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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Seidenröcke. Jeden Abend musste ich das ordentliche Haus verlassen und heimgehen, wo Maden im Mehlsack krochen und mich Prügel erwarteten. War es besser, arm zu sein? Papperlapapp!
    Wenn jemand in Diensten steht, sagt man immer, solle man ihm wenig zahlen, und er zahle sich schon selbst. Nicht viel, wohlgemerkt, allenfalls die Reste aus einer Weinflasche, eine extra Kerze oder eben die Papierfetzen aus dem Müll. Das war schon etwas anderes als das Fälschen der Unterschrift des Dienstherrn. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
    Mr. Pars hatte mich auf dem Kieker, das wusste ich ja inzwischen. Und warum hatte meine Herrin gesagt, sie würde mich behalten, selbst wenn sie alle anderen entließe? Ich dachte darüber immer wieder nach, doch ich kam zu keiner zufriedenstellenden Antwort.

XII Stoney Stratford
Die Privatkorrespondenz von Mr. Humphrey Pars
29. November 1772
    PRIVAT
    Cock Inn, Stoney Stratford,
    den 29 . November 1772
    Mr. Ozias Pars
    Marsh Cottage
    Saltford
     
    Mein lieber Ozias,
    ich hoffe, ihr seid alle bei Gesundheit und besserer Laune als dein armer Bruder. Heute Abend sitzt dieser im Cock Inn in Stoney Stratford. Hier hausen südenglische Diebe, denn der Gastwirt verlangt drei Pfund, sieben Shilling und Sixpence für drei Personen und ihre Diener für nur eine Nacht. Das ist kein Scherz! Je näher wir der großen Metropole kommen, umso dreister werden wir ausgenommen. Nach nur einer Woche unterwegs habe ich Geiern wie diesem mehr als fünfundzwanzig Guineen ausgehändigt.
    Kaum mehr als ein Tag verging, ehe unsere heimischen Gehöfte und die sanften Wiesen von Cheshire den Midlands dieses Landes Platz machten. Ein um einiges reizloserer Ort, der durch wilde Erhebungen mitten in der Landschaft eine Kultivierung schlicht unmöglich macht. Es gibt tatsächlich kein Land, das so fruchtbar ist wie Pars Fold, wenngleich ich versuche, diesen herben Verlust zu vergessen.
    Allein dank meiner eigenen unermüdlichen Bemühungen lagen wir gut in der Zeit, bis jedoch meine mangelhafte Karte uns bei Stone in die Irre führte und wir in der Folge noch durch einen Achsbruch der Kutsche aufgehalten wurden. Ich fürchtete, nachdem ich vollständig durchnässte, an einem Fieber zu erkranken, doch Gottes Gnade verdanke ich, von jeglicher Folge verschont geblieben zu sein. Nach der langwierigen Reparatur machten wir uns wieder auf den Weg und reisten über erbärmliche Gasthäuser nach Lichfield. Dort verlangte das lose Weibsstück, wir sollten im besten Hause am Platz absteigen, und zwar im berühmten George. Sie wollte sich dort vom Geschaukel in der Kutsche und den minderwertigen Gasthäusern erholen. Ich hatte mich kaum in dem hervorragenden Lesezimmer niedergelassen, als ich von einem Mann unterbrochen wurde. Er hatte einen Brief bei sich, mit dem er mir seit einer Woche gefolgt war. Mein Herz erbebte vor Angst, denn das Schreiben stammte von Sir Geoffreys Mann in Wicklow und war schon zwei Wochen alt. Bruder, dies enthielt der Brief:
    «Schlimme Neuigkeiten muss ich Euch mitteilen, Pars, denn Sir Geoffrey traf hier in einem jämmerlichen Zustande ein und erlitt auf der Seereise nach Dublin einen Zusammenbruch. Der Kapitän des Schiffs hatte wohl seinen Diener geschickt, damit dieser sich nach Seiner Lordschaft erkundigte, der zu lange in seiner Kabine weilte. Dort fand er ihn am Boden liegend in bedauernswertem Zustand vor. Zuerst wurde gefragt, was Sir Geoffrey vielleicht gegessen habe, denn ihm war schrecklich übel, aber dann stellte sich heraus, dass er nichts zu sich genommen hatte, seit er an Bord gekommen war. Nachdem Sir Geoffrey inzwischen von seinem Leibarzt untersucht worden ist, hat dieser bei ihm einen Schlaganfall diagnostiziert. Pars, ich muss Euch leider darüber informieren, dass unser Master weder sprechen noch seine Glieder bewegen kann. Er ist nicht reisefähig. Hier wird so gut es geht für ihn gesorgt, wenngleich die Erweichung seines Gehirns ihn für seine Umgebung völlig unempfindlich macht.»
    Meine Hand zitterte, als ich das las. Nur eine Frage plagte mich: Ist mein Master dem Tode nah? Und welche Konsequenz ergibt sich daraus für uns alle?
    Ich suchte sie auf. Das Mädchen trieb sich an den Spieltischen herum. Sie war vor Schminke geradezu entstellt und hatte ihren Leib so fest eingeschnürt, dass sie aussah wie eine billige Straßendirne.
    «Mylady», begann ich. «Ich habe schlimme Neuigkeiten aus Irland. Sir Geoffrey wurde vom Schlag getroffen und könnte sich nie

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