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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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versprochen.»
    Darum geht’s ihm also, dachte ich und erwiderte frech: «So richtig versprochen habe ich es Euch ja nicht, Sir.»
    «Und? Hast du irgendwas gefunden?»
    Ich wusste, dass ich von dem Sassafras-Öl nichts verraten durfte. «Nein, Sir.»
    Er sah mich prüfend an, und ich erwiderte den Blick mit weit aufgerissenen Augen.
    «Und wieso reist meine Schwester nach Italien?»
    Was das anging, brauchte ich wenigstens nicht so tun, als wüsste ich nichts davon. «Ich habe gehört, wie sie sagte, sie möchte wegen ihrer Gesundheit hin.»
    Er schüttelte ungeduldig den Kopf. «Auf mich macht sie einen sehr gesunden Eindruck. Sie war heute Abend doch auch wieder beim Parfümeur oder sonst wo. Hat außerdem die Kutsche genommen. Nein, da gibt es kein geheimes Leiden, das meine Schwester befallen hat.»
     
    Das Krachen der Feuerwerkskörper unterbrach uns, und wir drängten uns zum Flussufer durch. Als wir dort standen, legte er den Arm um meine Taille, und ich machte keine Anstalten, ihn daran zu hindern. Mit einem bebenden Knall erleuchtete ein Regen aus Feuerwerksfunken den Himmel und ließ die Stadt so fahl wirken wie ein Bühnenbild. Wir lehnten an der Balustrade, atmeten die kalte Winterluft ein, die nach Schießpulver schmeckte. Dann wurde der Himmel wieder von silbernen Sternen beleuchtet, die langsam zu Boden sanken.
    «Ich werde nie im Leben diesen Abend vergessen», sagte ich ihm leise ins Ohr.
     
    Ab dem Moment, als der livrierte Türsteher uns die Tür zum
Maison de Santé
öffnete, war ich im Himmel für Köche. Das Problem war nur, dass Mr. Kitt nicht so recht begeistert davon war, als er sah, wohin ich ihn geführt hatte.
    «Du lieber Himmel, das ist doch nicht einer dieser lächerlichen Gesundheitstempel, oder?» Er betrachtete die Männer mit ihren gepuderten Gesichtern und die ermatteten Frauen, die an den Tischen saßen. Eine Tischdame in einem Kleid aus blauer Seide geleitete uns in eine von Kerzenlicht bestrahlte Ecke. Einen Moment später ließ sie uns mit einer großen, auf Französisch beschriebenen Karte allein.
    «Das ist das Allerneuste!», fauchte ich ihn an und studierte die Liste der feinen französischen Speisen auf meiner Karte. «Und die modernste Küche, die Ihr in Paris finden werdet. Bitte, es wird bestimmt traumhaft schmecken. Vielen Dank, Sir», fügte ich rasch hinzu.
    Die Dame kehrte zurück und sprach Mr. Kitt überaus zuvorkommend an. «Monsieur, gestattet Ihr mir, Euch ein wenig von meiner heutigen
carte de menu
zu erzählen? In meinem Beruf als
restauratrice
gehört es zu meinen Aufgaben, meine Gäste zu beurteilen.» Sie legte den Kopf mit der gepuderten Perücke leicht zur Seite und betrachtete ihn mit ihren stechend klaren blauen Augen. «Ich glaube … ja, oft habt Ihr wenig Appetit und nehmt nur ein stärkendes
eau de vie
zu Euch. Ihr seid so empfindsam wie ein Herzog, aber jene, die über Euch stehen, ah ja …» Sie zuckte mit den Schultern. «Die wollen, dass Ihr Euch den einfacheren Dingen widmet. Meine Empfehlung ist daher eine stärkende Gesundungsmahlzeit, die Eure überforderte Physiognomie beruhigt.» Angesichts dieser charmanten Analyse konnte Kitt nur einverstanden sein.
    «Glaubst du wirklich das ganze Geschwätz?», fragte er, als wir wieder allein waren. Ich ließ meinen Blick über die wohlhabenden Speisenden, die verschwenderisch vergoldete Uhr und das schwere Silberbesteck schweifen.
    «Ich für meinen Teil glaube, sie ist eine mächtig kluge Frau.»
     
    Nachdem er eine halbe Flasche Brandy intus hatte, musste auch Mr. Kitt widerstrebend zugeben, dass die Lüster mit den gläsernen Früchten und die erstaunlichen Spiegel, die sich von der Decke bis zum Boden erstreckten, wunderschön waren. Als das Essen serviert wurde, verkündete er allerdings, das köstliche
Potage de Santé
sei keinen Deut besser als Spülwasser, obwohl ich die Pilze und den Thymian aus der glänzenden Brühe herausschmeckte. Für ihn waren die kleinen Portionen Taube und Fisch so klein, dass es schon fast an ein Verbrechen grenzte, doch ich hörte ihm kaum zu und genoss jeden Bissen dieser zarten Köstlichkeiten.
    Als wir gerade ein Stärkungsmittel aus Orangenblütencreme genossen, schaute ich zu den anderen elegant gekleideten Gästen hinüber. Die Damen plauderten und ließen ihre Fächer tanzen, die Herren unterhielten sich leise. «Zu diesen Menschen zu gehören, das wäre wie im Märchen.»
    «Dieses elegante Auftreten erkaufen sie sich nur mit ihrem Geld, Biddy.»

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