie müssen entschuldigen, Mister Thorburn", meinte sie mit Tränen in den Augen. "Ich bin so glücklich, daß David bei mir ist."
    "Schon gut, Miß Eden", beruhigte sie der Verwalter und machte sie mit Laura bekannt.
    Miß Eden ergriff die Hand der jungen Frau. Prüfend sah sie Laura an. "Wir müssen uns ausführlich unterhalten", meinte sie eindringlich. "Immerhin nehmen Sie jetzt meine Stelle ein."
    "Sie haben sich die Blumen noch gar nicht richtig angeschaut, die ich Ihnen mitgebracht habe, Miß Eden", beschwerte sich David. "Ich habe sie selbst im Park gepflückt. Wolters wollte mir helfen, doch ich habe ihm gesagt, daß ich es selbst tun muß, weil die Blumen für Sie sind."
    "Es ist ein wunderschöner Strauß", lobte die Gouvernante. "Mister Thorburn, wären Sie so gut und würden Sie eine der Schwestern bitten, uns noch eine Vase zu geben."
    "Selbstverständlich." Jonathan ergriff Davids Hand. "Komm, schauen wir nach einer Vase. Außerdem gibt es hier bestimmt einen Kiosk, wo wir etwas Süßes kaufen können."
    "Wir sind gleich wieder zurück, Miß Eden!" rief David und folgte bereitwillig seinem Onkel.
    Miß Eden wartete, bis sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, dann sagte sie: "Kaum zu glauben, daß man David ein schwier i ges Kind nennt, nicht wahr, Miß Newman?" Wehmütig lächelte sie. "Er liebt Sie, das spürte ich sofort. Es tut weh, aber gleichzeitig macht es mich froh. Jetzt, wo ich nicht mehr für David sorgen kann, braucht er wieder einen Menschen, der sich um ihn kümmert und ihn versteht." Sie griff nach La u ras Hand. "Setzen Sie sich doch."
    Laura nahm neben dem Bett Platz. "Sicher werden Sie wieder vö l lig gesund", meinte sie, um die Kranke zu trösten.
    "Ich bin kein Mensch, der wie Vogel Strauß den Kopf in den Sand steckt", erwiderte die Gouvernante. "Gerade deshalb mache ich mir auch große Sorgen um David. Es geht etwas auf Thorburn Hall vor sich, von dem ich keine Ahnung habe." Sie schüttelte den Kopf. "Lord Thorburn war stets ein besonnener Fahrer. Mit der Lenkung des W a gens war etwas nicht in Ordnung. Sie blockierte plötzlich. Dabei war der Wagen erst eine Woche vor dem Unfall völlig überholt worden." Nora Eden umklammerte Lauras Hand. "Ich bin mir sicher, daß es Mord war, Miß Newman. Wenn nicht ein Schutzengel über David gewacht hätte, hätte er auch im Wagen gese s sen."
    "Aber wer kann einem kleinen Jungen nach dem Leben trachten?"
    "Ich wünschte, ich könnte Ihnen diese Frage beantworten, Miß Newman. Es gibt nur einen einzigen Menschen, dessen Position auf Thorburn Hall sich durch Davids Tod entscheidend verbessern würde, aber ich kann nicht glauben, daß er etwas mit diesem seltsamen Unfall zu tun hat."
    "Sie meinen Jonathan Thorburn?"
    Die Gouvernante nickte. "Halten Sie die Augen auf, Miß Newman. Sie ahnen nicht, wie sehr David Sie braucht. Sie sind fremd auf Tho r burn Hall, deshalb sehen Sie vielleicht mehr als ich gesehen habe." Leise fügte sie hinzu: "Außerdem sollten Sie David von seiner Mutter fernhalten. Lady Ireen haßt ihren Sohn. Ihr würde ich am ehesten einen Mordversuch zutrauen, nur sie würde dadurch alles verlieren. Nein, Lady Ireen hat mit dem Unfall b e stimmt nichts

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