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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Ärmel. Schwarze Haare kräuselten sich auf seinen Unterarmen oberhalb der zarten Hände. Und dann stieg mir der Geruch von Tierblut und männlichem Schweiß in die Nase, und ich verlor endgültig die Fassung.
    «Ich weiß, dass Ihr einen guten Geschmackssinn habt, Lady Carinna. Wenn Ihr etwas Außergewöhnliches probieren wollt …»
    «Und was soll das sein?»
    «Ach, es ist unangemessen. Verzeiht, ich habe nicht nachgedacht.»
    «Ich werde nicht beleidigt sein. Sagt schon.»
    Meine Blicke ließen nicht ab von seinem Gesicht: Ich erkundete die Schatten und Stoppeln seiner breiten Wangen. Ein stattlicher, hässlicher Kerl war er, aber irgendetwas erschütterte mich, sobald ich ihn sah. Seine Augen waren so dunkel wie Melasse und erwiderten meinen Blick. Für einen winzigen Moment trafen sich unsere Augen wie Hände, die einander in einem pechschwarzen Brunnen flüchtig berühren. Dann wandte ich mich ab und begann, an meinem Kleid zu zupfen.
    «Es ist jetzt die Zeit, nach den ersten schwarzen Sommertrüffeln zu suchen», sagte er hastig. «Für viele Köche ist dies ein lebenslanger Wunsch. Es kann … also, damit mache ich kaum alles wieder gut, aber wenn Ihr wünscht …» Erneut verstummte er und verharrte reglos und sehr demütig.
    «Ihr wollt mich mit auf die Trüffelsuche nehmen?» Ich lachte laut, weil ich sehr angespannt war.
    «Es ist ein Wunder der Natur», behauptete er eifrig.
    Ich starrte ihn ungläubig an. Himmel, dieser Kerl war beim Essen mindestens so verrückt wie ich. «Und der Conte erfährt nichts davon?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein.» Und er blickte mich mit so viel Feuer an, dass ich mich unwillkürlich fragte: Was würde ich, Biddy Leigh, in so einem Fall tun?
    «Nun gut», sagte ich misstrauisch. «Dann dürft Ihr mich mitnehmen.»

XXX La Foresta
An Mariä Verkündigung, März 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Eine unübertroffene Schokoladeneiscreme
    Ein Pint gute Sahne, einen gehäuften Löffel von der besten Schokolade, geraspelt. Die Schokolade rühre man in die kochende Sahne und vermische beides gut, dann füge man zwei Eigelb hinzu und süße nach Geschmack. Die Eier aufkochen, damit sie eindicken. Danach lasse man die Masse abkühlen und gebe sie anschließend in den zinnernen Gefriertopf, der wiederum in einen Holzeimer gestellt wird. Den Hohlraum fülle man nun mit zerstoßenem Eis und Salz. Wenn die Masse an den Seiten fest zu werden beginnt, rühre man sie mit dem Spatel, damit die Masse durch und durch dick, weich und eiskalt wird.
    So hergestellt für Biddy Leigh
    von Signor Renzo Cellini im März 1773
    I ch drückte mich am Fenster herum, während ich die Staubwolke von der Straße aufsteigen sah. Eilig trat ich vor den Spiegel und plagte mich mit dem Dreispitz, den ich auf meinen Haaren feststeckte. Ein letztes Mal strich ich über das cremefarbene Halstuch. Jesmire lungerte an der Tür. Sie verschränkte die knochigen Arme, als sie das wallende Grün meines Reitkleids sah.
    «Er schickt jetzt nicht mal mehr seine Kutsche? Hat dich wohl durchschaut, was?»
    «Nein, hat er nicht», sagte ich und kniff meine Lippen, bis sie sich rosig färbten. Ich wirbelte herum und genoss die Freiheit, die mir dieses Reitkleid schenkte. «Es ist wirklich ärgerlich, aber ich muss mich ihm wohl oder übel im Sattel dieses Pferds zeigen, das er mir geschenkt hat. Und Ihr benehmt Euch gefälligst in Gegenwart dieses Mannes, verstanden?» Ihr Mund blieb offen stehen, und ich sah ihre langen, gelben Zähne.
    «Was denkst du überhaupt, wer du bist, einfach so mit mir …»
    Dafür hatte ich keine Zeit. Signor Renzo stieg vor der Tür aus dem Sattel. «Wenn Ihr nicht höflich sein könnt, geht mir aus den Augen», zischte ich sie an. «Los, geht schon!»
    Mein Herz hämmerte bis zum Ausschnitt meines Mantels mit den goldenen Knöpfen, als ich mich möglichst gelassen auf einen der Stühle im Empfangszimmer setzte. Mr. Loveday öffnete derweil die Tür.
    Als Signor Renzo seinen Hut hob und sich verneigte, bemerkte ich, dass er von der Hitze verschwitzt war und sich mächtig unwohl fühlte. Ihn so unbehaglich und buckelnd in unserem Empfangszimmer zu sehen, in den braunen Samtmantel und eine passende Hose gezwängt – also, allein wenn ich ihn so sah, wurde mir auch ganz unbehaglich.
    «Signor Renzo», sagte ich atemlos. «Soll ich nach Tee schicken?» Ich hatte ein paar hübsche Küchlein gebacken, um ihm die leichte Note meiner Küche zu zeigen, aber als er jetzt vor mir

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