Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
vorzudringen.«
Martin ließ seinen Blick durch die Kaverne schweifen. Die meisten schliefen noch, nur Vinjala war wach. Eine Leuchtkugel, die in ihrer Nähe schwebte, erhellte die Höhle schwach und das Mädchen kniete neben Majari, die leise im Schlaf wimmerte.
Einer der beiden Gnome trat zu ihnen. »Bald aufbrechen«, schnaufte er.
»Das ist Galhud«, stellte Shurma ihn vor. »Er fürchtet, dass die Schergen der Nekromanten bald durch einen anderen Eingang hierher gelangen. Wir sollten lieber tiefer in die Unterwelt vordringen.«
Martin war noch schläfrig und runzelte unwillig die Stirn. »Tiefer? Wohin soll uns das führen?«
»Widerstand«, schnaufte der Gnom schwerfällig. »Ich bringe euch.«
Martin hob die Brauen. »Was für ein Widerstand?«
»Galhud hat mir davon erzählt«, antwortete Shurma. »Offenbar sind die Oger auch gegen das Kaiserreich der Gnome vorgerückt, Chaos brach aus. Viele Gnome haben sich zusammengetan und versuchen, einen Widerstand zu organisieren mit dem Ziel, ihr Reich zurückzuerobern oder den Nekromanten zumindest zu schaden.«
Martin sah von Shurma zu dem Gnom und wieder zurück. Mit Mühe schluckte er die zynische Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag. Widerstand schön und gut, aber was nutzte ihnen das? Außerdem bezweifelte er, dass die Gnome viel ausrichten konnten. Dennoch suchte er nach höflichen Worten, immerhin hatten die Gnome sie gerettet.
»Euer Kampf ist aller Ehren wert«, begann er diplomatisch. »Aber wir müssen die Paladjur in Sicherheit bringen. Sie dürfen den Nekromanten nicht in die Hände fallen.«
Galhud schwieg eine Weile, er brauchte offenbar Zeit, die vielen Worte zu verstehen und seine Antwort zu formulieren. »Oben keine Sicherheit«, erwiderte er dann. »Dulbrin auch bald belagert, Oger, Wolfsmenschen überall.«
Martin stöhnte. »Wo kommen die alle nur auf einmal her?«, fragte er sich laut. »Wie dem auch sei, wir wollen uns nicht in der Unterwelt verstecken. Wir müssen die Paladjur nach Dulbrin bringen und zur Not auf den Kontinent, wenn auch die Stadt nicht mehr sicher ist.«
Galhud überlegte wieder enervierend lang, genau wie Lisor damals, bei der Unterredung im Haus der Paladine.
»Geheimen Tunnel gibt«, antwortete er schließlich. »Widerstand sie sicher bringen nach Dulbrin kann.«
Martin rieb sich die langen Bartstoppeln. Vielleicht kann uns der Widerstand ja doch von Nutzen sein , überlegte er. »Wir werden uns beratschlagen.«
Galhud neigte leicht den Kopf, als Zeichen, dass er verstanden hatte, und verließ die Höhle. Martin wandte sich an Shurma. »Lass uns Katmar wecken, ich will das nicht ohne ihn entscheiden.«
Sie gingen zu dem Paladjur hinüber, der auf der anderen Seite der Höhle lag und schnarchte. Shurma rüttelte ihn sanft wach und Martin berichtete ihm kurz von Galhuds Vorhaben. »Wie siehst du das? Du bist ja sozusagen der Anführer der Paladjur, du solltest das entscheiden.«
Katmar hob die Brauen. »Bin ich das?« Er sah sich in der Höhle um und zuckte seufzend mit den Schultern. »Sie sind alle erschöpft, die Kinder haben Angst. Wenn wir sie an die Oberfläche führen und dort Feinde lauern, werden wir eine leichte Beute sein. Noch so eine Hetzjagd stehen sie nicht durch. Wenn der Widerstand ihnen sicheres Geleit anbietet, sollten wir das unbedingt annehmen.
Was mich selbst angeht: Ich werde nicht weglaufen.« Seine Augen blitzten auf. »Wenn der Widerstand mir die Möglichkeit gibt, werde ich mit ihnen kämpfen. Was ist mit dir, Martin?«
»Lass uns erstmal abwarten, was das für ein Widerstand ist«, bremste Martin. »Ich rede mit Galhud, ruht ihr euch noch eine Weile aus.«
Shurma nickte gähnend und legte sich an der Wand hin. Katmar folgte Martin jedoch zum Ausgang, wo sie Galhud und den anderen Gnom fanden, die sich in ihrer schnaufenden Sprache unterhielten. Martin wartete geduldig, bis eine Pause in ihrer Konversation entstand. Er blickte von einem zum anderen, aber in dem schwachen Licht, das aus der Höhle drang, war es ihm unmöglich, die beiden zu unterscheiden. Sie trugen jeweils nur einen Lendenschurz und hatten die gleiche bräunliche Haut. Auch die Gesichter mit den großen Nasen und Ohren sahen für ihn beinahe gleich aus, nur die Ohrläppchen waren bei einem der Gnome deutlich ausgeprägter. Allerdings wusste Martin trotzdem nicht, welcher von beiden Galhud war.
»Ihr entschieden?«, fragte einer der Gnome.
Martin nickte. »Wie weit ist es bis zum
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