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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Mutter demnächst nach England kommen würden.
    "...Wenn ich nur wüßte, ob ich Jonathan Thorburn vertrauen kön n te. Mein Herz sagt ja, doch ich kann nicht vergessen, daß er der neue Herr von Thorburn Hall werden würde, wenn David etwas zustößt. Andererseits scheint ihm sehr viel an David zu liegen."
    Es klopfte.
    Die junge Frau hob den Kopf. "Bitte!" rief sie.
    Jonathan Thorburn trat ins Schulzimmer. "Störe ich?" fragte er und schloß die Tür hinter sich.
    "Nein, natürlich nicht." Laura schob rasch den angefangenen Brief unter einen Bildband über Cornwall.
    "Scheinbar doch", bemerkte der Verwalter. Um seine Lippen huschte ein Lächeln. "Sieht aus, als hätten Sie Geheimnisse vor mir."
    Laura spürte, wie sie errötete. "Es ist nur ein Brief an Freunde", b e eilte sie sich zu sagen.
    "Verzeihen Sie meine Neugier", bat Jonathan. "Wo steckt David?"
    "Er hat sich nach dem Lunch etwas hingelegt. Während der ve r gangenen Nacht ist er zweimal aufgewacht." Laura blickte zur Uhr. "Soll ich ihn wecken."
    "Nein, das ist nicht nötig. Ich kann ihm auch nachher noch sagen, daß sich sein Onkel Niklas entschlossen hat, für einige Zeit nach En g land zu kommen."
    "Ich habe einiges über die Forschungen Ihres Bruders gelesen, M i ster Thorburn", meinte Laura. "Erst letzte Woche wieder einen Artikel in der Times." Sie seufzte auf. "Ich bin wirklich unhöflich. Ich habe Ihnen noch nicht einmal Platz angeboten."
    "Immerhin haben Sie es bemerkt", meinte Jonathan amüsiert. Er setzte sich auf einen der niedrigen Tische. Langsam ließ er den Blick durch das Zimmer gleiten. "Hier hat sich kaum etwas verändert, seit ich den ersten Unterricht erhielt." Versonnen berührte er den Tisch. "Generationen von Thorburns haben in diesem Zimmer schon gebü f felt. Auf diesem Platz habe ich gesessen." Er stand auf und wies auf einige Schnörkel, die die Tisc h platte zierten. "Meine Signatur."
    Laura trat zu ihm. "Sie scheinen damals eine ziemlich eigenartige Unterschrift gehabt zu haben", sagte sie scherzend und versuchte, sich Davids Onkel als Schüler in diesem Raum vorzustellen. Es fiel ihr schwer.
    "Ich hatte nicht die geringste Lust, Lesen und Schreiben zu lernen", gestand der Verwalter. "Damit habe ich nicht nur unsere damalige Gouvernante, sondern auch meine Eltern zur Verzweiflung gebracht. Sie drohten mir, mich in eine strenge Schule zu stecken, aber ich wu ß te, daß sie diese Drohung ohnehin nicht wahrm a chen würden."
    "Welches war Ihr Zimmer?"
    "Davids", erwiderte Jonathan. "Niklas schlief in dem Zimmer, das links von Ihrem liegt. Samuel verbrachte damals den größten Teil des Jahres bereits im Internat. In den Ferien bewohnte er die beiden Zi m mer gleich zu Beginn des Ganges. Es war uns strengstens untersagt, sie während seiner Abwesenheit auch nur zur betreten." Er grinste. "Aber halten Sie einmal zwei kleine, muntere Burschen von etwas ab, was sie sich vorgenommen h a ben."
    "Unmöglich."
    Er nickte. "Natürlich wollten Niklas und ich nichts zerbrechen, aber wir waren noch ziemlich ungeschickt und so ging hin und wieder etwas zu Bruch. Unsere Gouvernante war wirklich nicht zu beneiden. Manchmal..." Er unterbrach sich und sah sie an. "Sagen Sie mir die Wahrheit, sind Sie bei uns glücklich, Miß Newman?"
    Laura antwortete nicht sofort. "Ab und zu habe ich Heimweh nach Italien", gestand sie schließlich. "Wenn man den größten Teil seines Lebens in einem anderen Land verbracht hat, ist eine Art Heimweh bestimmt nichts U n gewöhnliches."
    "Die Italiener haben eine andere Mentalität als wir Engländer", sagte Jonathan. "Vermutlich vermissen Sie die italienische Leben s freude. Aber wenn Sie sich hier erst wieder richtig eingewöhnt haben, werden Sie Italien mit der Zeit vergessen."
    Hinter ihnen öffnete sich die Tür. David kam ins Schulzimmer. Auf Söckchen lief er zu seinem Onkel. "Fein, daß du bei uns bist. Spielen wir miteinander?"
    "Erst einmal solltest du dich kämmen, junger Mann", meinte sein Onkel und hob ihn hoch. Er wandte sich an Laura: "Was würden Sie von einer Fahrt durch unsere Ländereien halten? Wir nehmen den Geländewagen."
    "Prima!" David strahlte. "Und wir bleiben ganz lange weg, damit ich nicht zum Tee in den Salon muß."
    "Da muß ich dich leider enttäuschen, David." Jonathan Thorburn stellte seinen Neffen wieder zu Boden. "Ich muß um halb fünf in Little Bridge sein, weil ich etwas mit dem Bürgermeister zu besprechen habe."
    "Mist!"
    "David!" mahnte Laura.
    "Aber wenn es doch wahr

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