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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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meinte er. "Manuel hat davon g e sprochen." Er blickte sie ernst an. "Manuel ist mein Zwillingsbruder. Er sieht genauso aus wie ich, aber er lebt nicht in dieser Welt."
    "Ich weiß", erwiderte Laura und richtete sich auf. Sie strich ihm die blonden Haare aus der Stirn. "Ist Manuel oft bei dir?"
    Der kleine Lord nickte. "Sehr oft." Er nahm ihre Hand. "Mein Da d dy ist tot und Miß Eden wird nicht mehr zu mir zurückkommen. Sie liegt im Krankenhaus. Ich war ungezogen, deshalb durfte ich nicht nach Bar n staple mitfahren."
    Laura ließ sich ihr Erschrecken nicht anmerken. "Was wolltet ihr denn in Barnstaple?" fragte sie.
    "Mein Daddy wollte weiter nach Exeter fahren, aber vorher wollte er Miß Eden zu ihrer Tante bringen. Mistress Sidney ist sehr nett. Sie macht immer Ingwerplätzchen, wenn wir kommen, weil ich die so gerne esse."
    "Ich mag auch Ingwerplätzchen", gestand die junge Frau. Davids Leben hatte an einem seidenen Faden gehangen. Er mußte an diesem Tag einen Schutzengel gehabt haben. "Warum durftest du denn nicht mitfahren?"
    David blickte zu Boden. "Ich habe meinen Daddy erzählt, daß uns Manuel nach Barnstaple begleiten will. Daddy ist schrecklich wütend geworden. Er hat immer gesagt, daß es Manuel gar nicht gibt und das kleine Jungen, die Lügengeschichten erzählen, ein schlimmes Ende nehmen würden."
    Kein Wunder, daß Samuel nichts von Manuel hören wollte! Laura nahm ein großes Plüschtier aus dem Schrank. "Das habe ich dir aus Italien mitgebracht, David", sagte sie und legte es dem Jungen in den Arm. "Weißt du, was für ein Tier es ist?"
    Der Kleine nickte. "Ein Löwe", erwiderte er und drückte das Spie l zeug selig an sich. "Ich habe Sie lieb, Miß Newman." Er legte den Löwen aufs Bett und schlang wieder die Arme um die junge Frau.
    "Dann solltest du Laura zu mir sagen", schlug sie vor.
    David schüttelte den Kopf. "Das darf ich bestimmt nicht", meinte er.
    "Gut, einigen wir uns auf Miß Laura." Sie küßte ihn sanft auf die Stirn. "Dagegen wird dein Onkel bestimmt nichts haben."
    "Onkel Jonathan nicht, aber sicher meine Mom", erwiderte der Kleine düster. "Meine Mutter mag nichts, was mir Spaß macht."
    8 .
    Schon bald hatte sich Laura auf Thorburn Hall eingelebt. Mit David kam sie gut zurecht. Jonathan Thorburn hatte seinen Neffen als schwi e riges, in sich gekehrtes Kind beschrieben, doch die junge Frau spürte nichts davon. Der Kleine hing an ihr mit derselben abgöttischen Liebe, mit der er auch an seinem Vater gehangen hatte. Er begleitete sie auf Schritt und Tritt, konnte es kaum ertragen, auch nur fünf Minuten von ihr getrennt zu sein.
    "Sie scheinen genau im richten Moment nach Thorburn Hall g e kommen zu sein, Miß Newman", meinte Jonathan Thorburn, als eina n der im Park begegneten. Er blickte zu David, der einige Meter von ihnen entfernt ausgelassen mit einem der Hunde tobte. "Mein Neffe ist wie verwandelt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß er eines Tages so aus sich herausgehen wü r de."
    "David spürt, daß ich ihn liebe", sagte Laura unb e dacht.
    Jonathan hob die Augenbrauen. "Sie lieben David?" Er runzelte die Stirn. "Sie haben dieses Kind erst vor fünf Tagen kennengelernt, Miß Newman. Wie können Sie es da schon lieben?"
    Ich kenne David seit seiner Geburt, hätte sie fast geantwortet, aber sie beherrschte sich. "Ich fühlte mich vom ersten Augenblick an zu ihm hingezogen", gestand sie. "David muß dasselbe empfunden haben."
    Der Verwalter nickte. "Ja, immerhin fiel er Ihnen gleich in die A r me." Er beobachtete wieder seinen Neffen. David bückte sich nach einem kleinen Ball und warf ihn weit auf den Rasen. Kläffend jagte der Hund dem Ball nach.
    "Los, bring ihn mir zurück, Sam!" David stemmte die Hände in die Seiten. "Nun mach schon, du Fau l pelz."
    "Wann werde ich Lady Thorburn kennenle r nen?"
    Jonathan löste seinen Blick von David und wandte sich wieder der jungen Frau zu. "Heute nachmittag kurz vor dem Tee", antwortete er. "Ich soll Ihnen von Lady Thorburn ausrichten, daß sie bereit ist, Sie um Viertel vor fünf in ihrem Boudoir zu empfangen. David wird denn Tee danach mit seiner Mutter einnehmen." Er sah sie ernst an. "Bitte, sorgen Sie dafür, daß David sehr sorgfältig gekleidet ist. Lady Tho r burn haßt jede Nachlä s sigkeit."
    "Man kann Kinder nicht ständig wie Schaufensterpuppen anzi e hen", entfuhr es Laura. "Es..." Sie unterbrach sich verlegen. "Bitte, entschuldigen Sie, Mister Thorburn. "Es steht mir natürlich nicht zu, Lady

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