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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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tanzte also.
    «Das gut, Biddy.» Er drückte vorsichtig ihren Arm. «Ich froh, du kommst mit mir nach Frankreich und Italien. Wir aufpassen für einander, ja?» Er lächelte, und dann bemerkte er das kleine Ruderboot, das auf sie zusteuerte und immer wieder hinter den sich auftürmenden Wellen verschwand.
    Biddy nickte, aber dann erspähte auch sie das Boot und stöhnte. «Gott steh uns bei, wir müssen doch nicht ernsthaft in diesen hüpfenden Korken steigen, oder?»
     
    Die Dunkelheit brach rasch herein, während sie auf der schwankenden Leiter ins Boot stiegen. Miss Jesmire war so stocksteif vor Angst, dass sie auf den breiten Schultern eines Matrosen die Leiter hinuntergetragen werden musste. Das brachte Loveday zum Lachen, denn der Wind fuhr unter ihre Röcke, und man konnte ihre dürren Unterschenkel sehen. Er band seine Stiefel zusammen und hängte sie sich über die Schultern, ehe er barfuß die Leiter hoch und runter hüpfte. Er nahm die großen Kisten entgegen, die die Seeleute ihm anreichten. Bis alles eingeladen war, war die Reisegesellschaft völlig durchnässt und schlechter Laune. Sie hockten dichtgedrängt auf den schmalen Bänken des bockenden Boots. Mit einem Schrei begannen die Ruderer, sich in die Riemen zu legen, und das Boot steuerte Richtung Hafen. Das ist also Frankreich, sagte Loveday sich. Er sah Fenster, hinter denen warmes Licht brannte, und hörte das fremde Geplapper vom Kai. Er hoffte sehr, dass auch hier warmer Punsch verkauft wurde.

XIX Hotel d’Anjou, Paris, Frankreich
Die Zwölf Nächte der Weihnacht, Januar 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Toastsoufflé
    Man zerstampfe eine gebratene Hühnerbrust mit etwas Rindermark, Parmesankäse und fünf Eigelb. Dann füge man ganz behutsam die steifgeschlagenen Eiweiße hinzu. Man verteile die Masse auf Brotscheiben, die zu Rechtecken geschnitten und in Butter gebraten wurden, was in Frankreich Croutons heißt. Mit Brotkrumen und Parmesankäse bestreut überbacke man diese Soufflés im Ofen und serviere sie zu einer guten Brühe.
    Ein sehr bemerkenswertes, leichtes und köstliches Gericht, aufgezeichnet von Biddy Leigh in Paris 1773
    W ir erreichten Paris, und alles war hier so wie immer, nur merkwürdig anders. Die steilen Hausdächer, die Lust an Flitterkram, sogar der Geschmack von Ale und hartem Brot – das war alles mächtig französisch, anders kann ich das nicht nennen. Wir wohnten in einem Hotel namens
Hotel d’Anjou
, das kein richtiger Gasthof war, sondern ein graues Gebäude mit sieben Stockwerken im Herzen des gepflasterten Labyrinths von Paris. Es war alles arg französisiert: Die Möbel waren sämtlich mit diesen gedrechselten Füßen versehen und die Wände mit Spiegeln gepflastert. Überall gab es Gemälde von glänzenden Früchten, die aufgetürmt beisammen lagen, obwohl sie nie zur selben Zeit reif sein konnten.
    Sobald wir Quartier bezogen hatten, ließ ich mein Bündel in meiner Kammer fallen und riss die Fensterläden auf. Ich war schier überwältigt vom Gestank der französischen Entwässerung. Meine Kammer ging auf einen Hinterhof, und ich fand es merkwürdig, die Menschen draußen in einer fremden Sprache reden, schreien und lachen zu hören. Ich hatte wohl gedacht, die Franzmänner würden langsam und gleichförmig ihre
Bonjours
und
Monsieurs
sagen, aber es war ein Wunder, sie wie Elstern plappern zu hören. Sie quasselten so schnell, dass man kein Wort verstand.
    Am nächsten Morgen schickte meine Herrin nach mir. Vor ihrer Kammer saß eine Schar Näherinnen und Ladenmädchen, in den Armen Unmengen Seidenstoffe und Muster. Meine Herrin saß bis zum Kinn in Stoff gehüllt in ihrem Gemach, während ein wieselflinkes Kerlchen ihre Haare richtete. Sie hatte seit Tagen nichts gegessen, und nicht mal die Schminkkunst der Franzosen vermochte ihr Gesicht hübscher zu machen, das geschwollen und reizbar aussah. Ich beobachtete, wie der Friseur eine Locke toupierte, bis sie so aufrecht stand wie der Hut eines Soldaten. Das musste weh getan haben, denn sie verzog das Gesicht.
    «Ach, da bist du ja», begann sie und schaute mich finster an. «Wird Zeit, dass du mal an die Arbeit kommst und nicht den ganzen Tag müßig herumsitzt.»
    Ich ließ den Kopf hängen und versuchte, ein paar Brotkrumen vom Frühstück aus dem Mundwinkel zu wischen. «Ja, Melady.»
    «Großer Gott!», kreischte sie. «Kannst du das nicht anständig sagen?»
    «Ja. My. Lady», fauchte ich außer mir vor Zorn, weshalb danach erst mal

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