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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Um acht Uhr», befahl Mr. Pars.
     
    Am nächsten Morgen standen wir wie Falschgeld in Mr. Pars’ Büro, wo unser Verwalter hinter seinem Schreibtisch saß, auf dem sich wertvolle Landkarten und Bücher stapelten. Jem war immer noch unwohl, und er drückte ein Tuch auf seinen Mund.
    «Also? Müsst ihr heiraten?», fing Mr. Pars das Gespräch an. Er blies eine Wolke blauen Pfeifenrauch zur Zimmerdecke. «Wenn’s so ist, besagt das Gesetz, dass ihr beide eure Anstellung verliert.» Von mir bekam er keine Antwort, weil ich zu überrascht war. Darum wandte er sich direkt an mich. «Hast du dich diesem jungen Burschen gegenüber liederlich verhalten?»
    Jem musste ins Taschentuch aufstoßen. Endlich fand ich die richtigen Worte. «Das hab ich gar nicht, Sir. Solches Gerede ist Verleumdung.»
    «Verleumdung oder nicht, das zu beurteilen steht nur einem Richter zu», spottete Mr. Pars. «Und wohl kaum einem launenhaften Küchenmädchen.»
    «Ich habe Jem solche Freiheiten nie zugestanden, das schwöre ich», erklärte ich ernsthaft. «Mr. Pars, Sir. Hört mich an. Ich kann wirklich nicht fort, Sir.»
    Er legte die Pfeife beiseite und faltete die Hände vor dem dicken Bauch. «Jetzt hör mir mal zu, meine Liebe. Denk doch mal nach. Es wäre eine Schande, einen frisch verheirateten Mann aus dem Dienst zu entlassen.»
    «Oh bitte, tut das nicht!», jammerte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. «Er arbeitet auf den Feldern und wird vielleicht nicht mehr gebraucht.»
    «Dann gehen wir eben zusammen und suchen uns eine andere Arbeit.» Ich nahm Jems Hand und machte Anstalten aufzustehen.
    «Halt! Ich bin noch nicht fertig.»
    Die Regeln der Schwerkraft ließen uns wie Kegel zurück auf die Sitzflächen kippen.
    «Es gibt noch den Bonus über fünf Guineen, an den du denken solltest.»
    Das schien Jem endlich munter zu machen. «Fünf Guineen, Mr. Pars, Sir?»
    «Genau, Junge. Ich werde deiner Verlobten ihren vollen Lohn und zusätzlich fünf Guineen zahlen, wenn sie ein Jahr mit uns auf Reisen geht. Gibt es eine bessere Basis für eure Ehe, Junge?»
    Er zog eine goldene Münze aus seiner Schatulle und stellte sie zurück auf den Kaminsims. Ach, wie Jem auf König Georges dickes Gesicht starrte, das wie das Gesicht einer stattlichen, feisten Frau glänzte. Dann zog mein Liebster die Kappe vom Kopf und erklärte: «Ich dank recht schön, Mr. Pars, Sir. Sag danke, Biddy.»
    «Wir können auch andere Arbeit finden, Jem», flehte ich, aber ich wusste, dass Mr. Pars gewonnen hatte. Für fünf Guineen würde der Kerl mich mit weniger Bedauern fortschicken, als er ein Ferkel zum Schlachten schickte.
     
    Ich hasste es, Knochen auszukochen. Tag für Tag machte ich jetzt die transportable Suppe, warf dafür tote Tiere in den Kessel, bis es von den zahllosen Sehnen stank wie im Hof eines Abdeckers. Um mein Elend noch zu vergrößern, schien Mrs. Garland es darauf abgesehen zu haben, mich zu bestrafen, aber dazu hatte sie wohl jedes Recht. Sie wusste zu gut, wie sehr das Schlachten mir als Bestandteil der Küchenarbeit verhasst war.
    Während ich im Kessel rührte, erinnerte ich mich wieder an einen Tag, als der Master und seine Jagdgefährten in unseren Hof galoppierten. Die Pferde dampften vor Anstrengung und waren von der Jagd erhitzt. Die Stallburschen kamen angerannt, aber während die anderen schon aus den Sätteln glitten, blieb Sir Geoffrey siegessicher auf seinem zitternden Pferd hocken und kippte einen Krug Schnaps. Mit kaum verhohlener Befriedigung sah er zu, wie die Wildhüter seine Jagdbeute entluden. Dann richtete sich sein Blick auf mich, wie ich in der Küchentür stand.
    «Du, Küchenmagd! Zahl ich dich fürs untätige Rumstehen?», rief er so laut, wie nur Schwerhörige brüllen. «Von dem Reh hier, das wir im Dickicht zur Strecke gebracht haben, will ich morgen früh die Leber zum Frühstück.»
    Ich schaute mich um, aber außer mir stand niemand da. Also wartete ich widerstrebend in einiger Entfernung, bis die Männer das Tier abgeladen hatten und Sir Geoffrey aus dem Sattel gestiegen war. Mit dem Stolz eines Eroberers tätschelte er die Keule des Rotwilds. Ich sah die Entzündungen an seinen Händen – sogar die gekrümmten Finger waren wie verbrüht. Etwas an diesem Herrn ließ mich an einen Schlachter denken, besonders die Art, wie er Geweih und Hufe prüfend anschaute. Als ich mir in Erinnerung rief, dass Seine Lordschaft das wahre Herz der allgemeinen Geschäftigkeit und des Betriebs auf Mawton war,

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