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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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eine unangenehme Stille eintrat. Ich hörte, wie der Putzbüdel leise «ts, ts» machte. Er griff zur Lockenschere. Ein Zischen und dann der Gestank verbrannter Haare. Meine Herrin sprang fast vom Stuhl.
    «Pass auf, du Verbrecher. Verdammt, das war meine Kopfhaut!»
    «Madame», sagte er mit honigweicher Stimme, «es ist wert jedes bisschen Schmerz, das versischere isch Eusch.»
    «Hol dich der Teufel, du französischer Folterer.» Sie kniff die Augen fest zusammen, als er die nächste Locke um seine Brennschere wickelte.
    «Stopp, stopp!», schrie sie den Monsieur gleich darauf an. «Ich kann nicht klar denken, wenn du mir die Haare bis auf die Wurzel versengst.» Er tänzelte in die Zimmerecke und kramte geschäftig in den Pomaden und anderen Töpfchen und setzte dabei eine beleidigte Miene auf.
    «Morgen will ich ein englisches Abendessen», sagte sie an mich gewandt. «Ordentliches englisches Essen. Fleisch und solche Sachen.» Das hätte ich kommen sehen müssen. Sie hatte sich schon seit Calais über die französischen Spezialitäten beklagt. «Wir brauchen ein Abendessen für vier. Mein Bruder wird zu uns stoßen.»
    Kitt? Du meine Güte. Ich hatte gedacht, er weilte noch im fernen London. Während sie sprach, kamen mir so um die hundert Probleme in den Sinn.
    «Aber Melady», fing ich an. «Wo soll ich denn das Essen kochen? Und wie soll ich die Lebensmittel kaufen? Die Leute hier sprechen für mich viel zu schnell.»
    Sie starrte mich streng an. «Woher soll ich das wissen? Verschwinde und mach einfach.»
    Ich schüttelte den Kopf und verließ die Kammer. Zeit, Mr. Pars zu suchen.
     
    Er saß über seinen Schreibtisch gebeugt in seiner Kammer und hatte einen Stapel Papiere vor sich. Jeder wusste, dass sein geliebtes Ordnungssystem mit mehr Glück als Verstand funktionierte.
    «Wenn du Geld willst, ist das meiste schon ausgegeben», knurrte er.
    Ich versuchte, die für mich auf dem Kopf liegenden Papiere zu entziffern. Es waren Rechnungen. Eine belief sich auf zwanzig Livres für den geblümten Mantel, den ich an Mr. Pars schon gesehen hatte. Da schimpfte wohl ein Esel den anderen Langohr. Ich fragte mich, welche Geschichte diese ganzen Zahlen erzählen würden. Aber im Moment hatte ich ein anderes Problem.
    «Fürchte, es geht um Geld, Sir. Lady Carinna wünscht sich von mir ein englisches Dinner, und ich brauche französisches Geld.»
    Bei dieser Ankündigung wirkte er etwas fröhlicher. «Nun, könnt schon sein, dass sich dafür noch was findet. Was soll’s denn geben, hä? Einen Braten? Koteletts?»
    «Ja, Sir. Worauf Ihr Lust habt.»
    Er leckte sich die Lippen und zählte seine Leibspeisen auf: Pudding, eingelegte Zitronen, Roastbeef. Dann bat er mich um seine eigenen Wünsche: Tabak und Huflattich für seine Pfeife und noch mehr Beinwell für den Tee der Herrschaft.
    «Und keine Grünöle. Besorg ein ordentliches Stück Fleisch und koch es einfach.»
    Es stimmte, dass das Essen in Frankreich ein großer Mischmasch aus gut und schlecht war. Eines Abends war uns unterwegs ein Gemenge aus Innereien, fischig riechenden Froschbeinen und schmierigem altem Käse serviert worden. Aber in Chantilly war das Kalbsfrikassee so zart gewesen, dass ich nicht wusste, wie ihnen das gelungen war. Ich hätte den ganzen Topf allein leer futtern können, so gut war es, aber stattdessen musste ich Jesmire zusehen, die die Soße auskratzte und die ganze Zeit jammerte, sie hätte lieber gekochten Schinken.
    «Mr. Pars, Sir», protestierte ich. «Für mich sprechen sie die Sprache viel zu schnell. So viele Worte klingen ganz anders.»
    «Unsinn, Mädel.»
    «Und was heißt ‹Pudding› auf Französisch?»
    Über die Frage musste er dann doch nachdenken und schüttelte schließlich ungeduldig den Kopf. «Ich spreche mit der Hotelbesitzerin. Ich zahle ihr so viel, dass sie dir helfen muss.» Dann warf er mir einen griesgrämigen Blick zu und drückte mir zwei Münzen in die Hand. «Ich will eine genaue Auflistung aller Ausgaben, hörst du? Für jeden Sous musst du mir Rechenschaft ablegen. Ich kann keinem von euch trauen.» Dann beugte er sich wieder über seine geheiligten Konten.
     
    Ich wurde mit Florence zusammen losgeschickt, oder «Floraans», wie sie sich nannte. Ein vorlautes Mädchen von neunzehn Jahren, das in unserer Küche arbeitete und mir helfen sollte. Zuerst folgte ich ihr zu einem Metzger, wo die fetten Würste wie die Kette eines Stadtrats von der Decke hingen, und ich konnte unter den dicksten Enten,

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