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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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«Ich habe nach euch gerufen, aber niemand hat mich gehört», sagte er.
    «Das stimmt nicht», sagte Koti. Sein zerfurchtes Gesicht war sehr ernst. «Die Götter haben dich gehört und wurden Zeuge des großen Muts deines Bruders. Sie haben ihn mit dem Sieg über den
bělelā
und sogar über den Tod belohnt.»
    Der leblose Körper des
bělelā
rutschte über die Planken und hinterließ eine Spur aus geronnenem Blut und Schleim. Er hatte riesige Ausmaße – das ganze Dorf wurde von ihm satt. Der Junge war in Sicherheit und grinste, weil die älteren Männer ihm freundliche Klapse gaben. Jeder wollte Surti und seinen Bruder berühren, um ein kleines Stück von dem Zauber zu erhaschen, der den Jungen umgab, welcher die Umarmung des
bělelā
überlebt hatte, und den Mann, welcher den Jungen gerächt hatte. Loveday stand aufrecht an der Reling. Ein Mann, der von anderen Männern respektiert und von Frauen bewundert wurde.
    An diesem Tag hatte das Licht seines geliebten Bapa in seiner muskulösen Brust geleuchtet. Es hatte in seinem Kopf gestrahlt wie ein Feuerball. Damals hatte er nicht gewusst, dass dies sein letzter Sieg sein sollte. Dass schon bald ein Schiff eintreffen würde. Dass sein Mut bald wie ein Leuchtfeuer im Sturm erlöschen würde.
     
    Plötzlich flog er durch die Luft. Er landete unsanft und schmeckte Schlamm. Wo war er? Der Regen, der Schmerz und sein Kummer kamen zurück. Er schaute sich um und fand sich auf der Straße liegend wieder. Er war von der Kutsche gefallen und in einer Fahrspur aus Erde und Schotter gelandet. Rasch richtete er sich auf und sah die Kutsche heftig schwanken. Das Hinterrad hing schief an der Achse. Konnten seine Probleme eigentlich noch größer werden? Mr. Pars und George versuchten bereits, die laut wiehernden Pferde zu beruhigen. Plötzlich ging der Kutschenschlag auf, und seine Herrin wollte wissen, was in drei Teufels Namen eigentlich los war. Loveday spähte in den Himmel. Es wurde bereits dunkel. Frustriert stöhnte er auf.

XI In den Sümpfen Mittelenglands
Zu Martini, November 1772
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Englische Rarebits
    Röste die Brotscheiben, gib dann so viel Wein darüber, bis sie sich vollständig vollgesogen haben. Schneide den Käse in sehr dünne Scheiben und leg sie auf das Brot. Stell dieses dann vor das Feuer und bräune die Oberseite mit einer Eisenschaufel, die du vorher im Feuer erhitzt hast. Noch heiß servieren.
    Biddys Leighs Geheimtipp, 1772
    U nsere Rettung war eher erbärmlich, als sie endlich eintraf. Das einzige Gasthaus, das Mr. Pars auf die Schnelle fand, war eines, das allenfalls für Kutscher taugte, und wir mussten uns selbst um Essen und Bettwäsche kümmern. Mr. Loveday hatte sich den Kopf angeschlagen, als die Kutsche umgestürzt war, und seine feine Livree war nur noch ein dreckiger Fetzen. Armer Kerl. Während ich nervös hinter George auf einem der Pferde ritt, brach die Sonne ein letztes Mal herrlich rot durch, und der Regen, der wie Spiegel über den Feldern lag, reflektierte das Licht. Wenn es nicht geregnet hätte, wäre es ein angenehmer Ritt zwischen hellen Gewässern und geheimnisvoll dunklen Wäldern gewesen.
    Das Gasthaus war kaum mehr als eine baufällige Ruine, denn die Frau des Wirts war mit einem Wandergesellen auf und davon und hatte ihren Mann dem Suff überlassen. Wir mussten uns vier lange Meilen von der Hauptstraße entfernen, und das rußgeschwärzte Gebäude versank fast in den Wintersümpfen. Trotzdem mussten wir uns glücklich schätzen, weil das Dach nur in manchen Räumen undicht war und einige Feuerstellen wenigstens etwas Hitze verbreiteten, nachdem ich lange genug mit meiner Zunderbüchse herumgewerkelt hatte.
    Während Mr. Loveday die Laken meiner Herrin lüftete, machte ich mich daran, ein Abendessen zusammenzukratzen. Mir blieb nicht mal Zeit, meine feuchten Kleider zu wechseln, doch nach nur einer halben Stunde dampfte bereits heißer Tee auf dem Herd, und ich hatte Branntwein erhitzt, um einen Punsch zu mischen. Unser Speiseplan bot die Reste von Mrs. Garlands Yorkshire Pie, der immer noch gut und saftig war, dazu gebratenen Speck und einen Stapel Rarebits, die so schnell in den Bäuchen verschwanden, wie ich sie zubereitete. Der Rest vom Schrotkuchen wurde auch gegessen, nachdem ich einen Schuss Branntwein darübergesprenkelt hatte, damit er uns auch wärmte.
    «Sie wird diese erbärmlichen Reste nicht essen», erklärte Jesmire, die boshafte alte Katze, als ich ein Tablett

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