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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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wieder davon erholen.»
    «Sir Geoffrey?», sagte sie langsam. «Mein armer Ehemann.» Sie versuchte, ein trauriges Gesicht zu machen, konnte mich damit aber nicht täuschen. «Ich vermute, das wird keine großen Auswirkungen haben. Alte Männer sind oft krank.»
    «Er ist mehr als nur krank, Mylady. Sein Gehirn ist weich geworden.»
    Sie schaute sich um, als fürchtete sie, man könne uns belauschen. «Ihr meint …» Auf ihrem mir zugewandten Gesicht lag ein aufmerksamer Ausdruck, den ich lieber nicht beschreiben möchte. Sie drehte die Rose von Mawton in den Händen, die auf ihrer Brust ruhte. Die Haut ihres Dekolletés war vor Aufregung errötet.
    Ich konnte darauf nicht antworten, denn ich wusste wirklich nicht, wie schlimm es um meinen Herrn stand.
    «Sagt mir sofort Bescheid, wenn Ihr mehr erfahrt.»
    «Und soll ich unsere Pläne jetzt nicht ändern, Mylady?» Ich bezog mich auf ihr schamloses Verhalten.
    Sie antwortete herausfordernd. «Ich bin sicher, dass es nicht schlimm ist. Daher werde ich wie geplant nach Italien reisen.»
    Siehst du, Bruder? So herzlos ist dieses Weibsstück. In dem Moment habe ich mir geschworen, nicht länger ihr Beschützer zu sein. Wohlan, ich werde meine Pflicht tun und die kleine Reisegruppe befehligen. Aber sie ist es nicht wert, den Namen meines Herrn zu tragen.
    Am nächsten Tag – einem Sonntag – versammelte ich das kleine Regiment aus Dienern um mich und erzählte ihnen mit betroffenen Worten von der Notlage ihres Herrn. Gemeinsam eilten wir sogleich in die alte Kathedrale der Stadt, wo ein ordentlicher, anglikanischer Gottesdienst abgehalten wurde. Wir beteten von Herzen für Sir Geoffreys Genesung (sogar der Mohr schloss brav die Augen).
    Doch während ich hier in Stoney Stratford warte und über Sir Geoffreys Leiden nachdenke, werde ich von ernsten Überlegungen geplagt. Als ich den Brief erneut las, klang es, als sei mein Master seit dem Tag von der Krankheit heimgesucht worden, als er sich von seiner Braut trennte. Gott möge ihr gnädig sein, wenn sie meinem unschuldigen, alten Master etwas angetan hat. Hast du schon mal so eine jämmerliche Geschichte gehört?
    Ich bitte dich, Ozias, diese meine offenen Gedanken für dich zu behalten, denn ich fürchte mich arg vor den Schwierigkeiten, die heraufziehen könnten. Tatsächlich könnte das Zeugnis eines unschuldigen Beobachters eines Tages für mich notwendig sein, und du musst daher meine Korrespondenz sicher verwahren.
    Ich werde schreiben, sobald wir die große Metropole erreicht haben.
    Ich verbleibe als dein entschlossener und stoischer Bruder
    Humphrey Pars

XIII Von Stoney Stratford nach London
Christmas-Pudding-Tag bis Advent 1772
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Sassafras-Öl
    Dieses Öl wird aus der Rinde der Sassafras-Wurzel gewonnen und muss in einer gut verkorkten Flasche fern vom Tageslicht aufbewahrt werden. Es ist ein gutes Mittel bei Zysten und wird zudem oft bei rheumatischen Beschwerden und anderen Schmerzen für Einreibungen verwendet. Gibt man fünf Tropfen auf einen Löffel Zucker, hat es sich als vorteilhaft bei einer Pockenerkrankung und dem Bonjourtröpfchen der Gonorrhöe erwiesen. Außerdem lindert es Schmerzen im Kindbett und menstruelle Beschwerden. Ein Teelöffel von dem Öl ruft bei einem jungen Mann Erbrechen und Stumpfsinn hervor, ehe es zum Zusammenbruch führt.
    Ein Heilmittel wie von Dr. Trampleasure beschrieben und für das ich fünf Shilling bezahlt habe.
    Lady Maria Grice, 1744
    I n einem Ort namens Stoney Stratford entwischten Mr. Loveday und ich zu einer Messe. Sie war nicht mit dem Jahrmarkt in Chester vergleichbar, aber trotzdem eine schöne Veranstaltung. Es gab golden gebackene Pfefferkuchen, Ponyreiten für Kinder und Possenreißer, die alle Leute anlockten, damit sie ihre zählenden Schweine und die Amazonenköniginnen und was nicht alles bewunderten. Mit ein paar Kupfermünzen, die Mr. Loveday aus der Tasche zog, bezahlten wir für einen Besuch in einem Gruselkabinett. Es war schrecklich dunkel in dem Zelt, und die Luft roch nach Kohlenqualm, der wohl als Weihrauch durchgehen sollte. Der Possenreißer redete viel Unsinn darüber, dass wir mächtig aufpassen müssten, den Geistern nicht in die Augen zu schauen, weil wir sonst tot umfallen würden. Dann schließlich blitzte ein Licht auf, und die Gestalt eines Teufels tauchte schwankend aus dem Rauch auf. Es war immerhin recht geschickt gemacht. Der arme Mr. Loveday vergrub das Gesicht in den Händen und

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