Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
Vom Netzwerk:
»Vorsicht, Norwur«, brüllte er und der Vanamiri duckte sich im letzten Moment unter der Keule eines Ogers. Durch ihre Ausweichmanöver waren sie getrennt worden.
    Tristan traf seine Entscheidung, tippte noch mehrmals das größte Stärkemal an und wählte seinen Zauber. Dabei rannte er auf Norwur zu, wich Angreifern geschickt aus und zerrte den verdutzten Vanamiri zu Boden. Noch im Fallen löste Tristan die Schockwelle aus.
    Ein Knick – nein, diesmal war es eine richtige Falte, die sich in der Luft bildete und dann fegte ein Orkan über sie hinweg. Panisches Grunzen, verzweifeltes Winseln und dazu ein Crescendo aus knackenden Ästen oder gar Stämmen um sie herum. Tristans Kleider blähten sich in dem von ihm entfachten Sturm und er wurde von Norwur weggerissen. Er rutschte über den Boden und grub mit seinen Fingern Furchen in die Erde, bei dem Versuch sich festzuhalten. Während der Sturm äußerlich an seinem Körper riss, spürte Tristan die entfesselte Gewalt auch innerlich an sich saugen. Seine Kräfte schwanden rasend schnell. Hatte er es diesmal mit der Stärke des Zaubers übertrieben, würde er trotz des Amuletts die Besinnung verlieren oder gar sterben? Sein zum Boden gewandtes Gesicht schrammte schmerzhaft über eine scharfe Wurzel, er spürte Blut an seiner Wange. Und dann endete das Chaos so unvermittelt, wie es begonnen hatte.
    Tristan blieb schwer atmend liegen. Sein Herz klopfte wie wild, seine Finger waren taub und alles schwirrte in seinem Hirn. Mühsam hob er den Kopf und die Lichtung schien sich vor ihm einzupendeln, so schwindlig war ihm. Lichtung? Er blinzelte. Die Verwüstung war immens. Dutzende Baumstämme hatte der Zauber entwurzelt und fortgerissen, wie kleine Krater klafften hier und da die Löcher, die ihr Wurzelwerk hinterlassen hatte. Als sei ein gewaltiger Herbststurm über den Wald gefegt, bedeckte eine Zentimeter dicke Laubschicht den Boden und noch immer segelten Blätter herab. Einige der Kreaturen lagen regungslos unter den entwurzelten Bäumen begraben, die anderen waren wohl davongerannt.
    Tristan stützte sich auf seine Ellenbogen. Sein Kopf schien schwer, er hatte das Gefühl ihn nicht tragen zu können. Dennoch drückte er sich mit einer Hand hoch. Mit der anderen tastete er nach dem Amulett. Es war da und pulsierte. Er spürte, wie die Kräfte zurückkehrten, ein langsamer aber stetiger Strom. Mühsam setzte er einen Fuß auf und stemmte sich in eine hockende Haltung. Neuerlicher Schwindel und ein Anflug von Übelkeit überkamen ihn und er schloss für einen Moment die Augen.
    Als er sich endlich aufrichtete, fühlte er sich wie ein Betrunkener, wankte selbst im Stehen leicht hin und her und musste einen Ausfallschritt machen, um nicht umzufallen. In diesem Moment traf ihn etwas mit großer Wucht in die Schulter und schleuderte ihn wieder zu Boden. Verwirrt starrte Tristan auf den Pfeil, der knapp oberhalb des linken Schlüsselbeins aus seinem Körper ragte. Er war schwarz und hatte Runen am Schaft.
    Erschöpft, wie er war, entfaltete das Gift des Pfeiles seine Wirkung noch schneller, als Tristans Vater es beschrieben hatte. Er wollte den Pfeil aus der Wunde ziehen, aber seine rechte Hand hob sich nur ein paar Zentimeter und sank dann schlaff wieder zu Boden. Sein Blickfeld wurde schmaler. Waren das Schritte? Kam da jemand auf ihn zu? Die Geräusche klangen dumpf, als hätte er Watte in den Ohren. »Hilf mir, Noldan«, murmelte Tristan, aber seine Zunge gehorchte ihm kaum noch. »Norwur?«
    Ein Schatten fiel auf Tristan, er blinzelte, aber sein Blick blieb verschwommen. Als ob jemand einen Vorhang zuzöge, verengte sich sein Blickfeld immer weiter, bis ihm gänzlich schwarz vor Augen wurde.

    Obwohl er nach der fast komplett durchwachten Nacht müde war, fand Martin nicht wirklich Ruhe und döste nur ein paar Mal kurz ein. Als Tiana die Treppe hinauf gepoltert kam, stand er daher schon, noch ehe sie »Martin, wach auf!« rief.
    »Was ist los?«, fragte er alarmiert.
    »Der Enuk hat etwas entdeckt«, japste Tiana atemlos. »Komm mit, Talog meint, du und Katmar solltet euch das ansehen.«
    Sie führte ihn hinunter in den Stall, wo Katmar schon neben Talog stand, einem der älteren Paladjur. Vom offenen Tor des Stalles sah man nach Nordwesten, wo die Felswände des Talkessels in spitzem Winkel zusammenrückten. An der engsten Stelle wogten die Nebel des Wasserfalls. Katmar sah jedoch nicht in diese Richtung, sondern nach Osten. Er hatte ein Fernrohr ans Auge gesetzt, dass

Weitere Kostenlose Bücher