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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Rätselraten? Mein Bruder ist tot und wir werden ni e mals mehr erfahren, wer jenes geliebte Kind gewesen ist."
    David kehrte zu ihnen zurück. "Könnten wir nicht einmal mit dem Boot aufs Meer rudern?" fragte er. "Bitte, Miß Laura. Miß Eden ist oft mit Manuel und mir gerudert." Er schlang die Arme um seinen Onkel. "Du mußt auch mitkommen."
    "Heute dürfte es dazu schon zu spät sein, David." Jonathan wandte sich an Laura: "Können Sie rudern, Miß Newman?"
    "Ja, vergessen Sie nicht, daß ich am Meer gelebt h a be."
    "Nun, viele Menschen leben am Wasser und können noch nicht einmal schwimmen", gab er zu bedenken. "Wie wäre es mit morgen nachmittag? Ich werde mir frei nehmen."
    "Prima." David rannte wieder davon. Er hielt die rechte Hand au s gestreckt, so, als würde er zusammen mit M a nuel laufen.
    "Halten Sie Ihren Neffen immer noch für ein schwieriges Kind, M i ster Thorburn?" fragte die junge Frau und blickte dem Jungen nach. Ganz undeutlich glaubte sie, tatsächlich neben ihm Manuel zu sehen.
    "Nein", mußte er zugeben. "David blüht regelrecht auf, seit Sie auf Thorburn sind." Er blieb stehen und sah sie eindringlich an. "Ihnen ist hoffentlich bewußt, daß Sie dem Jungen das Herz brechen würden, sollten Sie sich jemals entschließen, ihn wieder zu verlassen."
    "Ja, das weiß ich", erwiderte Laura ernst. "Aber ich habe nicht vor, David zu verlassen, es sei denn, man zwingt mich dazu."
    "Dann hüten Sie sich davor, das Mißfallen meiner Schwägerin zu erregen", riet der Verwalter. "Ireen duldet keine Menschen um sich, die ihr widersprechen oder von denen sie glauben muß, daß sie ihre A n ordnungen nicht befolgen. Es wird nicht leicht sein, aber Sie müssen versuchen, David so zu erziehen wie sie es wünscht und ihm gleic h zeitig all die Liebe geben, zu der Sie fähig sind."
    David blieb stehen. "Wo bleibt ihr denn?" rief er. "Kommt!"
    "Folgen wir der Stimme unseres Herrn", meinte Jonathan lachend. Er ergriff Lauras Arm. "Machen Sie nicht so ein ernstes Gesicht. Ich bin überzeugt, Ihnen wird dieses Kunststück geli n gen."
    Hoffentlich, dachte die junge Frau düster. Sie war sich da gar nicht so sicher. Aber David brauchte sie und sie hatte sich geschworen, ihm, was auch kommen mochte, beizustehen.
    12 .
    Der nächste Tag brachte herrlichen Sonnenschein. Laura frü h stückte mit David und gab ihm dann zwei Stunden Unterricht. Sie erwartete, zu Lady Ireen befohlen zu werden, aber der Vormittag ve r ging, ohne daß sie etwas von ihr hörte. David war an diesem Tag nicht leicht zu lenken. Er freute sich auf den Bootsausflug und wollte alle paar Minuten wissen, wie lange es noch bis zum Nachmittag dauern würde.
    Nach dem Lunch wartete jedoch eine Enttäuschung auf sie. J o nathan Thorburn sagte ihnen, daß er sie leider nicht aufs Meer hinaus begleiten konnte. Es gab Schwierigkeiten mit einigen Pächtern, und er wollte die Angelege n heit lieber sofort regeln.
    "Können wir dann alleine rudern, Onkel Jonathan?" fragte David den Tränen nahe. "Manuel freut sich doch auch schon so."
    "Wenn Miß Newman sich zutraut, mit dir alleine ein Stückchen hinauszufahren, dürfte nichts dagegen einzuwenden sein", meinte der Verwalter.
    "Ich traue es mir durchaus zu", warf Laura ein und versuchte ihm nicht zu zeigen, daß sie sich darauf gefreut hatte, den Nachmittag in seiner Gesellschaft zu verbringen. "Dann werden Sie uns eben ein anderes Mal begleiten, Mister Thorburn", sagte sie.
    "Es wird mir ein Vergnügen sein", erwiderte Jonathan. Er nahm David in den Arm. "Paß gut auf Miß Newman auf", befahl er ihm. "Wir wollen doch nicht, daß ihr etwas passiert." Lachend verließ er das Spie l zimmer.
    Als Laura eine halbe Stunde später mit David die Treppe hinunte r stieg, begegnete ihnen Edwina. Die Zofe warf ihr einen abschätzenden Blick zu und erwiderte nur mit einem steifen Nicken den Gruß der jungen Frau.
    "Gewitterziege", flüsterte David, als Edwina außer Hörweite war.
    "David!" Laura zog den kleinen Jungen in eine Nische. "So etwas möchte ich nie wieder von dir hören. Hast du mich ve r standen?"
    "Mein Daddy hat Edwina auch immer so genannt", beteuerte der Kleine. "Ich kann sie nicht leiden. Sie ist genauso..." Er seufzte laut auf. "Ein Gentleman benutzt keine Ausdrücke", fügte er hinzu.
    "Dann sind wir uns ja einig", meinte Laura und ging mit ihm we i ter. Obwohl sie David verboten hatte, von Edwina als Gewitterziege zu sprechen, fand sie, daß dieser Ausdruck sehr gut zu dieser Frau paßte. Es

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