Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
Onkel ein Anwesen gehört. Ich fragte, ob ihr Mann sich ihr anschließen werde. «Nein, nein! Er ist zu gallig, um zu dieser Jahreszeit zu reisen», sagte sie. «Aber er besteht darauf, dass ich gehe, um meiner Gesundheit willen, die in dieser Kälte hier oben im Norden leidet. Und ich hätte es gern, wenn Ihr meine kleine Expedition anführtet, Pars, denn ich brauche einen Mann mit gesundem Menschenverstand, der alle Vorkehrungen zu treffen vermag. Tatsächlich schreibt er mir, Ihr würdet sein vollstes Vertrauen genießen», sagte sie. «Ihr werdet also während Eurer Abwesenheit einen würdigen Stellvertreter benennen.»
Inzwischen sind Briefe eingetroffen, das weiß ich, aber weil sie darauf besteht, immer ihren eigenen Diener zur Post zu schicken, habe ich meine bisherige Quelle für Informationen verloren. Ich versicherte ihr, ich werde über die Angelegenheit nachdenken, und ließ sie danach allein.
Inzwischen habe ich über die Situation gründlich nachgedacht. Außerdem habe ich mir vom jungen John Strutt zusichern lassen, dass er sich große Mühe geben wird, als mein Vertreter über Haus und Hof Aufsicht zu führen. Dann trieb meine Herrin die Sache heute Abend an Allerheiligen auf die Spitze, indem sie die Feierlichkeiten unterbrach, nur um mir mitzuteilen, sie wünsche schleunigst, dass das Geld für ihre Reise zusammengekratzt werde. Kaum ausgesprochen, stand auch schon Sir Geoffreys Schrank offen, und sie kramte darin. Flink wie der Kartengeber im Gesellschaftszimmer hatte sie das Geld gefunden und fast vierzehnhundert Pfund auf den Tisch gelegt.
«Das ist nicht genug», erklärte sie. «Schaut, ich habe hier eine Bankbürgschaft, die Sir Geoffrey persönlich unterzeichnet hat. Ihr müsst gleich morgen zu Sir Geoffreys Bankier in Chester gehen, damit weitere tausend Pfund für die Reise liquide gemacht werden.» Ich unterzog ihren Brief einer genauen Prüfung und musste feststellen, dass er ordentlich erstellt war, mit Sir Geoffreys Siegel und seiner Unterschrift, wenngleich diese etwas zittrig aussah. Aber vor Gericht würde ich schwören, dass die Unterschrift von seiner Hand stammte. Bruder, siehst du nun, wie diese Stadtmädchen ganze Reichtümer durchzubringen vermögen?
«Eile ist geboten», drängte sie, «wir müssen nach London abreisen und Dover vor dem Einsetzen der Winterstürme erreichen.» Dann erklärte sie mir, wer zu unserer Reisegesellschaft gehören sollte – die Größe ihres Gefolges und so weiter. «Und ich nehme den Schmuck mit, den ich will», sagte sie. «Ich darf Sir Geoffreys guten Namen schließlich nicht in den Schmutz ziehen.»
Dann befahl sie mir, ihr Lady Marias Edelstein auszuhändigen – die Rose von Mawton. Oh, wie widerstrebend ich ihr diesen wertvollen Juwel aushändigte, kannst du dir kaum vorstellen. Wenn ich ein Mann großer Worte wäre, würde ich jetzt sagen, dass dieser Edelstein ein unheilvolles Glühen aufs Gesicht seiner neuen Besitzerin warf. Sie drängte mich, ihr das Schmuckstück um den Hals zu legen. Während meine Finger noch mit dem Verschluss hantierten, wurde ich aufs schrecklichste von der Erinnerung an die süße Lady Maria gequält.
Erst als ich ihr Gemach verließ, fragte sie: «Dann begleitet Ihr mich bei meinem kleinen Abenteuer?» Ich schaute auf die Pfandbriefe und den Schmuck, auf ihr durchtriebenes, schmales Gesicht. «Das werde ich tatsächlich, Mylady», antwortete ich. Es möge mir zum Vorteil gereichen, dass sie mich wohl für ein Arbeitstier ohne Verstand hält. Aber ich werde sie beobachten und auf den richtigen Zeitpunkt warten.
Auch so, Bruder, schlägt mein Herz so rasch wie die Trommeln auf dem Schlachtfeld, weil sich all meine Pläne so schnell ändern. Ich muss mich um Straßenkarten kümmern, Schatullen müssen beaufsichtigt werden, die Pferde inspiziert und die Abfahrtszeiten der Schiffe erfragt werden. Ich werde sie begleiten, Ozias, und ich werde die Interessen meines Herrn vertreten. Bei allem, was mir heilig ist, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um das Vermögen der Mawtons zu schützen. Und wenn ich dafür bis nach Italien oder um die ganze Welt reisen muss, werde ich auch das tun. Ich werde dir von unterwegs schreiben, soweit es mir möglich ist, und
so verbleibe ich,
dein diensteifriger Bruder
Humphrey Pars
VIII Mawton Hall
In der Zeit von Allerheiligen bis St. Martin, November 1772
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